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Auch Goppel zieht die Hitler-Karte

CSU-Generalsekretär vergleicht Wahlsieg von Rot-Grün mit 1933. Auch Schwule werden von ihm diffamiert

BERLIN taz ■ Jetzt ist auch CSU-Generalsekretär Thomas Goppel unter die Historiker gegangen. Goppel bestätigte gestern einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, wonach er den SPD-Sieg am 22. September mit den Erfolgen der Nationalsozialisten in den frühen Dreißigerjahren verglichen hat. In den Wahlkreisen, in denen 2002 SPD gewählt wurde, sei 1933 „eine andere Farbe gewählt“ worden. „Schauen Sie sich die Wahlkarte an. Die ist schon wieder ganz ähnlich wie 1933“, sagte Goppel laut dem Bericht auf einer Parteiveranstaltung im oberbayerischen Aschheim.

Ähnlich wie Goppel hatten in letzter Zeit mehrere Politiker und Publizisten die gegenwärtige Situation mit der Schlusskrise der Weimarer Republik verglichen. So brachte Berlins CDU-Landeschef Christoph Stölzl den Wahlsieg von Rot-Grün in einen Zusammenhang mit dem „Unglück der Erdrutschwahlen von 1931/32“. Zuletzt diffamierte der Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine seinen Nachfolger Gerhard Schröder in der Bild-Zeitung als Wiedergänger des Weimar-Kanzlers Heinrich Brüning. Der Publizist Arnulf Baring forderte in der FAZ ein Notstandsregime nach Brünings Vorbild.

Neuland betrat Goppel hingegen mit seinem Versuch, den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wegen seiner Homosexualität zu diffamieren. „Wowereit und Partner, die allabendlich versuchen, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen“, würden von der Regierung mit Vater und Mutter auf eine Stufe gestellt. Gestern betonte Goppel, seine Äußerung auf der Parteiveranstaltung habe nichts mit Diskriminierung zu tun. „Herr Wowereit soll sich nennen, wie er will. Eine Familie ist er nicht.“ RALPH BOLLMANN

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