urdrüs wahre kolumne
: Juullimi pilluaritsi!

O törichte Grüne Jugend, die Du den flüchtigen Stuhlwurf eines hitzigen Juso im Rahmen einer Debatte in Bremerhaven zum Anlass für die Behauptung nimmst, ein solcher habe auf politischer Ebene nichts zu suchen: wollt Ihr denn wirklich alle alle zu strunzordentlichen Parlamentariern mit 18 werden? Selbst Eurem Joschka hat man doch inzwischen von jeder Seite jene Lehrjahre zugestanden, die nicht immer Feine-Pinkel-Jahre sein können, und selbst mich trieb es dereinst im Gerichtssaal bei einem Berliner 2.-Juni- Prozess dazu, die Bundesanwaltschaft mit einem Stuhl zu bewerfen. Dass ich nicht einmal getroffen habe, lasse ich mir gern von jedem vorwerfen, der das besser kann – dass ich nicht auch jederzeit über andere Argumente verfüge, allerdings nicht!

Wo testosterongesteuerte Jungs haufenweise zusammenhocken und ihre Höher-Dicker-Weiter-Länger-Mehr-Wettbewerbe zelebrieren, werden einfallende Einzelexemplare von Weiblichkeit nur zu gern als Projektionsfiguren für feuchte Träume und harte Fakten missbraucht. Warum lassen Berufsberater diesen Sachverhalt immer wieder aus, wenn sie für Laufbahnen bei Polizei, Grenzschutz und Wehrmacht werben? Warum ist der sorgfältig aufgearbeitete Theater-Besuch von „Wallensteins Lager“ und „Mutter Courage“ als Warnung nicht Bestandteil jeder geschlechtsspezifischen Sozialisationsarbeit? Und wieso gilt Besoffensein noch immer als strafmildernder Umstand? Soviel zur folgenreichen Polizei-Weihnachtsfeier im Bremer Osten, die jetzt im Vergewaltigungsprozess verhandelt wird.

Nun steigt der längst nicht mehr ganz so junge Eckhoff doch nicht aus der Politik aus, wie auch? Solange für solche von alten Zigarrenrauchern und Cognac-Schwenkern verführten Existenzen keine realistischen Ausstiegs-Szenarien geschaffen werden, wird man lange warten müssen: Welche Alternativen hätte er denn? Tischtennis-Manager in der Vahr, Center-Manager in Huchting oder Generalvertreter für Ratskellerweine – sowas läuft doch nur bei der erforderlichen Rückendeckung von ganz weit oben!

Ja wenn die Neugier nicht wär ... Bei der Lotto-Annahmestelle fand ich kürzlich auf einem zerrissenen, aber bereits ausgefüllten Schein neben den Zahlenkreuzchen auch noch die geheimnisvollen Silben „Juullimi pilluaritsi“. Ab- und Umfragen bei sprachkundigen Eierköppen im Bekanntenkreis brachten keine Erleuchtung, wohl aber ein Bummel über den Weihnachtsmarkt, wo sich diese Losung auf allerhand Glühweintassen-Nippes gleich mit Übersetzung wiederfand: Juullimi pilluaritsi, das ist grönländisch und heißt „Fröhliche Weihnacht!“ Womit auch diese Zeitung einmal mehr ihren Beitrag zum interkulturellen Dialog leisten konnte: Für den Fall, dass just Ihr Aushilfs-Weihnachtsmann von der Job-Börse aus Grönland stammen sollte! Bleibt noch die Frage, welcher Eskimo da seine irdischen Hoffnungen auf den Bremer Lottoblock setzen wollte ...

Irgendwie nervend, diese ständigen Warnungen staatlicher und halbstaatlicher Stellen vor betrügerischen Nullhundertneunziger Telefonnummern, wie jetzt wieder in Bremen wegen der Service-Nummern zum Erreichen der Amtsgerichte: Schließlich haben die Liberalinskis fast aller Parteien dieses Instrument doch eigens für missbräuchlichen Gebrauch geschaffen, denn historisch entstand noch jeder neue Markt durch ein bisschen kriminelle Energie!

Wo-ist-das-Haus-vom-Niko-laus? Sofern Du, liebe Leserin, diesen alten Kinderzauber kennst und freihändig in die Luft schwingen kannst, so gib Dein Können und Wissen bitte an den Nächsten weiter, damit wir alle als allseitig gebildete Persönlichkeiten durch diesen Advent stapfen können. Und sofern diese/r Nächste sich als gänzlich unbelehrbar zeigt oder sich gar verweigert, so murmel einfach Pisa, Pisa, Pisa. Empfiehlt glühweintrunken

Ulrich
„Ruprecht“ Reineking