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Aus „weich“ mach „hart“

Familienfreundlichkeit gilt in vielen Köpfen immer noch als „weicher“ Standortfaktor. Dagegen wendet sich Nicht-Familiensenatorin Röpke: „Das muss eine Querschnittsaufgabe sein“

„Das Problem ist, dass viele so genannte „weiche“ Standortfaktoren, wie etwa Bildung oder Kultur, haushaltstechnisch zum konsumtiven Bereich gehören, und damit eher den Sparauflagen unterliegen“, sagte Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) gestern bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „familienfreundliches Bremen“.

Zur Diskussion geladen hatte die junge „Bremer Initiative für eine familienfreundliche Stadt“, ein Zusammenschluss von VertreterInnen der Arbeitnehmerkammer, des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA), der Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), des DGB und des Forums „Zeiten der Stadt“. Der Name der Initiative ist Programm, Bremen soll familienfreundlicher werden. Wie das gehen kann, versuchte gestern ein rund 70-köpfiges Publikum auf Einladung der Initiative herauszufinden. Als ExpertInnen geladen waren VertreterInnen der Initiative und Sozialsenatorin Röpke, die zunächst feststellte, dass es im Land Bremen, im Gegensatz zum Bund, keine Familiensenatorin gibt.

Und: Es soll auch in Zukunft keine Familiensenatorin geben. Stattdessen soll Familienfreundlichkeit eine „Querschnittsaufgabe“ aller Ressorts werden. Es bedürfe aber wohl einer Koordinierungsstelle, schlug Andreas Borchers vom Institut für Entwicklungs- und Strukturforschung der Uni Hannover vor.

Ein weiterer Ansatz, von der Landesfrauenbeauftragen Ulrike Hauffe ins Rennen gebracht: Warum gelte Familienfreundlichkeit nicht auch haushaltstechnisch als Investition? Schließlich könnten so junge Familien vom Wegzug ins Umland abgehalten werden. Und jede Bremer BürgerIn bedeute rund 3.000 Euro Bares für Bremen aus dem Länderfinanzausgleich.

Dafür, dass Familienfreundlichkeit überall spielen kann, lieferte Hauffe gleich Ideen: Etwa, dass die Bremen Marketing GmbH sich ein entsprechendes Tourismuskonzept überlegen könnte. Ulrich Schlüter, Osterholzer Ortsamtsleiter, verlangte mehr Familienpreise und -Karten in Bremen.

Grundsätzlich sei Stadtplanung auch eine Frage von „Zeiten der Stadt“, hatte die Landesfrauenbeauftragte schon im Vorfeld gesagt. Hauffe berichtete von einem Hamburger Modell: Im dortigen Stadtteil Uhlenhorst lebt eine überdurchschnittliche Zahl von alleinerziehenden, erwerbstätigen Müttern. Die sind nach ihren Bedürfnissen für Ladenöffnungszeiten, der Erreichbarkeit von ÄrztInnen und anderen Dienstleistern gefragt worden. Ergebnis: Im Stadtteil gibt es immer mindestens eine erreichbare ÄrztIn, auch samstags oder in den Abendstunden, dem Apothekensystem vergleichbar. Dasselbe gilt für Lebensmittelläden. Selbst Ämter sind nicht mehr nur in den klassischen Öffnungszeiten zu erreichen. „Das widerlegt die These, dass ArbeitnehmerInnen nicht für veränderte Arbeitszeiten zu haben sind“, betont Hauffe. Das Bürgerservice-Center an der Pelzer Straße sei immerhin ein Schritt in die Richtung.

Eine familienfreundliche Stadt brauche natürlich noch mehr, sagte Margarete Steinrücke von der Arbeitnehmerkammer, etwa eine alternative Verkehrsplanung. In dieser Frage schließt sie sich der Maximalforderung der Stadtplanerin Christine Bauhardt an: „Eine Stadt, in der Kinder und alte Menschen ohne Gefährdung durch den Verkehr langsam oder unachtsam sein können, hat Lebensqualität.“ Noch ein hart gewordener „weicher“ Standortfaktor. ube

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