piwik no script img

FDP will Weltklasse

Schulexpertin Senftleben: Hochbegabtenförderung nicht nur bei Spitzensportlern, sondern auch bei geistiger Elite

Der FDP im Abgeordnetenhaus kommen in den Schulen die Hochbegabten zu kurz. Die Liberalen fordern in der heutigen Plenarsitzung ein Bekenntnis zur Förderung dieser Gruppe, in die etwa jeder 30. Schüler fällt. Ihre schulpolitische Sprecherin Mieke Senftleben zieht einen Vergleich zur systematischen Förderung von Spitzensportlern in vier Berliner Schulen: „Ich finde es richtig, Weltklasse zu produzieren, aber wieso nur im Sport und nicht auch bei der geistigen Elite?“ Sie fordert keine besonderen Schulen, sondern Spezialklassen, die Hochbegabte zeitweise aus ihren eigentlichen Klassen herausnehmen. Dem kann sich auch SPD-Schulexpertin Felicitas Tesch anschließen.

Ein Intelligenzquotient von 130 ist der Grenzwert, der laut Definition Normalbegabte von Hochbegabten unterscheidet. Zum Umgang mit dieser Gruppe hat Schulsenator Klaus Böger (SPD) bereits im Spätsommer eine Expertenkommission eingesetzt. Da der Bericht noch nicht veröffentlicht wurde, vermutete Senftleben, dass Ergebnisse gedeckelt würden, da sie nicht ins Konzept passten. Böger-Sprecherin Rita Hermanns widersprach: Der Senator habe den Bericht nicht vorliegen. Die Kommission habe ihre Vorschläge für Anfang 2003 in Aussicht gestellt. Dass bei dem Thema etwas passieren müsse, sei aber klar, sagte Hermanns.

FDP-Frau Senftleben sieht das Augenmerk der Politik zu sehr auf Leistungsschwächere gerichtet, vor allem im Zuge der schlechten Ergebnisse bei der Pisa-Studie und der Sprachstandsmessung Bärenstark. Bei der SPD-Fraktion hält die schulpolitische Sprecherin Tesch zwar die Forderung nach Förderung für berechtigt – „meinetwegen kann das auch mal in einer speziellen Klasse sein, aber auf keinen Fall in einer eigenen Schule“. Sie wies jedoch den Vorwurf zurück, die von der SPD verantwortete Schulpolitik vernachlässige die Hochbegabten: „Es ist genauso ein Verbrechen, die starken Kindern nicht zu fordern, wie die schwachen nicht zu fördern.“

Schulausschusschef Michael Borgis (CDU) stützt ebenfalls die Forderung von Senftleben, bezweifelt aber, dass sie sich finanzieren lässt. Schließlich müssten nicht nur besondere Klassen eingerichtet, sondern auch Lehrer speziell fortgebildet werden. Die FDP-Fraktion kalkuliert das ein und geht von einem „relativ geringen zusätzlichen Aufwand“ aus. STEFAN ALBERTI

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen