: Verschlafene „Freinacht“?
Das Maskentheater in den Wallanlagen braucht klare Zusagen – sonst fällt es aus
Was ist die „Freinacht“? Bei den Mitgliedern der Bremer Wirtschaftsförderausschüsse herrschte bis gestern Ahnungslosigkeit. Also: Es ist die wunderbar stimmungsvolle Masken- und Theaternacht in den Wallanlagen hinter der Kunsthalle – neben dem Samba-Furor das zweite Standbein des Bremer Karnevals.
Die Ahnungslosigkeit der Abgeordneten ist nicht deren Verschulden, aber ein Riesenproblem: Denn eigentlich hätten sie auf ihrer letzten Sitzung der Umwidmung von nicht abgerufenen Mitteln aus dem Bauressort in Höhe von zumindest 90.000 Euro zugunsten der „Freinacht“ zustimmen müssen – damit sie kommenden Februar wieder stattfinden kann.
Vergangenes Jahr hatten sich (an zwei Abenden) fast siebeneinhalb Tausend Menschen die poetischen Installationen und Interaktionen angeschaut, ein deutlicher Beleg für die Attraktivität der Nacht, die vor drei Jahren mit 1.300 BesucherInnen begann. Nun ist das umfangreiche Wall-Jubiläum (Veranstaltungsetat: 1,5 Millionen Euro), das neben vielem anderen auch die „Freinacht“ ermöglicht hatten, vorbei, weswegen die Wirtschaftsförderausschüsse das Thema dringend hätten behandeln müssen. Aber da das Bau- und Umweltressort die entsprechende Vorlage erst kurz vor knapp einreichte und Ausschussvorsitzender Dieter Focke (CDU) sich nicht bereit fand, sie kurzfristig auf die Tagesordnung zu heben, droht nun die Absage.
Andreas Meister vom Blaumeier-Atelier, der künstlerische Leiter der „Freinacht“, ist in ziemlicher Bedrängnis: Aufgrund der Zusagen aus dem Bau- und Umweltressort hatte er bereits vor drei Monaten mit den konkreten Planungen begonnen und unter anderem 120 (ohne Gage arbeitende) MaskenspielerInnen aus der ganzen Republik verbindlich eingeladen. Jetzt fürchtet er: „Die Freinacht verreckt auf den Behördengängen.“
Ein bisschen Hoffnung besteht noch: Immerhin sind die Abgeordneten jetzt informiert und alarmiert, bei der CDU versichert man, die „Freinacht“ solle keinesfalls eingehen, auch eine Sondersitzung des Auschusses sei denkbar, und auch Bausprecher Holger Bruns erklärt: „Wir setzen uns heute zusammen und suchen nach einer intelligenten Lösung.“ Henning Bleyl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen