: Stichwort Runder Tisch
Radikale Schlüsse – radikale Umsetzung?
Ein „Runder Tisch“ ist eine Arbeitsgruppe, an der ungleiche Teilnehmer gleichberechtigt teilnehmen. Als „aktiver Zuhörer“ wollte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) an den Beratungen von Experten und Interessenvertretern zur Bildungsreform nach Pisa teilnehmen. Und das sei er gewesen, lobte Wolfgang Harder, der Vorsitzende der Beratung. Vier Mal hat sich der Kreis in den vergangenen Monaten getroffen, 57 Seiten stark sind die “Empfehlungen“. (www.bildung.bremen.de/RunderTischBildung)
Was von den Ergebnissen solcher Beratungen dann umgesetzt wird, entscheidet aber wieder die Politik. Die Analyse ist radikal, angemessene Schlussfolgerungen müssten es ebenso sein: Bremens Schulpolitik habe 40 Jahre lang das Ziel der Chancengleichheit „verfehlt“, heißt es in dem Papier. Private Schulen wurden bisher als Fremdkörper möglichst schlecht behandelt, nun wollen die staatlichen Schulen von ihnen lernen: Selbständigkeit in der Schulorganisation wird als Schlüssel zu mehr Effektivität und besseren Schüler-Leistungen angesehen. Und das Schulsystem soll Abschied nehmen von der Illusion „homogener Leistungsgruppen“. Das galt bisher in Bremen als Rechtfertigung für eine hohe Sitzenbleiber-, also Versager-Quote und für den klassischen Frontal-Unterricht. Leistungsmotivation, so das neue pädagogische Credo, soll sich innerhalb einer Lerngruppe entfalten können. Der persönliche Lernfortschritt soll entscheidend sein, nicht das Tempo der Gruppe. Das kann nur funktionieren, wenn Schule ein Ort ist, an dem Kinder und Jugendlichen „gern leben“. Gibt es eine Schule, die dieses Kriterium erfüllt? Also kann nichts bleiben, wie es ist, sagt der Runde Tisch. K.W.
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