themenläden und andere clubs: Modenshows gehören zum Champagner-Business
Busenfrei und Spaß dabei
Ein Champagner-Kater ist etwas ganz Spezielles. Er macht keine Kopfschmerzen, sondern Kopfklingen, man riecht nicht nach Kneipe, sondern duftet zart nach vergorenen Trauben, und wenn ich mich recht erinnere, behauptete eine Freundin vor Urzeiten mal, man würde Champagner-Alkoholiker von anderen Alkoholikern unterscheiden können: Sie hätten weniger Falten.
Leider wird es nie so weit kommen, dass man mich mit 50 immer noch für 17 hält. Ich habe nämlich viel zu selten Champagner-Kater, was daran liegt, dass ich (noch!) arm bin. Aus diesem Grund habe ich mich auch auf den großen Moët-&-Chandon-Fashion-Debut-Abend im Postbahnhof am Ostbahnhof geschmuggelt: Ich mag ja arm sein, aber doch nicht blöd! Wenn irgendwo Champagner für lau draufsteht, dann gehe ich doch wohl hin!
Vor der Sause musste man erst zugucken, wie die „Designer von morgen“ ihre „Vision von Mode in Szene setzen“. Was aber okay ist: Ich schaue gerne langbeinige Mädels an, die mir flunschziehend entgegenstaksen. Ich glaube, an dem Staksen erkennt man die Amateure. Profi-Models staksen nicht mehr, die Mädels beim gestrigen Moët-Abend staksten jedoch ganz reizend, wie große, schöne, heroinabhängige Störche. Zuerst staksten sie vornehmlich in Beige und Rosa und Gold und Rüschen, der Kollektion von „Hartbo & 'LwiG“, die „jung und reich und sexy sein wollen und Mode für Gleichgesinnte kreiieren“ – Gleichgesinnte wie mich also, besser könnte ich mich auch nicht beschreiben. Trotzdem konnte ich mich in keiner ihrer Kreationen wiederfinden, aber das kommt noch.
Nadine Lange, die zweite Modemacherin des Abends, die alles verpaspelt und mit Bändern benäht, was sie in die Finger bekommt, gefällt mir ebenfalls: Man kann heutzutage nicht genug paspeln. Wäre ich nachher, bei der After-Show-Party mit DJ Munich (kommt bestimmt aus Freising), allein durch Champagnerkonsum reich geworden, dann hätte ich mir das grüne Godzilla-Outfit gekauft: Auf dem Rücken, da wo bei Godzilla der Reißverschluss sitzt, hat es lustige, verpaspelte Rüschen. Stilgeber heißt ein Duo aus München, sie machen „Stylingmix für den pulsierenden Alltag einer modernen Frau“, wieder was für mich, so ein Zufall! Und dann der Vivienne-Westwood-Student Frank Schelhase, dessen „couturige Mode sich an starke Persönlichkeiten“ richtet: Endlich busenfreies Zeugs, daran erkennt man schließlich echte Modenshow-Mode, dass man sie auf keinen Fall tragen kann. Aber nicht, dass ich nicht starke Persönlichkeit genug bin, den ganzen Sommer oben ohne herumzulaufen, habe ich jahrelang gemacht. Wer mich kennt, weiß Bescheid und kennt meine Vorhöfe besser als ich meine Westentasche.
Nach den Mädels durfte man ins Erdgeschoss, zu DJ Munich und den 0,2-Schampus-Fläschchen mit Strohhalm. Das soll ja ein neuer Trend sein, hab ich beim Arzt gelesen (regelmäßige Leberwertkontrolle kann Leben retten!), das mit den 0,2-Fläschchen. Richtig überzeugen kann es mich aber nicht, man muss zu viel rülpsen. Ich halte mich lieber an altmodische Gläser. Geht auch mehr rein. Leider fehlen mir zwei Stunden bis Mitternacht, wo ich mich bester Laune an einer Straßenecke in der Nähe meiner Wohnung wiederfand. Aber die habe ich bestimmt mit angeregten und tiefgründigen Gesprächen verbracht. Schließlich war die gesamte Sat.1-Moderatorinnen-Riege da. JENNI ZYLKA
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