piwik no script img

vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In einer sommerlichen Nacht vor mehr als zwei Jahrtausenden, teilt das Maxim Gorki Theater mit, hätten sich im antiken Athen acht Männer zum festlichen Dinner getroffen. Dabei sei es zu emphatischen Reden über Eros und Macht gekommen. Das Ende, hört man auch, sei einigermaßen chaotisch gewesen. Schließlich hätte der Hass regiert. Stephan Müller hat Platons Gastmahl nun ins Stadtbad an der Oderberger Straße verlegt, wo sich nicht nur der Geist, sondern auch der Körper wunderbar entblößen lässt. Denn schließlich streiten die Männer, um dem schönsten und jüngsten Mann in der Runde zu gefallen. Auf dass er gefällig werde (ab Mittwoch). Dass Eros und Macht im Verbund mit Politik und Religion eine ziemlich explosive Mischung sind, hat Friedrich Schiller uns schon mit seinem Trauerspiel „Maria Stuart“ erklärt. Regisseur Thomas Bischoff hat am Deutschen Theater nun die Königinnen mit zwei sehr jungen Schauspielerinnen besetzt, zwei junge Frauen im Fadenkreuz von Leidenschaften und Lobbyisten (Premiere am Freitag). Auch mit sechs Jahren kann Liebe schon tragisch sein. Jedenfalls wenn sie nicht erwidert wird. Diese Erfahrung macht der kleine Julius. Deswegen denkt er sich eine Traumfrau aus. Volker Ludwig hat diese Geschichte in seinem neuen Grips-Stück „Julius und die Geister“ erzählt, das am Donnerstag uraufgeführt wird. Not macht nicht nur in der Liebe erfinderisch. Weil Castorfs Dostojewski-Marathon „Der Idiot“ trotz Überlänge (5 Stunden!) nicht abschreckend wirkt, sind sämtliche Vorstellungen in diesem Jahr schon ausverkauft. Bühnenbildner Bert Neumann hat der NEUSTADT deswegen ein Kino hinzugefügt, wo die Aufführung als Videomitschnitt verfolgt werden kann (siehe auch oben).

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen