: Mutmaßlicher Al-Qaida-Chef in der Golfregion
Von den USA gefangen genommen: Abdel Rahim An-Naschiri, einer der 20 meistgesuchten Al-Qaida-Leute
Erste Berichte, dass ein hochrangiges Al-Qaida-Mitglied in Kuwait festgenommen worden sei, gab es bereits Anfang dieses Monats. Jetzt hat die US-Regierung die Festnahme bestätigt und den Gefangenen als Abdel Rahim An-Naschiri identifiziert. Er soll sich jetzt an einem unbekannten Ort in US-Gewahrsam befinden.
Da ist den Fahndern tatsächlich kein kleiner Fisch in die Netze geraten. An-Naschiri gilt als operativer Al-Qaida-Chefplaner für die Golfregion. Erst letzten Monat wurde er von den US-Fahndern als einer von derzeit zwei aktivsten Schlüsselfiguren in Bin Ladens Netzwerk genannt, die weitere Operationen planten.
An-Naschiri gilt als höchstrangiges festgenommenes Al-Qaida-Mitglied seit der Verhaftung von Operationschef Abu Zubaydah, den die CIA und das FBI zusammen mit dem pakistanischen Geheimdienst im März ausfindig gemacht hatten. Abu Zubaydah soll den Fahndern nützliche Informationen über den inneren Aufbau von al-Qaida gegeben haben, die jetzt auch möglicherweise zur Ergreifung An-Naschiris führten.
Der im saudischen Mekka geborene An-Naschiri soll angeblich der Kopf hinter dem Anschlag auf das US-Kriegsschiff Cole im jemenitischen Hafen von Aden sein, bei dem vor zwei Jahren 17 US-amerikanische Seeleute ums Leben kamen. Überhaupt scheint An-Naschiri alias Omar Muhammad Al-Harazi alias Abu Bilal, der Mekkaner, eine besondere Vorliebe für Ziele der US-Navy gehabt zu haben. Der Saudi, der ungefähr Mitte 30 sein soll, wird auch mit einem Versuch vom Sommer in Verbindung gebracht, US-amerikanische und britische Kriegschiffe in der Straße von Gibraltar anzugreifen. Der Anschlag wurde vereitelt, als im Juni drei saudische Staatsbürger in Marokko festgenommen wurden.
Auch hinter einem weiteren vereitelten Anschlag gegen das Hauptquartier der 5. US-Flotte am Golf auf der Insel Bahrain soll An-Naschiri gesteckt haben. Die Operation wurde im Januar aufgedeckt, nachdem ein ehemaliger Al-Qaida-Trainer und Rekrutierer nach seiner Flucht aus Afghanistan in Pakistan festgenommen wurde und Details über die geplante Operation verriet.
Und dann war da noch ein weiterer Attentatsversuch im Hafen von Aden, den An-Naschiri geplant haben soll, neun Monate vor dem dortigen Anschlag auf die USS Cole. Nach dem gleichen Muster sollte ein kleines Boot, voll beladen mit Sprengstoff die USS The Sulivans rammen. Doch anderes als bei der USS Cole scheiterte dieser Versuch gescheitert, weil das Boot sank, bevor es sein Ziel erreichte.
US-Fahnder bringen An-Naschiri auch mit den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 in Zusammenhang, bei dem 231 Menschen ums Leben kamen.
Während des Afghanistankrieges soll sich An-Naschiri in dortigen Ghazni aufgehalten haben. Von dort war er nach dem Fall der Taliban nach Pakistan geflohen, um dann wieder auf die arabische Halbinsel zurückzukehren. Nach seiner Festnahme in Kuwait wurde er an einen unbekannten Ort gebracht, wo er offensichtlich gerade verhört wird. Erst letzten Sonntag hataten hatte Tom Ridge, der Chef der US Homeland Security erklärt, dass der neueste – zu dem Zeitpunkt noch namenlose – Al-Qaida-Gefangene brauchbare Informationen liefere.
KARIM EL-GAWHARY
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