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Eine Kampfansage an den Staat

„Albanische Nationalarmee“ macht in Mazedonien mobil. Gefahr neuer Konflikte

SPLIT taz ■ Nach einem Bericht der kosovoalbanischen Tageszeitung Koha Ditore bereiten albanische Extremisten in Mazedonien einen neuen militärischen Konflikt vor. Die „Albanische Nationalarmee“ (AKSh) habe Kämpfer bei Likovo nahe der Hauptstadt Skopje in Stellung gebracht, schrieb die Zeitung gestern. Auch seien bewaffnete Kämpfer offen in Dörfern des Schar-Gebirges, einer Region nördlich der von Albanern dominierten Stadt Tetovo, aufgetaucht.

Die internationalen Organisationen in der Region sind besorgt. Die UN-Mission im Kosovo und die Geheimdienste der internationalen Kfor-Truppen sehen in diesen Aktivitäten eine Gefahr für die Stabilität in Mazedonien. Aus diplomatischen Quellen geht hervor, dass die AKSh von Kosovo aus operieren soll und hier nicht nur ihre Rückzugsbasis, sondern auch ihre Kommandozentrale hat. Am Montag klagten die UN-Behörden erstmals zwei der Mitgliedschaft in der AKSh verdächtige Albaner wegen „Terrorismus“ an.

Damit zeigt die UN-Mission, dass sie nicht gewillt ist, derartige Aktivitäten zu tolerieren. Während der Zeit des Aufstandes der UÇK in Mazedonien vor zwei Jahren hatte die internationale Gemeinschaft die damaligen albanischen Kämpfer nicht als Terroristen eingestuft.

In Mazedonien sind die Aktivitäten der AKSh nicht nur eine Kampfansage an den Staat, sondern auch an den Führer der ehemaligen und aufgelösten UÇK, Ali Ahmeti, der nach den Wahlen vom Sommer in die sozialdemokratisch geführte Regierung eingetreten ist.

Ahmeti steht bisher zu seinem Wort, die Bestimmungen des Vertrages von Ohrid vom Sommer 2000 umzusetzen und einen Kompromiss mit der slawischen Mehrheit anzustreben. In den Albanergebieten Mazedoniens verfügt die AKSh bisher nur über eine schmale Basis. Zudem will der größte Teil der albanischen Bevölkerung Umfragen zufolge eine friedliche Lösung des Nationalitätenkonfliktes. Die AKSh jedoch strebt eine großalbanische Lösung an und möchte alle von Albanern dominierten Gebiete in Mazedonien wie auch in Montenegro mit dem Kosovo und Albanien vereinigen.

Weiter richten albanische Nationalisten ihren Blick Richtung Nordgriechenland, wo ebenfalls Albaner siedeln. Ihre militärische Strategie zielt in Mazedonien darauf, die Sicherheitskräfte zu offener Repression gegenüber Albanern zu provozieren, um dann die albanische Bevölkerung hinter sich zu bringen und für einen größeren Konflikt zu mobilisieren. ERICH RATHFELDER

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