unterm strich
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Das ist eine Geschichte, in der es um um schöne Worte und große Gefühle geht, um Hoffnung und Enttäuschung, Zwietracht und Versöhnung: Jahrzehntelang hat Ruth Lilly dem angesehenen amerikanischen Literaturmagazin Poetry Gedichte zur Veröffentlichung angeboten – und wurde abgelehnt. Ihr jüngstes Angebot aber nahm die Verlagsleitung dankend an: Die Milliardenerbin schenkt dem Poesie-Magazin Millionen. „Ruth Lilly hat unser Bestehen für alle Zeiten gesichert“, sagte Poetry-Verleger Joe Parisi bei einem Dinner im Arts Club of Chicago. Die 1912 gegründete Zeitschrift hatte in manchen Zeiten kaum mehr als 100 Dollar in der Kasse. Mit der großzügigen Schenkung der letzten lebenden Enkelin von Eli Lilly, dem Gründer des gleichnamigen Pharmakonzerns, dürften diese Zeiten nun endgültig der Vergangenheit angehören. Vorsichtigen Schätzungen bekommt Poetry im Januar 10 Millionen Dollar von Lilly, die schon vor Jahren ihren Frieden mit Parisi gemacht hatte. Parisi hatte ihre in den 70er-Jahren eingesandten Gedichte für gut befunden – aber nicht für gut genug, um in der Zeitschrift gedruckt zu werden, die als erste Verse von Carl Sandburg, T. S. Eliot und Wallace Stevens gedruckt sowie Werke von William Butler Yeats und Dylan Thomas publiziert hatte. Lilly stiftete bereits 1985 den Ruth Lily Poetry Prize, der inzwischen mit 100.000 Dollar dotiert ist. Über das Magazin finanziert sie nun jährlich zwei Stipendien über je 15.000 Dollar und eine Professur für Dichtkunst an der Universität von Indiana. Das Magazin will diese Förderprogramme ausbauen.

Wer schreibt, malt oder komponiert, aber keine Millionenerbin kennt, sollte sich an die nordrhein-westfälische Stiftung Künstlerdorf Schöppingen wenden. Dort hat man für das Jahr 2003 wieder je zwölf Stipendien in den Sparten Bildende Kunst und Literatur ausgeschrieben. Ein weiteres Stipendium wird für Experimentelle Musik und Komposition angeboten. Die Höchstaufenthaltsdauer im Künstlerdorf beträgt sechs Monate, die Stipendiaten erhalten monatlich 1.025 Euro.

Und auch im Künstlerdorf Berlin fördert die Senatskulturverwaltung wieder ausgewählte Schriftsteller. Insgesamt 17 Arbeitsstipendien werden 2003 vergeben. Die Förderung ist mit monatlich 1.250 Euro dotiert und wird in der Regel für ein halbes Jahr vergeben. Interessierte erhalten die Bewerbungsunterlagen ab sofort beim Referat Kunst- und Künstlerförderung – Bereich Literatur – der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur oder telefonisch unter (0 30) 90 22-85 35. Bewerbungsschluss ist der 31. Januar 2003.