Verbote halten sie nicht auf: Türken twittern trotz Twittersperre
Dass Twitter gesperrt ist, ist noch lange kein Grund, nicht zu twittern. Die subjektiven Top-Twenty-Tweets zur Twitter-Sperre in der Türkei.
Platz 20: Die Anleitung, wie man Twitter umgeht. Ist nicht so witzig, aber umso wichtiger, wenn man in der Türkei lebt (oder auch in China). Denn ohne Twitter-Sperren-Umgehung kann man nicht twittern, logisch.
Platz 19: „Achtung, Zählappell: Sind alle da?“ Innerhalb von vier Stunden 7.186 Retweets. Na dann.
Platz 18: Etwas vulgär, aber das Niveau hat auch immer etwas mit dem Niveau des Gegenübers zu tun: „Tayyip, spiel mit deinem eigenen Vogel!“
Platz 17: Das Bild einer coolen Version des Twitter-Maskottchens, dazu der Kommentar: „Mein Herr, haben Sie mich für einen Pinguin gehalten?“ Seit zu Beginn der Gezi-Proteste CNN International live von den Ausschreitungen am Taksim-Platz berichtete, während zur selben Zeit auf CNN Türk eine Dokumentation über Pinguine lief, sind die Pinguine zur Chiffre für die Selbstzensur der türkischen Massenmedien geworden.
Platz 16: „Twitter ist überall, Widerstand ist überall.“ (Wie Taksim, nur mit Twitter.)
Platz 15: Dialog zwischen Erdoğan und Melih Gökçek, Oberbürgermeister von Ankara und Großtwitterer der AKP (manchmal über hundert selber und stets in Großbuchstaben verfasste Tweets am Tag). Erdoğan: „Wir werden dieses Twitter ausrotten.“ Gökçek: „Sag das nicht.“
Platz 14: „Hallo Tayyip, kennst du Hitchcocks Vögel?“
Platz 13: „Einen Scheiß werden wir eine Woche vor der Wahl wegen Twitter auf die Straße gehen.“ Reaktion darauf, dass Erdoğan womöglich mit der Twitter-Sperre neue Ausschreitungen provozieren will. Die Aufrufe, gegen die Sperre zu demonstrieren, werden offenbar von automatisierten Accounts der AKP verbreitet.
Platz 12: „Gott fürchtet der Mann nicht. Twitter schon.“
Platz 11: Bevor es in die Top Ten geht, sicherheitshalber noch mal die Anleitung wie man die Sperre umgeht. Diesmal aber nicht über die Twitter.
Platz 10: „Die komplette Sperre von sozialen Medien ist inakzeptabel.“ Meint Staatspräsident Abdullah Gül. Über Twitter natürlich.
Platz 9: „Nur eine Frage: Was hat Tayyip zu verbergen, dass er es riskiert, sich vor aller Welt zu blamieren?“
Platz 8: „Du musst auch den Strom abstellen, sonst wirkt’s nicht.“
Platz 7: „Das sind noch die besseren Tage. Morgen könnten die auch das Parlament dichtmachen.“
Platz 6: „Zu glauben, dass man einem Volk, das aus Töpfen und Pfannen Satellitenantennen herstellt, den Zugang zu Twitter verbieten kann, ist eine große Bilalei.“ Seit den auf Youtube veröffentlichten Tonbandmitschnitten gilt Erdoğans Sohn Bilal als Inbegriff von Begriffsstutzigkeit.
Platz 5: Ebenfalls zu Bilal, diesmal als Fotomontage. Tayyip Erdoğan im Telefongespräch mit Kim Jong-un. Erdoğan: „Ich schließe Twitter. Und dann?“.
Kim Jong-un: „Dann wirfst du Bilal den Hunden zum Fraß vor.“
Platz 4: „Twitter ist nicht größer als die Türkei“ Hashtag #TwitterTurkiyedenBuyukDegildir von AKP-Fans, die auf Twitter die Sperre von Twitter unterstützen.
Platz 3: Ein Foto von einer weinenden Emine Erdoğan, der Ehefrau des Ministerpräsidenten. Darunter der Satz: „Jetzt ist der Kerl komplett irre geworden. Was soll ich bloß mit dem machen?“
Platz 2: „Twitter wird zum Gezi-Park: Mal auf, mal zu.“ Eine Anspielung darauf, dass seit dem Sommer vorigen Jahres der Gezi-Park etliche Male von der Polizei gesperrt wurde – und ein Kommentar dazu, dass Twitter am späten Nachmittag in der Türkei zumindest für einen Teil der Nutzer wieder frei zugänglich war.
Platz 1: „Die sollten Twitter jeden Tag sperren. So macht’s mehr Spaß.“
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