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Pazifist mit hochkarätigen Verwandten

Jonathan Ben-Artzi, Neffe der Frau von Israels Außenminister, wird wegen Wehrdienstverweigerung erneut verurteilt

Würde er seine Beziehungen zu den höchsten Regierungskreisen nutzen, säße er vermutlich schon nicht mehr hinter Gittern. Vorausgesetzt, sein angeheirateter Onkel, der Außenminister, wäre bereit dazu, sich für ihn einzusetzen.

Das ist gar nicht so sicher, denn politisch könnten die beiden kaum kontroverser sein: Benjamin Netanjahu, dem das jetzige Vorgehen der israelischen Verteidigungsarmee in den besetzten Gebieten noch immer zu zaghaft ist, und der aufrührerische Neffe seiner Frau Sarah: Jonathan Ben-Artzi – vor kurzem zum sechsten Mal zu einer Haftstrafe verurteilt. Der Militärrichter wollte die Gewissensgründe seiner Weigerung, den Dienst an der Waffe zu tun, nicht anerkennen.

Gewöhnlich werden die jungen Männer einmal pro Monat einem Richter vorgeführt. Die Prozedur ist immer die gleiche: formale Einberufung, Verweigerung, Haftzeit. Dann dürfen sie das Wochenende zu Hause verbringen, um am folgenden Sonntag erneut für 28 Tage hinter Gitter geschickt zu werden.

Ob es Ben-Artzis vorlautes Mundwerk war oder das von Sky News wiederholt ausgestrahlte Interview mit ihm? Beim letzten Mal wurde er zu 35 Tagen, also einer Woche länger als gewöhnlich, verurteilt. Von den wenigen kurzen Wochenenden abgesehen, verbrachte der gerade 20-Jährige bereits über 160 Tage in Haft. Doch wie Freunde von ihm berichten, werde er „durch den Prozess nur gestärkt“.

Dabei galt der mit Abstand Jüngste von drei Geschwistern immer als der Empfindsamste und Ruhigste unter den Kindern. Bereits zwei Jahre vor seinem Abitur erkundigte sich Joni, wie ihn seine Freunde nennen, beim Militär über mögliche Alternativen zum Dienst an der Waffe. Schon damals erklärte er sich zum Pazifisten, unwillig eine Uniform zu tragen oder ein Gewehr anzufassen. „In keiner Armee der Welt“, wie er meinte, aber sicher nicht in der israelischen Besatzungsarmee.

Kurz vor der Reifeprüfung versuchte er, seine Mitschüler zu dem gleichen Schritt zu bewegen. Bei jedem Prozess wiederholt er seine Bereitschaft zum Ersatzdienst, was in Israel jedoch ohne religiösen Bezug nicht möglich ist. Männliche Soldaten, die zum regulären Pflichtdienst eingezogen werden, können der Uniform nur auf zwei Wegen entgehen: Entweder sie sind untauglich oder sie müssen ins Gefängnis.

Obwohl die Geschwister in der israelischen Verteidigungsarmee dienten und der Vater Matania Ben-Artzi als Professor für Mathematik und Physik lange Jahre in der Rüstungsindustrie tätig war, genießt Joni bei seiner Familie volle Rückendeckung. „Wir sind Zionisten“, meint seine Mutter, gerade deshalb werde ihr Sohn den Kampf für seine Rechte fortsetzen.

Die Verweigerung der jungen Pflichtsoldaten unterscheidet sich von dem Protest der Reservisten, die nur den Dienst in den besetzten Gebieten ablehnen. Demgegenüber bezeichnen sich die jungen Abiturienten als Pazifisten und richten ihren Protest auch gegen die Militarisierung des Landes, wo die Karriere in der Armee Voraussetzung für den zivilen beruflichen Werdegang ist. In dem kommenden Woche wird der zweite Zyklus in diesem Jahr rekrutiert. Fünf junge Männer haben bereits signalisiert, dass auch sie das Gefängnis dem Dienst an der Waffe vorziehen. SUSANNE KNAUL

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