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Gedenken an rassistische Morde

Rund 500 Menschen haben am Samstag in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Mölln der Opfer der rassistischen Brandanschläge in der Stadt vor zehn Jahren gedacht. Auch heute noch bedrohe Gewaltbereitschaft die Gesellschaft weltweit, sagte Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin Anne Lütkes (Grüne) vor dem Brandhaus in der Möllner Altstadt. Bei den Anschlägen am 23. November 1992 waren drei Türkinnen, darunter zwei Kinder, getötet worden.

Auf dem Möllner Markt hatten sich zunächst Mitglieder der christlichen und der muslimischen Gemeinden zu einer Andacht versammelt. „Es ist Gottes Wille, dass alle Menschen in Frieden und glücklich miteinander leben“, sagte der Imam der türkischen Gemeinde, Murat Övmek, unter dem Beifall der Menschen. In einem Schweigemarsch zogen die Menschen dann vor das Haus in der Mühlenstraße, in dem 1992 Bahide Arslan, ihre Enkelin Yeliz und deren Cousine Ayse gestorben waren.

Die beiden damaligen Täter hatten Molotowcocktails in zwei von Ausländern bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt geworfen. Weltweit hatten die Anschläge Entsetzen ausgelöst. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik waren damals bei ausländerfeindlichen Straftaten Menschen getötet worden.

„Die Menschen in Mölln haben das Stigma des Fremdenhasses nicht still auf sich genommen, sondern etwas dagegen getan“, sagte Lütkes. Der türkische Botschafter in Deutschland, Osman Korutürk, forderte dazu auf, Ausländerfeindlichkeit und Hass gemeinsam zu bekämpfen. Die in Deutschland lebenden Türken wünschten sich in ihrer Mehrheit, Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten zu sein, sagte er.

Bereits am Freitag hatte Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) eine von Schülern gestaltete Ausstellung und ein Bildungsprojekt eröffnet, bei demJugendliche regelmäßig außerschulischen Unterricht zu Themen wie Demokratie und Menschenrechte erhalten. LNO/TAZ

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