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vorlauf konzert Thomas Mauch hört aufden Sound der Stadt

Das Zauberwort heißt Intensität. Da müssen fortgeschrittene handwerkliche Fähigkeiten gar nicht immer von Vorteil für sein, aber das hat den Musikern von Naftule’s Dream glücklicherweise noch niemand gesagt, und so spielten sie mit einer aberwitzigen Virtuosität alle Kleinmütigkeit platt an die Wand, zerfaserten die Musik bis auf die nackten Knochen, rockten Himmel und Hölle und warfen Melodien von einer herzschneidenden Schönheit zwischenrein, dass man in Tränen bekennen durfte, hier wirklich eine Klezmerkapelle bei der Arbeit zu hören, vorgestern im RAW-Tempel, die halt gleichzeitig noch ein Dekonstruktionsensemble, ein Hardcorejazz-Sextett und High-Energy-Playing-Kollektiv ist. Großartige Ich-bin-mehr-als-nur-zwei-Öltankmusik. Unbedingt vorzumerken für die Jahresendabrechnung. Das war. Motorpsycho wird. Immer mehr. Immer mächtiger. Mit ihrem Plattenoutput kann die norwegische Band mittlerweile einen kleinen Fjord auffüllen. Jede Scheibe verrechnet sich mit mehr Fans. Mit mehr Musik, die sich Motorpsycho in einem beharrlich mäandrierenden Kreisen einverleibt, dass nun neben warmblütigem Metal und Gitarrenfransenrock auch Westküstengelassenheit in diesem durchaus begütigenden Mahlstrom mitschwimmt. Treiben lassen und getrieben sein. Heute Abend in der Columbiahalle (21 Uhr). Wenn man überhaupt genauer in den stream of conciousness hineinhorcht, merkt man, dass da Schattenwesen tanzen, die man seiner Ratio gar nicht zutrauen würde, und am Mittwoch locken die Ambienttrancerocker Ole Lukkoye aus St. Petersburg im RAW-Tempel (21 Uhr) den Schamanen in dir heraus. Man muss nur die walisischen Acidheads von Man vorneweg ohne Brummschädel überstanden haben.

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