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Giovanni allein zu Haus

Nach dem Willen des Kartellamts darf Holtzbrinck neben dem „Tagesspiegel“ keine andere Berliner Tageszeitung haben. Übernahme des Berliner Verlags untersagt. Stuttgarter geben aber nicht auf

von STEFFEN GRIMBERG

Die Pläne für eine weitere Berliner Zeitungsehe sind fürs Erste vom Tisch: Giovanni di Lorenzos Tagesspiegel und die Berliner Zeitung dürfen nicht zusammenkommen. Doch obwohl das Bundeskartellamt gestern Nachmittag offiziell den Kauf des Berliner Verlags (Berliner Zeitung, Tip, Kurier) durch die Verlagsgruppe Holtzbrinck (Tagesspiegel, Zitty) untersagt hat, geht der Stuttgarter Medienkonzern weiterhin davon aus, dass es seine Fusionspläne am Ende durchsetzen kann.

Lediglich das Kartellamtsverfahren sei abgeschlossen, „jetzt prüfen wir, was zu tun ist“, sagte Holtzbrinck-Sprecher Rolf Aschermann. „Ich bin überzeugt, dass am Ende, auf welchem Weg auch immer, ein Erfolg für unser Haus stehen wird.“ Holtzbrinck kann gegen den Spruch der Bonner Behörde beim zuständigen Oberlandesgericht Düsseldorf Widerspruch einlegen und hatte bereits vor dem endgültigen Nein angekündigt, bis vor den letztinstanzlich zuständigen BGH zu ziehen. Der Konzern kann außerdem bei Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) eine „Ministererlaubnis“ beantragen, die den Kartellamtsspruch außer Kraft setzt.

Die Wettbewerbshüter begründeten das Verbot in einer ersten Stellungnahmen damit, das durch die geplante Fusion in Berlin eine „marktbeherrschende Stellung auf dem Lesermarkt bei regionalen Abonnementzeitungen“ entstehe. Auch bei den Stadtillustrierten hätte der Zusammenschluss zu einer marktbeherrschenden Stellung geführt, argumentierte das Kartellamt. Bereits im November hatte es daher den Deal abgemahnt. Holtzbrinck habe aber lediglich angeboten, Zitty und Tip zu veräußern – zu wenig für Kartellamtschef Ulf Böge.

Bei der Berliner Zeitung wird die Entscheidung gelassen aufgenommen. Eine Rückübertragung an den Altbesitzer Gruner + Jahr (G+J) ist ausgeschlossen. G+J bleibt jetzt zwar wie bisher formal weiterhin Gesellschafter, kann sich aber nicht ins operative Geschäft einmischen. „Wir genießen unsere Unabhängigkeit und machen das Beste daraus“, sagt ein Mitarbeiter zum gegenwärtigen Schwebezustand. Mit Holtzbrinck, so ein Redakteur, wäre man „sehr zufrieden gewesen, auch wenn niemand genau wusste, wie das Miteinander von Berliner Zeitung und Tagesspiegel ausgesehen hätte. Anderen jetzt anstelle von Holtzbrinck einstiegswilligen Interessenten wird weniger Sympathie entgegengebracht: Eine Übernahme durch den Hamburger Heinrich Bauer Verlag „wäre eine Katastrophe“, heißt es. „Für uns ist es eigentlich unerheblich, wer unser Gesellschafter ist“, jetzt mache man eben weiter wie bisher. Eigentlich ist also nichts passiert.

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