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Körpererweiterungen

Die Hörspielinstallation „_trug_“ in der City Nord erzählt vom Menschen als Maschine, vom Mann als Frau

An ihm wächst ein Handy, ein Auto, ein Waschmaschine. Er ist ein Mensch. Oder ein Cyborg? Jedenfalls ein Lebewesen, das sich an die Welt der Maschinen assimiliert. Er oder sie, ist hier die Frage. Die Hörspielinstallation _trug_ lehrt, dass der Geschlechterschein trügt.

Eine männliche Stimme (Thorsten Sonntag) erzählt aus ihrem Leben, vom Anwachsen der Maschinen, vom „Krieg der Dinge, die wieder wahrnhehmbar und verletzlich werden müssen“ und von ihrem Brustkrebs. Liest sie aus dem Tagebuch einer Frau, eines Mannes? Sind die Liebesszenen dann hetero- oder homosexuell? Egal, Schein, Trug.

Die drei Kunststudentinnen Sabin Tünschel, Mareike Bernien und Simone Friedel setzen auf geschlechtliche Uneindeutigkeit. In der City Nord, in der Ladenzeile, wo sie in einem der leer stehenden Glaskästen ihre Installation aufgebaut haben. Die Geschäftsleute, die in ihrer Mittagspause dort vorbeifließen, bleiben stehen, wundern sich, lauschen. Dazu brauchen sie nicht unbedingt den Raum zu betreten. Draußen hängt ein Paar Kopfhörer. Direkt vor der Glasscheibe.

Dahinter bewegt sich auf einer Leinwand der Schatten eines nackten, androgynen Körpers. Die Installation berührt eine weitere Fragestellung: Wo hört ein Körper auf? Wo beginnt das Außen? Tünschel meint: „Wenn ich im Auto sitze, ist es die Erweiterung meines Körpers. Das Handy am Ohr des Sprechers scheint manchmal auch mit ihm verwachsen.“ Wenn die ZuhörerInnen auf den Holzbänken im Glaskasten sitzen, werden sie für die Flanierenden automatisch Teil der Installation. Was die Künstlerinnen besonders freut: „In der City Nord bleibt sonst niemand mal stehen.“

Kunst im öffentlichen Raum zu machen, ist ihnen wichtig, Kunst als Mittel der Kommunikation. Vermittelt hat ihnen die Räume die arts agents galery. Sie vergibt die Räumlichkeiten an experimentelle Kunstprojekte. Nach _trug_ soll KX von Kampnagel hierher umziehen. „Die restliche Fläche teilen sich dann die Kunsthochschule und Studierende aus der Modebranche“, erläutert Julia Sökeland von der Galerie. Die Besitzer der Ladenzeile, das Hamburger Ehepaar Greve, subventionieren mit ihrer Stiftung dauerhaft die Mieten.

Di 12–19 Uhr, Fr 12–19 Uhr, So 15-21 Uhr; außen täglich von 12–20 Uhr hörbar, Finnissage: 5.12., ab 21 Uhr, S-Bahn Rübenkamp/ Bus 118/23/26/179, Haltestelle Dakarweg/City Nord, Mexikoring, Treppe zur Post hoch, geradeaus, am Ende links, Glasraum 41; noch bis 8.12.

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