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Umzug aufgeschoben

Kinowelt-Gründer Michael Kölmel im Knast, Unternehmenszukunft ist ungewiss

MÜNCHEN dpa/taz ■ Kinowelt-Gründer Michael Kölmel ist am Montag verhaftet worden. Es habe Fluchtgefahr bestanden, sagte ein Sprecher des Landgerichts München. Ermittelt werde gegen den früheren Chef des insolventen Kinowelt-Konzerns wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und der Untreue. Auch gegen seinen Bruder und Geschäftspartner Rainer Kölmel läuft ein Ermittlungsverfahren. Dieser befindet sich aber auf freiem Fuß.

Damit dürfte eines der absurderen Mediengeschäfte des Jahres fürs erste auf Eis gelegt sein: Ab morgen sollte Kinowelt eigentlich wieder den Kölmels gehören. Für rund 32 Millionen Euro wollen die Brüder wieder Eigentümer des von ihnen in die Pleite gerittenen Unternehmens werden. Die Zukunft der Medienfirma, die im Zuge des Rückkaufs ihren Firmensitz von München nach Leipzig verlegen will, ist nun ungewiss. Der Kinowelt-Aktienkurs war bereits am Montag um zeitweise mehr als ein Drittel eingebrochen. Das einstige Schwergewicht am Neuen Markt gilt schon länger als reines Zockerpapier.

Abgezockt fühlen sich auch die übrig gebliebenen Mitarbeiter des einstigen Vorzeigeunternehmens: Viele sind über den Rückverkauf an die Kölmel-Brüder entsetzt. „Nachvollziehen kann das keiner“, heißt es in München, der Insolvenzverwalter habe der Belegschaft sinngemäß lediglich mitgeteilt, „es wäre eben kein anderer da“. Die Verhaftung von Michael Kölmel komme „völlig überraschend“, habe aber wohl „nichts mit Insolvenzverwalter Ott zu tun“.

Vor allem erbost die Mitarbeiter, dass die Kölmels bei den laufenden Verhandlungen über einen Sozialplan „suggerieren, für Abfindungen“ sei kein Geld da, „aber 32 Millionen für die Übernahme hinblättern“. Vom Umzug nach Leipzig wären rund 60 der derzeit noch 90 Kinowelt-Beschäftigten betroffen. Grund für die Umzugspläne: Zum Wohle des Medienstandorts Sachsen hatte die Leipziger Sparkasse gemeinsam mit anderen Banken Kredite in Höhe von rund 23 Millionen Euro zugesagt. STG

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