vorlauf konzert Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Das Vater-Sohn-Ding: Nach den Regeln des rechtschaffenen Generationenkonflikts sollte man als Nachgeborener doch nach der alten Weise von Ton Steine Scherben krakeelen: „Ich will nicht werden, was mein Alter ist.“ Eigentlich. In der Lebenspraxis aber freut man sich an Traditionslinien und betrachtet mit Gefallen Stammhäuser, an denen eingemeiselt steht: „Hier am Platze seit dem siebenbürgischem Erbfolgekrieg“. Jedenfalls schätzt man, wenn wenigstens anständiger Musikunterricht weitergereicht wird. Oder zumindest ein Vorbild, an dessen Halsstarrigkeit man sich abarbeiten kann. Vater / Sohn. Wie Brötzmann, Peter /Brötzmann, Caspar. Oder Alexander von Schlippenbach und DJ Ill Vibe. Ersterer immer noch ein gewiefter Freejazz-Stratege mit mächtig Wucht an den Tasten (was gerade beim Total Music Meeting und dem Jazz-Fest zu überprüfen war). Zweiteren kennt man als Plattenspieler bei Lychee Lassi, aber beim Sohn-Vater-Treffen heute Abend wird er Schlagzeug spielen, im Jazzkeller Treptow (21 Uhr), den man eh besuchen sollte, solange es ihn noch gibt. Was ewig bleibt: der Blues. Große Kläranlage fürs Geworfensein. Manchmal auch die Vorhölle. Halt auf jeden Fall nicht so ein freundliches Boogie-Gestampfe, wenn sich einer wie Hugo Race der Sache annimmt. Mit seinem True Spirit schmiedet er aus Lärm und stillen Tränen Seelenmusik, gleichfalls heute im Bastard (22 Uhr), und dann ist man schon in der rechten Stimmung für das Konzert von Gallon Drunk am Dienstag im Knaack (21 Uhr), deren Sänger in den besten Jahren so ächzte, „als würde er mit seiner Seele den Rinnstein auswischen wollen“ (Thomas Winkler). Hat aber mittlerweile Soul entdeckt. Was die Erhabenheit friedfertiger macht.