: Und der Haifisch, der hat noch Zähne…
heute Teil 1: Haste mal drei Groschen?
Da liegt was in der Luft. Es riecht nach Lumpen und ... Kultur. Erreichte uns doch selbst aus dem fernen Tübingen die Kunde, dass Dieter Thomas Kuhn, der einstmalige Schlagertroubadour, nunmehr mit der Dreigroschenoper den Moritatensänger gibt. Was ja fast heißen könnte: Mehr Brecht für den Grand Prix. Wobei man den Namen gleich wieder schnell vergessen sollte, von wegen laxem Umgang mit geistigem Eigentum. Spielt ja auch gar nicht wirklich mit, obwohl einem das Personal natürlich bekannt vorkommen könnte, mit einer Polly Peachum und einem Mackie. Aber weil diese Polly gerade ihren 70. Geburtstag feiert und sich selig an das Geschäft für Bettlerbedarf ihrer deutsch-türkischen Eltern erinnert, in Berlin, heißt es hier „X-berg Oper“, mit der die Compagnie Yunus des Regisseurs Yüksel Yolcu schlitzohrig Klassiker fruchtbar macht. Paul Brody – der seine Interessen locker zwischen Barry White bis John Zorn einzuteilen weiß – hat dazu die Musik geschrieben.
X-berg Oper heute bis Sonntag, 20 Uhr, im Ballhaus Naunynstraße 27. Karten zu 10/8 Euro unter ☎ 258 866 44
morgen Teil 2: Für ein paar Groschen mehr
Da fällt einem doch glatt die Zigarre aus dem faulen Maul. Jetzt wird aber kraftvoll zugebissen. Schon wieder treiben sich Mackie Messer und Polly Peachum im Dunkeln herum, dass sich der olle Vater Brecht vor Vergnügen auf die Schenkel klopfen darf, so wie sich sein antikapitalistisches Singspiel aufs Schönste kapitalisiert. Das ist eben die rechte Dialektik, und weil es hier vornehmlich aus London stammende Schauspieler sind, wird der Jargon auch in Englisch auf die Bühne gebracht. Statt Dreigroschenoper die „Threepenny Opera“. Den groben Handlungsstrang aber darf man ja als bekannt voraussetzen, und die von Kurt Weill musikalisch befeuerten Hits sowieso, selbst wenn diese – mit Profis und Laien besetzte – Inszenierung auf einer neuen, erst jetzt veröffentlichten
Partitur des Komponisten basiert.„Threepenny Opera“, Dienstag und Mittwoch, 20.30 Uhr, in der Ufafabrik, Viktoriastraße 1
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen