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Vereinigtes Deutschland revisited

Die Wiedervereinigung aus Sicht eines Mannes, der sie im Knast verpasst hat: In der Reihe „Neue deutsche Filme – Regisseure stellen ihren Film vor“ steht Hannes Stöhr Rede und Antwort zu seinem Film „Berlin is in Germany“

Unter dem Titel Neue deutsche Filme – Regisseure stellen ihren Film vor veranstaltet der medien und kulturarbeit e.V. eine achtteilige Reihe, in der vorwiegend junge FilmemacherInnen im Rahmen eines Seminars Rede und Antwort stehen, in Kooperation mit der FilmFörderung Hamburg und den Zeise-Kinos. Im Anschluss an die Vorführung eines aktuellen Films können die Teilnehmer nach dem Motto „Von der Idee zur Realisierung“ Fragen zu den Themen Drehbuch, Set-Arbeit und Finanzierung stellen. Die Veranstaltungen richten sich an alle, die sich für Filme und deren Produktion interessieren, ob Autoren, Filmstudenten oder Cineasten. Zu den im Zweimonatsrhythmus stattfindenden Seminaren kann sich demnach jeder anmelden, dem 60 Euro nicht zu viel sind.

Nach einem Auftakt mit Almut Gettos fickende fische läuft heute Berlin is in Germany von Hannes Stöhr. Der mit dem Kritikerpreis 2002 ausgezeichnete Film beschreibt die Geschichte eines Außenseiters. Jörg Schüttauf spielt den Ostler Martin Schulz, der vor der Wende 1989 wegen Totschlags ins Gefängnis kam, und elf Jahre später ins längst wiedervereinigte Berlin und einen ihm völlig fremden Alltag entlassen wird.

Vor dem Haus, in dem seine Frau und sein Sohn leben, parkt der westdeutsche Kombi eines Mannes, der Martins Rolle als Vater übernommen hat. Bei der Entlassung hat man Martin neben einem veralteten Personalausweis und seinem Führerschein Ersparnisse aus der Knastzeit ausgehändigt. Leider in DDR-Mark, denn die Insassen wurden bei der Währungsunion offenbar vergessen. Die besten Vorausetzungen also, um sich in einer Welt zurechtzufinden, deren Veränderungen er nur aus dem Fernsehen kennt.

Aus den wertlosen Geldscheinen faltet er Flieger und lässt sie in die Berliner Stadtlandschaft segeln. Diesen Scheinen gleich begibt sich Martin in die einst vertraute Fremde und versucht, über einen Job in einem Sex-Shop und die Vorbereitung für einen Ortskenntnisschein ein neues Leben zu beginnen. Doch jegliches Engagement für das Neue droht an seiner Vergangenheit zu scheitern.

Eventuelle Fragen zu Idee, Recherche und Umsetzung des Films können dann morgen im Filmhaus Hamburg mit Hannes Stöhr diskutiert werden.

Matthias Seeberg

Filmvorführung: Do, 20 Uhr, Zeise, Seminar mit Hannes Stöhr: Fr, 10–17 Uhr, Filmhaus Hamburg; Infos zu Terminen und Programm der Reihe unter www.medienundkultur.hamburg.de

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