Gegenstimmen mit Grips

Attac lädt zu einer neuen Diskussionsreihe über Globalisierung ins Grips-Theater. Thema heute: Die Zukunft der Erwerbsgesellschaft – Arbeit bis zum letzten Job

Eine Zuschauerin präsentierte bei der Auftaktveranstaltung ihren nackten Hintern

„Warum sind wir nicht in der Lage, die ständig wachsende Arbeitsproduktivität in mehr Gemeinwohl und Zeitwohlstand umzusetzen?“ Diese und andere Fragen zum Thema „Arbeit bis zum letzten Job“ können heute Abend im Grips-Theater am Hansaplatz erörtert werden. Ingrid Kurz-Scherf, Professorin in Marburg mit dem Schwerpunkt Politik und Geschlechterverhältnis, und Herbert Schui, Professor in Hamburg und Autor des Buches „Neoliberalismus: Theorie, Gegner, Praxis“, stellen sich den Fragen des Publikums. Damit setzt die Berliner Attac-Gruppe die am 22. November begonnene Veranstaltungsreihe „Gegenstimmen“ im Grips-Theater fort, bei der jeden Monat ein Aspekt der Globalisierung kritisch betrachtet werden soll.

Welch großer Diskussionsbedarf in Berlin zu den Fragen der weltweiten Angleichung der Ökonomie besteht, zeigte sich bereits bei der Auftaktveranstaltung vor zwei Wochen. Über 400 Zuschauer zog das Thema „Der verkaufte Planet: Die Biosphäre in der Globalisierungsfalle“ in das Jugendtheater. Überrascht von dem Ansturm begrüßte Fabian Scheidler von Attac die Gäste. Nach einer kurzen Lesung von Grips-Schauspielern – unterbrochen von einer Zuschauerin, die ihren blanken Hintern präsentierte, um gegen diese „Propaganda“ zu protestieren – stellte Wolfgang Sachs vom Wuppertal-Institut in einem unterhaltsamen Vortrag praktische Aspekte der Globalisierung vor und machte „Therapievorschläge“.

Den Schwerpunkt legte Sachs auf den Zusammenhang von Ökologie und Gerechtigkeit. So forderte er die Verankerung des Verursacherprinzips im Völkerrecht, damit beispielsweise die Kosten eines Tankerunglücks – wie jüngst vor der spanischen Küste – nicht mehr von der Allgemeinheit, sondern vom jeweiligen Unternehmen übernommen werden müssten.

Die Ausführungen des Friedensforschers Mohssen Massarrat waren etwas abstrakter. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen die hegemonialen Strukturen der internationalen Politik. Als Beispiel führte er die Konflikte um Erdöl und die zentrale Stellung der Vereinigten Staaten dabei auf. Er plädiert für die Einführung „zivilgesellschaftlicher Parlamente“.

Wer sich schon bisher mit dem Thema Globalisierung auseinander gesetzt hat, erfuhr auf der Veranstaltung nicht sehr viel Neues. Auch Besucher, die auf einfache Lösungen und praktische Handlungsanweisungen aus waren, wurden enttäuscht: „Das klingt ja alles gut und schön, aber das sind doch Utopien – was soll man denn nun tun?“, fragte denn auch ein Besucher.

CHRISTIANE GROSS

„Arbeit bis zum letzen Job“, Vortrag und Diskussion, 19.30 Uhr, Grips-Theater, Altonaer Str. 22, Nähe U-Bahnhof Hansaplatz. Infos auch über die folgenden Veranstaltungen: www.gegenstimmen.de