: Abschied von KirchMedia
Konsortium aus Bauer-Verlag und HypoVereinsbank übernimmt Kirchs Free-TV-Sender und den Programmhandel. Die mangelnde Fernseherfahrung der Neueigentümer soll Columbia ausgleichen
von STEFFEN GRIMBERG
And the Winner is: der Heinrich Bauer Verlag. Gemeinsam mit der HypoVereinsbank wird das Hamburger Zeitschriftenhaus neuer Hauptgesellschafter der KirchMedia. Die insolvente Sender- und Programmholding der Kirch-Gruppe will mit einem Konsortium unter Bauer-Führung exklusive Übernahmeverhandlungen aufnehmen. Die Gläubiger hätten sich im Grundsatz für das Angebot des Konsortiums entschieden, sagte KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems.
Der Kaufpreis soll bei knapp 2 Milliarden Euro liegen. Zur KirchMedia gehören neben der Mehrheitsbeteiligung an derProSiebenSat.1 Media AG (u. a. Senderfamlie aus Sat.1, Pro 7, Kabel 1, N 24) zahlreiche Produktionsfirmen und der Film- und Fernsehrechtehandelszweig der Kirch-Gruppe. Die ebenfalls insolvente KirchPay TV-Holding (Premiere) ist von der Einigung nicht berührt.
Allgemein wird damit gerechnet, dass sich die Sony-Tochter Columbia Tristar dem Konsortium anschließt. Sie brächte neben dem Zugang zu internationalen Märkten dringend benötigtes Fernseh-Know-how mit. Denn der Heinrich Bauer Verlag gehört mit einem geschätzten Jahresumsatz von rund 1,6 Milliarden Euro zwar zu den großen deutschen Medienunternehmen. Sein Angebot beschränkt sich aber fast ausschließlich auf Zeitschriften.
Daher birgt der Deal für Bauer ein erhebliches Risiko. Im Fernsehgeschäft war der Konzern mit seinen 31,5 Anteilsprozenten bei RTL 2 bisher lediglich Juniorpartner. Für ein „Überangebot an fähigen TV-Managern“ habe das bisher aber nicht gesorgt, lästert ein Branchenkenner. Außerdem dürfte sich die RTL 2-Beteiligung im Verlauf der weiteren Verhandlungen als nicht ganz unproblematisch erweisen: Hauptgesellschafter des Senders ist die mehrheitlich zu Bertelsmann gehörende RTL Group – und damit die direkte Konkurrenz im Free-TV. Sicher ist immerhin, dass der Name KirchMedia verschwindet.
Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis die Verträge unter Dach und Fach sind“, sagte Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter, einst Medienberater von Helmut Kohl. Auch Konzernsenior Heinz Bauer, der in vierter Generation dem Familienkonzern vorsteht, werden gute Kontakte zur CDU nachgesagt. Politisch hat sich der Bauer-Verlag aber nie engagiert, seine Produktpalette umfasst vor allem Programm-, Jugend-, Frauen- und Ratgebertitel (Bravo, TV Movie, Neue Revue, Tina).
Bauer und die HypoVereinsbank, bei der die KirchMedia mit rund 460 Millionen Euro in der Kreide steht, hätten das beste Angebot abgegeben und würden am Konzept eines integrierten Medienkonzerns aus Produktionsunternehmen und Sendern festhalten, begründtete Ziems die Entscheidung. Positive Töne auch von der ProSiebenSat.1 Media AG: „Wir begrüßen das. Jetzt bewegt sich alles auf eine sinnvolle Lösung zu“, sagte AG-Sprecher Torsten Rossmann.
Und wenn Bauer mit dem neuen Laden doch nicht klarkommt, hilft vielleicht ein Blick ins eigene Verlagsangebot. Schließlich heißt da ein Titel ganz optimistisch Selbst ist der Mann.
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