: Mieter trocken gelegt
Strom- und Wasserschulden des Vermieters sorgten für Aufregung bei Mietparteien. Fragwürdiges Happy-End in Sicht
Montagmorgen in Bremen. Mieter Andreas R. dreht den Wasserhahn auf. Eigentlich kein Problem. Heute aber entweicht dem Stahlrohr nicht ein Tropfen. Andreas R. stutzt. Er ruft bei der swb enordia an. Die bestätigt die Wassersperre und nennt ihm den Grund. „Wegen unbezahlter Rechnungen des Vermieters wurde den vier Mietparteien im Haus das Wasser abgestellt“, erklärt Andreas R. „Der hat 1600 Euro Strom- und Wasserschulden bei uns“, bestätigt Marlene Odenbach, Pressesprecherin des Versorgers.
„Nur weil ich mich gemeldet habe, wurde das Wasser nach dreißig Minuten wieder angestellt“, so Andreas R. weiter. Doch das sei lediglich eine Gnadenfrist bis zum 22.11., habe ihm die enordia mitgeteilt. Angst vor diesem „Tag X“ und seinen Folgen plagten ihn.
Doch jetzt scheint alles gut zu enden. Vermieter und „Oldtimer“-Wirt Hans Lotze versichert: „Ich krieg‘ das in dieser Woche gebacken, die brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ Andreas R. hat seine Zweifel daran. Lotze nahm den Vorfall in Kauf und antwortete nicht auf Mahnungen des Betreibers wegen ausstehender Rechnungen. Viel machte ihm die Wassersperre nicht aus. Zwar befindet sich seine Kneipe in dem Gebäude, er selbst aber wohnt woanders.
Die enordia wiederum will sich nicht weiter mit ihm herumärgern. Bereits im August hatte sie seine Verträge gekündigt. Lotzes Mieter bezahlen eine Pauschalmiete inklusive Nebenkosten an ihn. Die hat er zwar gerne kassiert, jedoch nicht weitergeleitet. Die enordia wartete aufs Geld und entzog das Wasser in dem Haus, wo sie Lotzes Wohnort vermutet hat. „Normalerweise würden wir zuerst den Strom abstellen“, sagt Odenbach, „das tut nicht ganz so weh.“ Aber das geht nur am Zähler im Hauskeller, an den die Mieter mangels Schlüssel nicht herankommen. Die Wassersperre dagegen kann das Unternehmen von der Straße aus verhängen. Andreas R. malte sich bereits in schlimmsten Farben die Konsequenzen für die Hygiene von Körper und Wohnung aus.
Pikant an so einer Wassersperre: Das Gesundheitsamt hat keine rechtliche Handhabe, um einer möglichen Verdreckung vorzubeugen. Mitarbeiterin Sabine Luther dazu: „Das ist ein privatrechtliches Problem, bei dem wir nicht eingreifen können.Man kann Wasser schließlich auch im Supermarkt kaufen und im Schwimmbad duschen.“ Enordia prüft jetzt die rechtlichen Umstände. „Inzwischen wissen wir, dass der Vermieter dort nicht selbst wohnt“, sagt Odenbach. „Da wir die Mieter nicht schädigen wollen, werden wir das Wasser dort nicht sperren“. Man werde andere Wege suchen. Ein glückliches Ende also für Andreas R. Vorläufig. Lutz Steinbrück
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