Urdrüs wahre Kolumne
: Baggerführer, saget nein!

Friedhofsgärtnereien stehen nicht gerade im Mittelpunkt des Verbraucherinteresses, doch in der „Stillen Zeit“ des November-Blues, wo zwischen Totensonntag und Volkstrauertag das Gedenken an die Verblichenen Konjunktur hat, ballt sich auch dort schon mal das Publikum. Stolze 15 Euro soll ein eher schlichter Grabschmuck in Gestalt eines mickrigen Tannengestecks kosten, und als die Verkäuferin der zögernden Kundin im gehobenen Rentenalter bedeutet, dass „darunter überhaupt nichts zu kriegen ist, was irgendetwas hermacht“, antwortet diese im kühlen Wissen um postmortale Übereinstimmung mit dem verstorbenen Ehemann: „Nee, dreißig Mark für so’n verrutschten Adventskranz, das hätte Heini nie gewollt. Lassense man, dafür sammel ich im Waller Park ein paar schöne Zweige und gehe für

das Geld mal ordentlich Kaffee trinken...“

Ein „schönes intaktes Kleingartengebiet“ soll auf Befehl von perversen Planungsfetischisten, Zechbaufreunden und anderen Mafiosi just in jenem Bereich entstehen, wo jetzt noch die freie Waller Republik Parzellistan ihren BürgerInnen Glück und Heimat bietet: O Baggerführer Willibald, der man Dich nötigen möchte, für solche Verbrechen Deine Hämmorriden zu strapazieren und daran mit Deinen schwieligen Händen teilzuhaben– sage nein! Jeder Widerstand gegen diese Zwangsvertreibung ist gerechtfertigt, nichts wird von diesen Gräueltaten jemals vergessen und vergeben werden. Um des lieben Friedens willen, stoppt den Blödsinn, gewährt Mensch und Maulwurf, Quecke, Distelfink, Kaninchen, Hühnern und schmerbäuchigen Dackeln das Recht auf eine freundschaftliche Koexistenz und nachbarschaftliches Miteinander. Wie? Ihr wollt nicht? Na wartet! Wir können auch ganz entschieden anders...

Richtig lecker , diese Nackedei-Aktion der Mannsbilder von der Bremer Gleichstellungsstelle gegen die dummgeile Bückstück-Kampagne der Bild-Zeitung. Kompliment, Kompliment. Und wenn Nashorn-Bürgermeister Henning Scherff den antisexistischen Kampf auch noch zur Chefsache macht, freuen wir uns heute schon auf den Starschnitt mit dem Gruppenbild der senatorischen Pöterbären unter den Rathaus-Arkaden für die -Wochenendausgaben dieses Blattes im Dezember. Denn etwas Warmes braucht der Mensch!

Natürlich sehen wir ein, dass die Geschmäcker verschieden sind und Bremerhavens CDU-Chef Michael Teiser auf den modischen Trend zum Kopftuchtragen in seinem Kirchspiel mit Unbehagen reagiert. Wenn er daraus aber ein soziokulturelles Modediktat entwickelt, so muss er sich allerdings die Frage gefallen lassen, ob seine nun wirklich extrem hässlichen Sparkassenanzüge und Vertreterschlipse nicht geeignet sind, das ästhetische Empfinden weiter Bevölkerungskreise so zu verletzen, dass man für sein öffentliches Auftreten eigentlich die Ganzkörper-Burkha verbindlich machen müsste.

George Orwells visionäre Zeitenwende ist ja nun schon eine Weile her, aber wenn die Propaganda-Stelle gegen die Castor-Gegner in der Polizeiinspektion Lüchow für die Entgegennahme der offiziellen Interpretationen durch die Damen und Herren Medienvertreter als „Kommunikationszentrum“ firmiert, sind wir dem Big-Brother-Projekt der Verbiegung von Inhalt und Sprache doch wieder mal einen bösen Schritt näher gekommen, meint jedenfalls

Ulrich
„Tag X“ Reineking