: wohin heute Noch viel mehr Obertöne
Am vergangenen Wochenende konnte man in einer schönen, zum Festival gebündelten Unterrichtseinheit im Haus der Kulturen der Welt erfahren, dass der wundersame Obertongesang auch deswegen in die Welt kam, weil der Mensch seine Umwelt so gern imitieren will. Weswegen er halt zum Beispiel auch so singen können möchte, wie der Wind in der Steppe pfeift. Besonders gepflegt wird der Obertongesang in der Mongolei und in Tuva. Dort gibt es auch noch die Steppe. Was nun überhaupt nicht heißen soll, dass der Obertongesang in deutscher Kehle das Echo der Autobahnen aufnehmen muss. Obwohl … „Eine Reise in die Innenwelt des Klanges“ jedenfalls hört sich als Titel weit esoterischer an, als die Sache wirklich gemeint ist: Denn damit wird nur auf die knallharten physikalischen Gesetze verwiesen, die Lutz Czech heute in der Heilig-Kreuz-Kirche auslotet. Weil man sich jeden einzelnen Klang sozusagen als Molekül vorstellen muss, also eine Ballung aus dem Grundton mit seinen Obertönen, kann man diese Schwingungen auch wieder so aufspalten, dass eben mit einer Singstimme allein mehrere Melodien gleichzeitig zu erzeugen sind. Plausibel zu erklären, das Phänomen, und doch immer wieder wundersam zu hören. Für die bereits Initiierten sei gesagt, dass Lutz Czech Meisterschüler von Michael Vetter ist (doch, das sagt schon was!) und auch Stockhausen im Ohr hat.
Heilig-Kreuz-Kirche, Donnerstag 20 Uhr
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