piwik no script img

Nicht zu McDonalds gehen

Tisch gefunden, Essen kalt: Mensa-Engpass in der Hochschule für Angewandte Wissenschaftten. Ein Neubau wurde auf 2008 verschoben. Keine Planungssicherheit fürs Studentenwerk

von KAIJA KUTTER

Hochschule gebaut, aber Mensa vergessen: So sieht es aus beim erweiterten Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Berliner Tor. 1300 Studierende der Fachbereiche Wirtschaft, Informatik und Bibliothekswesen gehen seit Ende Oktober im schmucken blauen Hochhaus der Wiener Architekten Coop Himmelblau ein und aus. Doch haben sie Hunger, müssen sie in den grauen Hochhausturm der Ingenieursstudenten gegenüber gehen, wo im 1. Stock seit 1976 eine Mensa mit 600 Plätzen bereitsteht – für nunmehr 6200 potienzielle EsserInnen.

Am Essen mangelt es nicht. „Die Küche der Mensa hat ausreichend Kapazitäten“, heißt es auf einem Info-Blatt, in dem das Studentenwerk die Lage erklärt. „Engpässe“ entstünden dafür „im Ausgabebereich, an der Kasse und im Gastraum“. In einer ehemaligen Werkstatt im Erdgeschoss wurden zusätzliche Biertische und Bänke aus Holz ausgestellt. Ein Provisorium mit Tücken: „Wenn ich endlich am Tisch sitze, ist mein Essen kalt“, klagt ein Student.

Selbstverständlich habe es Pläne für eine Mensa-Erweiterung gegeben, schreibt das Studentenwerk seinen Gästen, „eigentlich war alles so schön geplant“. Alle Beteiligten seien davon ausgegangen, dass es im Jahr 2003 einen Erweiterungsbau für die Kantine im 1. Stock gebe: „Dann im Juni/Juli geriet der Prozess ins Stocken – plötzlich hieß es: ‚Für die Mensa-Erweiterung ist kein Geld da. Vor 2008 gibt es keine Mittel seitens der Behörde für Wissenschaft und Forschung‘.“

„Das heißt nicht, dass die Studierenden bis 2008 bei McDonalds essen müssen“, beschwichtigt Behördensprecherin Sabine Neumann. So sei geplant, die Werkstatt zur Caféteria mit Buffet auszubauen. Dafür würden 2003 zwei Millionen Euro bereitgestellt, die es laut „Rahmenplanung“ eigentlich erst 2004 geben sollte. Neumann: „Eine Neubaulösung ist aber erst ab 2008 möglich.“ Sollte die „Sparlösung“, wie sie HAW-intern genannt wird, nicht reichen, bleiben auch die Klapptische stehen.

Sparen an der Mensa, das könnte künftig noch häufiger vorkommen. Denn Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) hat allen sechs Hamburger Hochschulen eine „Planungssicherheit bis 2005“ versprochen. Lediglich dem Studentenwerk Hamburg blieb trotz intensiver Bemühungen von Geschäftsführerin Ulrike Pfannes eine solche Zusage verwehrt. „Dabei waren wir die Ersten, die 1996 nach neuem Modell eine mehrjährige Planungssicherheit erhalten hatten“, erklärt Pfannes. Für ihren Betrieb mit 450 MitarbeiterInnen wäre eine solche Gewissheit überaus wichtig.

Die SPD-Abgeordnete Barbara Brünning begehrte in einer kleinen Anfrage, den Grund für diese Ausnahmen zu erfahren. Anwort des Senats: Grundlage der Planungssicherheit sei der Zukunftspakt „Qualität und Innovation“ über eine Strukturreform. Eine solche „spezifische Konstellation“ sei nicht beliebig wiederholbar. Dies bedeute jedoch „in keiner Weise“, dass das Studentenwerk um seine Finanzierung fürchten müsse.

Für Barbara Brüning ist denoch nicht einsehbar, „warum“ das Studentenwerk keine Sicherheit mehr bekommt. Es sei denn, es muss für einen Ausgleich herhalten, um die Planungssicherheit für die Hochschulen zu garantieren. Denn im viel zitierten Zukunftspakt, auch „Letter of Intent“ genannt, werden Studiengebühren für nicht in Hamburg gemeldete Studierende eingerechnet. Die aber könnte ein Gericht noch kippen.

Dann gäbe es noch weniger Geld. Und weniger Gerichte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen