: Orchesterbilder
Die Bremer Philharmoniker und das Kunsthaus am Friesenpark zeigen Zeichnungen von Raimund Pallusseck
Auf einem wild gepinselten braunen Aquarellhintergund kann man eine Cellistin erkennen, die sich mit größter Intensität über ihr Instrument beugt. Auf einem anderen ist der Körper des Dirigenten nahezu ein gerader Strich, auf dem sich ein Kopf nach innen zu konzentrieren scheint: zwei ,,Momentaufnahmen“ aus einer Ausstellung mit Zeichnungen des Malers Raimund Pallusseck, der in den letzten Monaten Proben und Konzerte der Bremer Philharmoniker begleitet hat.
„Das größte Erlebnis war für mich, im Orchester zu sitzen“, sagte er anlässlich der Eröffnung der kleinen Ausstellung, die mit ihren dreißig Bildern noch bis zum 22.12. im Foyer der Glocke zu sehen ist. Es handelt sich um Skizzen, die Kraft und Schwung der künstlerischen Arbeit durchaus aufzunehmen und zu vermitteln in der Lage sind. Man sieht Kommunikation, Einsamkeit, Konzentration, aber auch Spaß und Lust - eben alles, was Orchesterarbeit bedeutet.
Außerdem sind von dem in Cuxhaven geborenen Maler Steindrucke zu sehen, die Theodor Fontanes Schottlandreise dokumentieren: Sie wirken wie Bühnenbilder zu Schillers Maria Stuart oder Shakespeares Macbeth mit der für dieses Genre so typischen Mischung aus Konkretheit und Abstraktion, gleich, ob es sich um Felsen, Klippen, Burgen oder geheimnisvolle Unwetter handelt. Die Ausstellung über das Orchester ist eine gute Idee der Bremer Philharmoniker und des Kunsthauses Am Friesenpark. Nur: sie ist nicht gut durchgeführt.
Der größte Mangel: Die Bilder sind auf Tischen ausgelegt. Das ist eine indiskutable Form der Präsentation – wenn sie auch Kosten für Stellwände spart. Hinzu kommt, dass die Zeichnungen stilistisch zu einseitig sind: Alle in demselben Format und derselben Technik. Unglücklich mutete auch die Einführung des Kunsthistorikers Karlheinz Kern an. Der wollte in den Pinselstrichen Pallussecks den Beweis für die Begabung der Cellistin Tatjana Vassilijeva sehen und lobte den Maler als den „fleißigsten“ ihm bekannten Künstler. Doch lässt sich dies unter der Rubrik Anfängerschwierigkeiten verbuchen. Denn an und für sich sind solche Projekte aufregend: Sie bringen, das zeigt selbst diese Ausstellung, einen anderen Ton und Schwung ins Musikhören.
Ute Schalz-Laurenze
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