: Die Festtage im Kinosessel
Nur die besten Lügengeschichten für die Feiertage, die man einfach auch als schöne Märchen sehen darf. Jeden Abend eins
Da steht er doch etwas zerknirscht, das Vorbild aller blauen Lügenbären. Der sagenhafte Baron von Münchhausen (John Neville), der von Regisseur Terry Gilliam in eine farbenprächtige Großproduktion hineingestellt wurde, bei der man letztlich vielleicht ein wenig zu viel wollte. Ganz wunderprächtige Tableaus für die haarsträubenden Geschichten des Barons und dazu sogar noch etwas Kolorit der Monty-Python-Bande. Was schon mächtige Bürden für „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“ sind. Aber da hat der Baron bereits ganz anderes weggestemmt, und so zieht er sich eben an seinem Zopf wieder aus dem Schlamassel. Man muss nur daran glauben.
Heilig Abend, Brotfabrik-Kino, 21.15 Uhr
Die bekannte Kolonialistengeschichte von Daniel Defoe, die meist ins Kinderbuchformat verzwergt wurde und einem selbst dann mitteilen will, dass der weiße Mann allerorten etwas Ordnung schaffen kann und dafür halt einfach einen Freitag in die Lehre nehmen muss. In seinem 1952 in Mexiko entstandenem „Robinson Crusoe“ hält sich Luis Buñuel an die wesentlichen Handlungsstränge des Romans. Und schafft doch anders akzentuierte Knoten, indem er den moralisierenden Realismus Defoes immer wieder durchbricht und auch etwas von der Entfremdung des Menschen in seiner Parabel erzählt. Schon auch ein Thema für den 1. Weihnachtsfeiertag.
Erster Weihnachtsfeiertag, Arsenal, 16 Uhr
Er fehlt nie in der Liste der besten Filme aller Zeiten: „Kinder des Olymp“ von Marcel Carné. Französisches Kulturgut mit seinem Liebesverwirrreigen, in dem die Kamera lustvoll im Milieu der Diebe, Gaukler und Komödianten von Paris im vorvergangenen Jahrhundert (ja, das Kino liebte es bereits früh recht historisch) schmökert. Da werden die Herzen tüchtig auf die Probe gestellt, was man im Pantoffelformat des Fernsehens allerdings gar nicht richtig sehen kann. Dafür muss man schon ins Kino gehen: die große Leinwand für die großen Gefühle. Sonst könnte man gar nicht überprüfen, wieso der Film eigentlich immer in den Hitlisten so weit vorne steht.
Zweiter Weihnachtsfeiertag, Bali Kino, 20.45 Uhr
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