: Mordserie gestoppt?
Die Washingtoner Polizei hält zwei Festgenommene für Tatverdächtige. Ex-Golfkriegssoldat war zum Islam konvertiert. Sturmgewehr gefunden
WASHINGTON taz ■ Ist die Serie von Morden um Washington durch einen unbekannten Heckenschützen endlich beendet? Die Polizei von Montgomery County geht inzwischen tatsächlich davon aus, dass es sich bei zwei gestern verhafteten Männern nicht um Zeugen handelt, sondern um Verdächtige. Das meldeten mehrere US-Nachrichtenkanäle unter Berufung auf Polizeiquellen.
Der 42-jährige John Allen Muhammad – vormals, als Golfkriegssoldat, noch unter dem Nachnamen Williams bekannt – und sein Stiefsohn John Lee Malvo befanden sich gestern an geheimem Ort in Polizeigewahrsam. Sie waren ohne jeden Widerstand in ihrem Auto schlafend festgenommen worden, nur Stunden nachdem die Fahndung nach den Männern und dem Auto bekannt gegeben worden war. Im Kofferraum des Autos der zwei fanden Polizisten ein Sturmgewehr.
Offenbar hat der Sniper – oder der, den die Polizei dafür hält – die Beamten selbst auf die Spur von Muhammad und Malvo gebracht. Bei einem der Anrufe habe er behauptet, an einem Raubüberfall im September in Alabama beteiligt gewesen zu sein, man solle ihn gefälligst ernst nehmen. Bislang konnte die Polizei allerdings keine Hinweise darauf veröffentlichen, dass jener Raubüberfall tatsächlich Gemeinsamkeiten mit den Scharfschützenangriffen aufweist. Die Untersuchung des Überfalls führte allerdings zu den Fingerabdrücken von John Lee Malvo, und die führten zu einer Hausdurchsuchung in dessen Haus. Ziel der Durchsuchung war es offenbar, Munitionsreste von Schießübungen zu finden, um eine Verbindung zum Sniper herstellen zu können.
Die Verweise der Medien auf Polizeiangaben, nach denen Muhammad und Malvo jetzt Verdächtige seien, deuten darauf hin, dass die Suche Erfolg gehabt haben könnte.
Die US-Medien gaben sich gestern größte Mühe, Informationen über Williams zusammenzutragen. Binnen Stunden hatten sie herausgefunden, dass Williams vor Jahren zum Islam konvertiert und zu Muhammad geworden sei. Laut NBC soll Muhammad nach dem 11. September Sympathie für die Kidnapper bekundet haben.
Bereits am Mittwoch hatte die Polizei bekannt gegeben, dass der Mord an einem Busfahrer vom Montag gemäß den ballistischen Untersuchungen des Geschosses ebenfalls auf das Konto des Snipers gehe. Seit dem 2. Oktober sind damit zehn Menschen von dem Scharfschützen getötet worden. PKT
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