: „Sehen, wie das Essen wächst“
Im Hofrestaurant Voigt in Syke können Besucher nicht nur unter historischem Gebälk biologisch essen, sondern auch Natur erleben, Weihnachtsbäume kaufen und sich demnächst über die Flucht aus der Provinz vorlesen lassen
Im März 2001 war es nach fast vier Jahren der Planung und vor allem des Bauens und Rekonstruierens endlich so weit: Im historischen Rippe-Haus bei Syke eröffnete die Familie Voigt ihr Hofrestaurant. Wenn man bei Voigts auf dem Hof isst, sitzt man unter originalgetreu restauriertem Gebälk in der ehemaligen Durchfahrtsscheune. Die habe ein „ganz besonderes Flair, das bei den Gästen gut ankommt“, beschreibt Jürgen Voigt.
Schon Mitte der 90er Jahre hatte Jürgen Voigt den Traum, seinem Hof ein Restaurant, das nur biologisch angebaute Lebensmittel verwendet, hinzuzufügen. Bald darauf, im Jahr 1996 folgte dem Wunsch die Tat: Die Familie kaufte das 1714 erbaute Rippe-Haus, das seit einem Sturm 1972 nur noch aus einem Gerüst bestand. Dieses wurde gesäubert und restauriert, ein neuer Dachstuhl gezimmert. Für den Wiederaufbau des ganzen Hauses verwendeten die Voigts vorwiegend historische Baustoffe aus Abbrüchen. Die Wärmeisolierung folgte ausschließlich biologischen Kriterien.
Auf dem Biohof angebaut wird nur Fein- und Frischgemüse, die anderen Zutaten für das Restaurantessen, den Hofladen und den Lieferservice „Frischekiste“ kommen von Biolandbauern in der Umgebung. Das Angebot auf der Speisekarte ist saisonabhängig und bietet sowohl vegetarische als auch Gerichte mit Fleisch. Auch Bier und Wein aus biologischem Anbau haben die Voigts auf der Karte.
Das Besondere an einem Hofrestaurant sei, dass die Besucher „sehen, wie ihr Essen wächst“, meint Voigt. „Sie nehmen Anteil an biologischer Landwirtschaft.“ In nächster Zeit soll in Zusammenarbeit mit der NABU ein Wanderweg auf dem Hofgelände entstehen, damit die Restaurantgäste die hofeigenen Beete, Felder, die umliegende Natur insgesamt besser kennenlernen können.
Passend zur Weihnachtszeit bietet der Voigthof in diesem Jahr zum ersten Mal „Bio-Weihnachtsbäume“ zum Verkauf an. Sie stammen von einem Bioland-Kollegen der Voigts und sind ohne Spritz- und Düngemittel gewachsen. Die handelsüblichen, nicht Öko-„Edeltannen“ würden fast immer mit viel chemischer Unterstützung aufgepäppelt, sagt der Biobauer. Das schade dem Boden und anderen Pflanzen. Jürgen Voigt: „Sie sollten mal sehen, wie eine Weihnachtsbaum-Plantage im Sommer aussieht. Das ist wirklich nicht schön.“
Am Heiligen Abend hat das Restaurant geschlossen, weil Familie Voigt und die 16 anderen Mitarbeiter selbst gerne feiern möchten. Aber am ersten und zweiten Weihnachtstag gibt es vormittags ein Brunch und abends ein großes Festmahl im Hofrestaurant. Lea Heyne
Vormerken oder als Gutschein zu Weihnachten verschenken: Am 25. Februar liest der taz-Autor Kolja Mensig auf dem Voigt-Hof aus seinem neuen Roman „Wie komme ich hier raus?“, der amüsant über Fluchten aus der Provinz berichtet.
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