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„Alles löschen“

Bei der Gläubigerversammlung der BkmU-Bank konzentriert sich die Kritik auf Exvorstandschefin K.

BERLIN taz ■ Auch Bankenanleihen können riskant sein: Mit der Berliner Bank für mittlere und kleine Unternehmen (BkmU) ist im Mai dieses Jahres erstmals eine Bank Pleite gegangen, deren Einlagen nicht komplett abgesichert waren. Lediglich bis zu 20.000 Euro werden an die Anleger rückerstattet, und auch das nur zu 90 Prozent. Doch die Bank schuldet ihren über 5.000 Gläubigern darüber hinaus 213 Millionen Euro – und die sind größtenteils verloren. Das bestätigte die Gläubigerversammlung am Donnerstag in Berlin.

Den Forderungen stehen 81 Millionen Euro Masse gegenüber, wie Insolvenzverwalter Hartwig Albers den 2.131 versammelten Gläubigern erklärte. Im Saal herrschte angespannte Stimmung. Von Enttäuschung über die Machenschaften der lange als integer geltenden Volkswirtin aus dem alternativen Spektrum bis zu Wut auf die ehemalige Bank-Vorstandsvorsitzende M. K. reichten die Reaktionen. Gegen K. ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue, Konkursverschleppung und Gläubigerbegünstigung.

K. hatte die Bank 1994 ins Leben gerufen, um Existenzgründern vor allem in Ostdeutschland zu helfen. Das Land Berlin und die evangelische Kirche schossen damals Geld zu – handelte hier doch jemand im Sinne der Kleinbetriebe, die sonst nur schwer Kredite bekommen. In Berliner grün-alternativen Kreisen hatte K., die als Wirtschaftsprofessorin ohnehin schon als etwas Besonderes galt, lange Zeit großes Ansehen genossen. Dazu trugen auch ihre Pläne bei, eine Frauenbank zu gründen.

Offenbar aber hat die von der Uni Bremen beurlaubte Professorin die drohende Insolvenz bewusst verschleiert und die Überschuldung der Bank mit unsicheren Krediten sowie zu hoher Kreditvergabe herbeigeführt. Insolvenzrichter Albers warf ihr auf der Versammlung vor, sie habe „seit 1999 keine Gelegenheit ausgelassen, um sich der Kontrolle durch die Bundesanstalt für Finanzaufsicht zu entziehen“. K. hingegen wirft Albers in einer Stellungnahme vor, er wolle „ihre Person in Misskredit bringen“.

Um ihre Haut zu retten, hat die Professorin Ende Mai, als die Pleite feststand, Anweisungen gegeben, die laut Albers „mit ‚illegal‘ nur unvollkommen beschrieben sind“. Er zitiert aus Ks. Datei „wichtige Tätigkeiten“: „Sämtliche Daten zu Ausfallberichten müssen vom zentralen Server gelöscht werden.“ Und: „Grundsätzlich möglichst alles löschen.“ KATHARINA KOUFEN

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