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herr tietz macht einen weiten einwurfFRITZ TIETZ über böse Gerüchte

Wenn Olli Inge liebt

Die Michelle und der Olli. Die Öde und das Biest. Das Bayern-Ungeheuer und die Piepsmaus. „Klar, das wäre eine Sensation“, trompetete neulich im taz-Interview der immer um eine Strähne zu glänzend frisierte Bild-Mitmacher Alfred Draxler. Der Sport-Chef von Europas größtem Drecks- und Fachblatt für anderer Leute Unterhosengeschichten spielte damit auf jene „bösen Gerüchte“ (Bild) an, nach denen angeblich Bayern-Torwart Oliver Kahn („Nie aufgeben!“) was mit der Schlagersängerin Michelle („Wer Liebe lebt“) habe – und umgekehrt. „Nur ist es ja nicht so“, bedauerte Draxler das inzwischen komplett dementierte Sensatiönchen, und auch die Schlüpferstürmer einiger anderer Revolverblätter und Tratschmagazine konnten ihre Enttäuschung kaum verhehlen: Alles bloß erfunden. Höchste Zeit also, neue überraschende Gerüchte in die Sportwelt zu streuen. Wie wär’s zum Beispiel damit: „Oliver Kahn: ‚Ja, ich liebe Inge Meysel!‘“ Oder: „Effe stinksauer: Seine Martina heiratete heimlich Frau Strunz.“ Oder gern auch und immer wieder: „Reiner Calmund: Geplatzt!“

Gar nicht auszudenken übrigens, welche weitreichenden, auch sportlichen Folgen solche Gerüchte hätten, so sie sich bewahrheiteten. Zum Beispiel Kahn: Der zöge sicher, frisch verknallt wie er ist bzw. durchgeknallt („Knallt Kahn durch?“ titelte Bild ja unlängst wirklich), zu Frau Meysel nach Hamburg. Schließlich ist die Mutter der Nation bzw. der Nationalmannschaft, wie Deutschlands Ausnahmetorwart sie hoffentlich liebevoll nennen würde, nicht mehr die allerjüngste. „Liebster Olli“, so würde sie ihm deshalb wohl zu bedenken geben, „einen alten Zausel wie mich verpflanzt man nicht. Besser, du ziehst zu mir.“ Solche Umzugspläne aber lösten vermutlich, kaum dass sie bekannt geworden, eine Kette weiterer sensationeller Gerüchte aus, allen voran natürlich die auch sonst gerne herbeigeunkten Wechselgerüchte. Tatsächlich ließe sich jetzt bestens darüber spekulieren, ob Kahn sich möglicherweise einen neuen Arbeitgeber in unmittelbarer Liebesnestnähe suchen würde. Und das könnte nur der HSV sein. So käme eins zum anderen. Der FC Bayern München, nunmehr ohne ersten Torwart, müsste sich nach einem neuen Keeper umschauen – und verpflichtete, das würde mir jedenfalls am besten gefallen, den Dortmunder Mittelstürmer Jan Koller als seine neue Nummer eins. Was so abwegig gar nicht ist, schließlich ist Koller aufgrund seiner überraschend guten Leistung in München prompt zum Torwart der tschechischen Nationalmannschaft berufen worden. Noch so ein Gerücht.

Kollers erfolgreicher Einsatz hat übrigens in Fußballer-Kreisen zu einer regen Diskussion darüber geführt, ob man nicht besser ganz auf einen hauptamtlichen Torwart verzichtet. Stattdessen sollen künftig, so wie wir’s früher auf dem Bolzplatz immer machten, reihum die Feldspieler in den Kasten. Das erhöht sicher die potenziellen Fliegenfängereien bei torgefährlichen Strafraumszenen und damit auch die durchschnittliche Trefferquote, fördert aber bestimmt auch manch unentdecktes Talent zutage, siehe Koller. Vor allem aber wäre dann Oliver Kahn seinen Job los und könnte also fortan von Klatschreportern unbehelligt seinen Liebschaften mit wem auch immer nachgehen – wenn er denn welche hätte.

Letzte Meldung: Die Bayern-Manager Hoeneß und Rummenigge wurden gestern verhaftet, als sie eine Millionenspende ihres Vereins an das Terrornetzwerk al-Qaida von der Steuer abzusetzen versuchten. Vor allem Lothar Matthäus wird’s freuen, wenn jetzt die beiden möglicherweise für ein paar Jahre in der Terrorhaft verschwinden. Schließlich hatte Hoeneß erst am Wochenende eine Jobanfrage des Rekord-Nationalspielers höhnisch abgewiesen: „So lange ich und der Kalle etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.“ Matthäus hat sich unterdessen beim FC Bayern erneut um die Stelle des Platzwarts beworben.

Fotohinweis: Fritz Tietz ist 43 Jahre alt, lebt als Nachfahre ostpreußischer Einwanderer in der Nordheide und treibt gelegentlich Sport.

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