: was macht eigentlich ...der Kapuzenräuber?
Nicht mehr telefonieren
Tag und Nacht hat er telefoniert mit seiner Freundin in Jugoslawien. Als das Geld nicht mehr reichte, die Rechnungen zu zahlen für die teuren Gespräche, zog der 21-jährige Berliner einen Kapuzenpulli über und ging dorthin, wo selbst in Neukölln noch Geld zu finden ist: in eine Bank.
Sechs Überfälle beging er in den letzten zwei Monaten, die Zeitungen verbreiteten sein Phantombild und tauften ihn auf den Namen „Kapuzenpulli-Täter.“ Jetzt ist er gefasst, die Polizei teilt mit: Tatmotiv Liebe.
Und schon ist er da: der eigenartige Mythos, der Banküberfälle von jeher umweht, jene Mischung aus Romantik, Männlichkeit und Gewalt. Von den berüchtigten Filmräubern des Wilden Westens, die alleine antraten gegen die eben so korrupten wie langweiligen Kassierertypen hinter den staubigen Tresen, bis zu den ganz realen Terroristen der „Bewegung 2. Juni“ zieht sich die Linie.
Auch die „Bewegung 2. Juni“ hatte sich für ihren berühmt gewordenen Überfall am 30. Juni 1975 eine Neuköllner Bank ausgesucht – und für ihren eigenen Mythos gleich selbst gesorgt: Während ein Teil der Gruppe die Kasse ausräumte, boten die anderen Bankräuber den verschreckten Kunden Negerküsse an.
Auch der Kapuzenräuber hätte mehr auf die Kunden achten sollen: Als er eine Bank in Schöneberg betrat, erkannte ihn ein pensionierter Polizist und alarmierte seine Kollegen. Und so bleibt ihm wenig übrig von all der Romantik: eine kahle Zelle. Ohne Telefon. TGOE FOTO: ARCHIV
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