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„Kahn und Michelle wären die Sensation“

„Bild“-Sportchef Alfred Draxler (47) über den unschätzbaren Wert des FC Bayern München, die bösen Gerüchte über Deutschlands Nationaltorhüter und den Schlagerstar – und warum man den Bundesliga-Club nicht mit Verona Feldbusch vergleichen kann

taz: Herr Draxler, Sie haben das Bayern-Aus als „größte Pleite aller Zeiten“ bezeichnet. Woran bemessen Sie das?

Alfred Draxler: Das ist eine Frage der Ansprüche, die der Verein selbst hat. Wenn ein Verein wie Bayer Leverkusen rausfliegt, dann ist das nicht die größte Pleite, weil Leverkusen diesen Anspruch nicht hat, Champions-League-Sieger zu werden.

Wer den „besten Kader aller Zeiten“ für sich beansprucht, der muss dann also mit der „größten Pleite aller Zeiten“ rechnen?

Bayern hat die Ansprüche: Wir wollen alle Titel – immer, jedes Jahr! Schon im vergangenen Jahr haben sie keinen Titel geholt – und jetzt dieses schmähliche Ende in der ersten Runde. Und das ist dann die größte Pleite.

Wenn der FC Bayern vor der Saison von Umbruch und nicht von „weißem Ballett“ geredet hätte, hätte der FC Bayern jetzt mit mehr Milde rechnen können?

Klar. Wenn sie gesagt hätten, wir wollen die Titel nicht auf Teufel komm raus, wäre der Druck sicher nicht so groß gewesen. Aber es hieß ja, der FC Bayern hat den besten Kader aller Zeiten. Dann muss man damit rechnen, dass man auch genauso tief fällt, wenn man das Geschäft so ernst nimmt, wie wir und die Fans es nehmen.

Könnte Borussia Dortmund es schaffen, für genau so viel Aufregung zu sorgen wie der FC Bayern?

Nein. Bayern München, das stellen wir immer wieder fest, hat das größte Interesse von allen Fußball-Clubs. Für den Boulevardjournalismus hat der FC Bayern München den unschätzbaren Vorteil, dass dieser Verein polarisiert. Egal was bei denen passiert, haben sie immer Pro und Contra.

Entweder hasst oder liebt man den FC Bayern – dazwischen gibt’s nichts?

Es gab immer Typen, das fing bei Beckenbauer schon an, die charismatisch waren und polarisiert haben.

Jemand wie Ballack polarisiert heute doch nicht mehr.

Effenberg hat vor zehn Jahren auch nicht polarisiert. Ballack kann ja noch in diese Rolle kommen. Es sind ja nicht nur die Spieler. Es ist der Club, die große Vergangenheit, das Umfeld, das Promi-Aufgebot. Wenn sie bei Bayern München auf die Haupttribüne gehen und nach links und rechts schauen, sehen sie nur Weltmeister.

Beim FC Bayern darf es also nie ruhig zugehen, sonst würden sie ja langweilig?

Das habe ich nicht gesagt. Es ist ja nicht nur so, wenn Bayern München Krawall hat. Bayern München polarisiert auch, wenn sie Erfolge haben Es gibt Leute, die ärgern sich, wenn Bayern München Deutscher Meister wird.

Auch für Bild wird der Club niemals langweilig, selbst wenn alles ruhig zugeht, wenn die ihr Ding durchziehen?

Nein. Das ist der unschätzbare Wert des FC Bayern, dass er immer polarisiert. Egal was passiert.

Ist für Bild der FC Bayern wichtiger als Verona Feldbusch?

Das kann man nicht vergleichen. Ist für Sie die Deutsche Bundesbahn wichtiger als die Gesundheitsministerin? Ich recherchiere mal da und mal da, und wir berichten über den und über die. Sie können einen Verein nicht mit einer Person vergleichen.

Wären Oliver Kahn und Michelle als Paar eine Sensation?

Klar.

Warum?

Weil es einfach eine Sensation ist, wenn der deutsche Weltklassetorwart mit einer bekannten Schlagersängerin zusammen ist. Nur ist es ja nicht so.

Wären sie besser noch als Boris Becker und Sabrina Setlur?

Kann ich nicht vergleichen. Völlig andere Zeiten, völlig andere Menschen.

Wie lange hält sich der FC Bayern auf Ihrer Titelseite?

Solange er Nachrichten produziert. Wenn sie gegen Dortmund verlieren, wird das noch weitergehen. Auch wenn Bayern Dortmund schlägt, wird das auf die Seite eins kommen. Und wenn sie die Krise besiegen, auch.

INTERVIEW: THILO KNOTT

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