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Ein Leben in drei schnellen Worten

Peter war ein Heroinjunkie der ersten Stunde. Heute braucht er nur noch geringe Mengen der Ersatzdroge Methadon

Peter will seinen wahren Namen nicht nennen, neue Freunde nicht mit seiner Vergangenheit verschrecken. Nächstes Jahr wird er 50, und er hat viel hinter sich gebracht: 1969 Haschisch probiert, 1974 Heroin, in den 80ern davon abhängig geworden. Er erzählt in kurzen, schnellen Sätzen von dieser Zeit, die Erinnerungen sind säuberlich aufgereiht, und Auslassungen werden spürbar, denn die alten Ideale wirken noch: selektieren, was gesagt werden darf und was nicht.

Im Ruhrpott wuchs er auf. Macher muss man sein, hat er dort gelernt, um akzeptiert zu werden. Die ersten sieben Lebensjahre, das waren Prügel vom Vater, Ablehnung und Flucht in die Arme der Mutter. Ein Gewitter der Emotionen, das bis heute nachhallt.

An solche Erinnerungen geht niemand so einfach ran, sie werden eingebuddelt und ihrer Bedeutung beraubt. Wenn Peter darüber redet, dann mehr wie über eine Sache. Das ist ungefährlicher, die Identität gerät nicht ins Wanken.

Peter wollte immer gefährlich leben. Groß mit Drogen handeln, dafür ist er dann in den Knast gewandert. Das ganze Programm hat er in diesen Jahren dann mitgemacht: Haft, Therapie, Rückfall, Methadon. Heute braucht er nur noch eine geringe Menge der Ersatzdroge, treibt viel Sport, er sucht und findet sich neu. Das beweist Mut. Pfadfindergemeinschaften – irgendwie bringt man ihn sofort damit in Verbindung. Am Lagerfeuer sitzen, eine Gruppe sein. Kameradschaft ist für Peter mehr als nur ein Wert. Es ist eine Kategorie, in die er seine Sehnsüchte bettet. Ein wenig Ruhrpottromantik ist halt dabei, wenn er von solchen Erlebnissen schwärmt.

Ein Fazit seiner Drogenkarriere soll er ziehen. Das hat er parat, ohne große Überlegung, als würde er es täglich wiederholen: „Exzessiv, schön und grausam.“ Eine Leben in drei Worten.

ROBERT MEYER

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