: Ein Präsident der Fans
Corny Littmann führt ab sofort den FC St. Pauli. Am Tag des Ehrenamtes löst er Reenald Koch ab und verspricht ein Ende des Fraktionsdenkens
von OKE GÖTTLICH und MARCO CARINI
Der krisengeschüttelte Zweitligist vom Millerntor ist nicht mehr führungslos. Gestern präsentierte der Aufsichtsrat den neuen Präsidenten des FC St. Pauli. Corny Littmann, der künstlerische Leiter des Schmidt-Theaters und des Tivoli am Spielbudenplatz nimmt ab sofort den von Reenald Koch am heutigen Tag geräumten Posten an.
„Von den Medien gewaltig unter Druck gesetzt“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Jost Münster, hatte das Kontrollgremium intensiv Ausschau nach einen Nachfolger für Reenald Koch gehalten. Am Mittwochabend votierte schließlich der Aufsichtsrat ohne Gegenstimme für Littmann. Eine Wahl, die im gesamten Verein eine breite Akzeptanz besitzt. Auch Thomas Martens vom Hauptsponsor Securvita empfindet Littmann als „vernünftige Wahl“. Als Repräsentant des Vereins, bringe er sowohl die richtigen Inhalte als auch das nötige wirtschaftliche Know-how für die kommenden Probleme mit (s. beistehenden Text).
Littmann, der mit St. Pauli-Kappe und Jeans zu seiner Vorstellung auflief, sieht sich vor allem als „Präsident der Fans“. Er werde auch mit den geschiedenen Reenald Koch, Peter Paulick und Heinz Weisener in den nächsten Tagen sprechen, kündigte der neue Club-Boss an, um den Austausch mit allen Fraktionen im Verein zu suchen. Bis Ende Januar wolle er Strukturen schaffen, die es ihm ermöglichen, das Engagement auch künftig ehrenamtlich auszuführen. Zudem werde ein Kassensturz in der kommenden Woche die Frage beantworten, ob und in welchem Umfang der Verein in der Winterpause neue Spieler verpflichten könne. Die sportlichen Entscheidungen sollen Sportdirektor Franz Gerber und Manager Stephan Beutel treffen. Trotz der ernüchternden Bilanz von Trainer Joachim Philipkowski mit lediglich zwei Siegen und acht Niederlagen in 13 Spielen will Littmann die Trainerfrage momentan nicht stellen. „Es steht einem Präsidenten gut an, wenn er sich in bestimmten Dingen in Bescheidenheit übt.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen