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Schlagloch Russland-BerichterstattungIm Zweifel für Zwischentöne

Kommentar von Charlotte Wiedemann

Die Darstellungen der Krim-Krise zeigen, dass glatte Geschichten von Gut und Böse fehlgehen. Putins Politik als illegitim darzustellen, ist falsch.

Schuldiger gefunden, historische Referenz ausgemacht: Putin-Schild auf einer Demo in Berlin. Bild: ap

A ls Wladimir Putin ankündigte, er behalte sich eine „humanitäre Mission“ auf der Krim vor, annektierte er einen Begriff, der nur unserer Welt zusteht. Da sind die Ohren empfindlich, sie reagieren auf ein gestohlenes Konzept wie auf einen schrillen Misston. Unser Gehör ist geeicht, es trennt das Statthafte vom Unstatthaften, da gibt es kein Vertun.

Ich habe mich oft gefragt, wie dieses Gehör zustande kommt, diese instinktive Selbstverortung, die es den meisten Menschen erlaubt, zu komplizierten internationalen Krisen im Handumdrehen eine Meinung zu haben. In diesen Tagen lässt sich lernen, wie ein Echoraum entsteht, aus dem es zurückschallt, wie hineingerufen wird, in einer Mono-Ton-Qualität, die man für längst vergangen hielt, in unseren zersplitterten Öffentlichkeiten des 21. Jahrhunderts.

Der politische Journalismus ist auf den Barrikaden und nagelt große Worte an eilig herbeigeschleppte Bretter. Freie Welt, nur hier! Kein München II, no appeasement! Putin-Hitler oder Putin-Goliath, ein Spiegel-Titel wie aus dem Propagandamuseum.

Es gibt Stimmen abseits des Mono-Tons, Zwischenrufe; sie kommen eher von der Seite, von Schriftstellern, Wissenschaftlern, Wirtschaftsexperten. Der politische Journalismus hingegen neigt stets dazu, sich hinwegtragen zu lassen, dorthin, wo er eigentlich nicht mehr gebraucht wird, weil da schon alle sind, die auf nichtjournalistische Weise Öffentlichkeit prägen und Gehöre eichen.

Presse als Täter und Opfer

Jeder Krieg, jeder Konflikt braucht eine Erzählung, die Gut und Böse definiert, die einordnet, vereinfacht und Interessen bedient. Erst dann setzt sich jene große Maschinerie in Gang, die wie von magischer Hand gesteuert nur noch eine Richtung zu kennen scheint. Der Journalismus ist dabei Täter ebenso wie Opfer.

Denn eigentlich ist es heute schwer geworden mit den glatten Erzählungen: Weil die westliche Politik moralische Maßstäbe und völkerrechtliche Grundsätze mit einer geradezu opulenten Widersprüchlichkeit handhabt. Kosovo, Kroatien, Libyen, Ägypten, Südsudan, Mali, Syrien, Zentralafrika: Ob neue Staaten erlaubt sind, ob ein Referendum Gültigkeit hat, ob ein Putsch legitim ist, eine Intervention gerechtfertigt, eine Bombardierung geboten, all dies ist schlicht eine Frage von Interessen. Und jeder Blogger in der sogenannten Dritten Welt schreibt das ohne Pirouetten.

Es könnte also vielleicht auch bei uns eine gute Zeit sein für unabhängigen Journalismus. Die Rasanz der Ereignisse (oder die Geschwindigkeit, mit der wir sie zur Kenntnis nehmen), die Abfolge von Aufständen, Präsidentenstürzen, ethnisch oder religiös entgleisten Konflikten wäre dann eine Einladung zu etwas mehr Bescheidenheit.

Aktivismus des Mainstreams

Schließlich haben auch andere ihre Erzählungen. Was hier als humanitäre Mission gefeiert wird, kommt in anders geeichten Gehören als schriller Misston an, zum Beispiel als Gier nach Afrikas Rohstoffen unter einem zu kurz geratenen Mäntelchen von Moral. Und nicht einmal der War on Terror gehört uns mehr allein. Geradezu epidemisch erklären jetzt Regierungen muslimischer Länder ihre jeweiligen Gegner zu Terroristen.

Wir leben, was die Erzählungen betrifft, immer mehr in einer polyzentrischen Welt. Das könnte heilsam sein, weil es die einst globale Macht des westlichen Narrativs beschränkt. Es kann auch furchtbar sein: die ultimative Propaganda-Kakofonie. Auch davon spürt man etwas in diesen Tagen, mit allseitigen Angriffen auf Journalisten in der Ukraine, die wie Waffen behandelt werden – es gilt sie zu nutzen oder zu neutralisieren.

Ich plädiere nicht für einen Werterelativismus. Sondern für das Zulassen von Zweifeln, für eine Kultur des Zweifels. Für das Abweichen vom Mono-Ton, für den zumindest versuchsweisen Widerspruch gegen die bei uns hegemonialen Erzählungen. Vor kurzer Zeit wurde auf verschiedenen Foren in den USA und in Europa über den Unterschied zwischen aktivistischem und professionellem Journalismus debattiert. Letzterer reklamiert für sich gern die Neutralität, während der Aktivist bestimmten Interessen und Zielen verpflichtet sei.

Im Fall Ukraine erlebt man gerade den Aktivismus des Mainstreams. Wer sich einem Kollektiv zugehörig fühlt, schreibt zweifelsarm. Nicht zweifelsfrei, aber doch zweifelsarm. In dieser Hinsicht ist der Mainstream und seine herbeifabulierte Freie Welt nur das denkbar größte Kollektiv. Es gibt in diesem Kollektiv stillschweigende Vereinbarungen; sie sind den meisten nicht bewusst und gerade deswegen so wirkmächtig.

Es handelt sich um das unausgesprochen Gemeinsame, um das gefühlte Wo-Sein in der Welt. In diesen Tagen werden alte Vereinbarungen wieder abgerufen: die antisowjetische, die antirussische Verortung des westlichen Lebensgefühls. Vielleicht täusche ich mich; das wäre mir lieber.

Das Problem bei der „Mission“

Solche Vereinbarungen kondensieren ganze Epochen und komplexe Erfahrungen auf einzelne Worte und Bilder, die in massenhafter Komplizität als gültig und passend betrachtet werden. Es mag seltsam klingen, aber ich habe bei Putins Wort von der humanitären Mission aufgemerkt, weil ich gerade an einem Buch über ein afrikanisches Thema sitze. Für ein hiesiges Publikum über Afrika schreiben, das macht notgedrungen sensibel für jedwede Voraussetzung von Schreiben: Welche Worte teile ich überhaupt mit meinen Lesern? Welchen stillschweigenden Vereinbarungen trete ich bei und welchen auf keinen Fall? Werde ich noch verstanden, wenn niemand schwarz ist?

Der Begriff „Mission“ ist aufgeladen mit kolonialer Geschichte. Und gerade deswegen so beliebt. Wegen des Unausgesprochenen, das da mitschwingt – und für das doch niemand haftbar zu machen ist. Es handelt sich schließlich um eine humanitäre Mission.

Putin hingegen ist haftbar zu machen. Denn für ihn gilt die unausgesprochene Vereinbarung nicht. Wir wollen ihn nackt und hässlich haben. Denn er ist die andere Seite.

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28 Kommentare

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  • Im Zweifel denken. Lesende Zeitgenossen haben in aller Regel ein sehr viel schärferes Bewusstsein für Wort- wie Machtmissbrauch, als Sie annehmen. Oder ahnen Sie es doch, denn Ihr Aufwand, aus klaren Aussagen ein undurchdringliches Gestrüpp zu konstruieren, in dem sie dann Argumentations- Pirouetten aufführen, ist schon bemerkenswert. Taz hat Platz für jedes Wortgestricke. Quem juckats?

  • AB
    Anselm Bühling

    Liebe Frau Wiedemann,

     

    ich habe große Sympathien für Ihr Plädoyer für eine Kultur des Zweifels. Und teile Ihre Skepsis, was das Selbstverständnis der westlichen Wertegemeinschaft angeht. Das Ideal ist das eine, die Realität etwas sehr anderes.

     

    Ich habe nur eine Bitte:

     

    Bleiben Sie nicht beim Zweifel stehen. Stellen Sie Fragen. Sprechen Sie mit Menschen, die skeptisch gegenüber dem Mainstream sind und sich ein eigenes Urteil vorbehalten möchten. Hier. Und in Russland. Finden Sie heraus, was diese Menschen beschäftigt. Was ihnen Sorgen macht. Mit welchen Problemen sie gerade zu kämpfen haben.

     

    Interessieren Sie sich dafür, wie es Journalist/inn/en wie Ihnen, denen unabhängige Berichterstattung wichtig ist, jetzt gerade in Russland geht.

     

    Bilden Sie sich dann Ihr Urteil.

  • D
    Danton

    Welch ein demagogischer Artikel ist dies? Denn bis auf das kurze Fazit der letzten zwei Sätze stimme ich den Aussagen im Kern zu. Putin macht sich selber zum Narren! D.h. warum muss Putin den Nationalismus für seine Zwecke instrumentalisieren? Will sich Putin irgendwann wie ein Assad in einem zerstörten Nachbarland verhalten? Auch ein Bush hat den schrecklichen Fundamentalismus im Irak durch unverhältnismässige militärische Intervention für Jahrzehnte befördert. Zumindestens haben die USA nun einen anderen Präsidenten, während Putin "ewig" herrscht.

  • A
    Anti

    Ehrlich gesagt kann ich mir kein Bild über Putin machen, weil die Berichterstattung seit Jahren sehr parteiisch ist und ihn überzogen schlecht macht. Zu Schröders Zeiten bemühte sich die Presse den Putin zu pushen. Familie Schröder traf sich mit Familie Putin. Mag sein, dass das den US-Boys nicht in den Kram passte, aber Europa hätte eine Annäherung an russland auch wirtschaftlich gut getan. Seit Merkels berühmten Grillabenden mit George W. Bush hat sich das umgedreht. Das lässt den Schluss zu, die Medien in Deutschland sind die Steigbügelhalter der jeweiligen Regierung. Kann ich nicht beweisen, ist von meiner Wahrnehmung aber so. Auch die unsägliche Islamhetze war meiner Meinung nach politisch instrumentalisiert, wobei das zum Glück nachgelassen hat. Wie das funktioniert kann ich nicht herausfinden, aber von meiner Wahrnehmung her ist das so. Auch andere politisch Interessierte sehen das so.

  • H
    Herbert

    Ganz ehrlich: Keiner hat anscheinend einen Plan, was alles geschehen ist und man beschuldigt sich gegenseitig.

    "Der Osten" hat seine Propaganda, so wie der Westen.

    Anscheinend gibt es aber wohl keine Plattform wo beide Maler ihr Kunstwerk vollenden können, damit mal ein Gesamtwerk der Situation entsteht.

    Ist Russland nun "einmaschiert" oder haben die "Verträge mit der Ukraine gemacht, dass die dürfen"?

    War es ein "Putsch" oder eine "Revolution"?

    Ist die (nicht gewählte) Regierung nun legal oder illegal?

    Hat das Volk nun mitgemacht oder wurde nachgeholfen?

    Und wo kamen auf einmal die Faschisten her (in der Regierung)? Und wieso sollte man diese dann anscheinend auch mit unterstützen?

    Wer hat jetzt wo was verteidigt oder besetzt (z.B. die Kasernen etc.)?

    ... Fragen über Fragen.

     

    Und das einzige was Ich daraus ziehen kann ist, dass Ich mir keine Meinung dazu bilden kann, wenn Ich nicht selbst da unten bin.

     

    Am Rande noch die Frage:

    Und wieso kann man Sanktionen gegen kleinere und östliche Staaten schneller durchbringen, als gegen ein Land, was uns abhört? ...

  • Der Westen macht folgenschwere Fehler. Selbstüberschätzung ist die Ursache.Die NATO kommt mir vor, wie ein uralter Wilddieb. Überall hat er seine Fallen aufgestellt, in die er nun von seinen eigenen Schoßhündchen hineingelockt wird.

  • Der einzige der sich bis jetzt sehr vernünftig verhält ist Putin.

    • R
      Rob
      @yyyy xxxx:

      Kampftruppen ohne erkennbares Hoheitszeichen in einer Nacht und Nebel Aktion in einen suveränen Staat einschleichen zu lassen ist vernünftig? Hunderte Soldaten in ihren Kasernen einzusperren ist vernünftig?

      Und nur weil die Amis Mist sich falsch verhalten hat Putin jetzt Einen gut?

      • @Rob:

        Gäbe es diese Truppen nicht würde die Krim schon längst brennen. Denn in der Ukraine sind üble Putschisten an der Macht. Eines ihrer ersten Gesetze war gegen die russischen Bevölkerungsteile des Landes gerichtet. Das der Westen bereit ist, für diese Putschisten den 3. Weltkrieg anzufangen enttarnt ihn klar und deutlich. Doch Putin will Blutvergießen vermeiden. Deshalb verzichtet er auf rote Linien. Er hat schnell und unmissverständlich klargemacht, dass er den Volksentscheid der Krim Russen schützen wird, auch wenn das dem Westen nicht passt. Natürlich geht’s es ihm auch um den Hafen der russischen Schwarzmeerflotte. Egon Bahr hat heute vormittags zu Abiturienten gesprochen und gesagt:“In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.” Dem ist auch in der Ukraine nichts hinzuzufügen.

    • V
      volki
      @yyyy xxxx:

      das ist so, aber Washingtons Arm reicht von BILD, die Welt...Süddeutsche leider bis TAZ...der SPIEGELK hat den absoluten Vogel abgeschossen...

      Dirk Müller reißt das Maul auf...und sagt auf Cashkurs die Wahrheit, es geht um geostrategische Interessen und Gas..., eine Supermacht zündelt in Europa...und baut eine Konfrontation!

  • Erfreulich, dass inzwischen zaghaft Artikel veroeffentlicht werden, die das "Gut-Sein" des Westens im Zusammenhang mit der Ukraine und der Krim zumindest ein bisschen in Frage stellen. Dennoch peinlich fuer den ganzen Tross politischer Journalisten bei taz, faz, sz, tagesschau und heute, dass die bislang einzige klare Gegenpositionierung ausgerechnet gestern Abend nach dem unsaeglichen Claus Kleber bei" Der Anstalt" kam. Und die einzig en halbwegs deutlichen Worte aus der Politik vom gern als "Gas-Gerd" diffamierten Ex-BuKa....

  • A
    Ach

    @Irma Kreiten:

    Russland ist nicht, wie die USA global aktiv. Die USA unterhalten überall auf der Welt Militärstützpunkte, sezten nach belieben Marionetten ein, schüren Aufstände und Revolutionen. Zuletzt waren sie wieder einmal sehr stark im Mittleren Osten aktiv, in Afrika etc. Russland wird nie aus den Augen gelassen. Nicht erst seit der Ukraine ist das so, seit Jahrzehnten. Beschäftigen Sie sich auch mal mit den Verbindungen CIA und PKK in Bezug auf die Türkei. Erdogan wurde tonnenweise Tränengas geliefert. In Ägypten starben sogar Menschen an US-Tränengas als Mubarak abgelöst wurde. Unterstützung und Ausbldung von Terrororganisationen wie Al Quaida, Al Nusra usw. Alles für Frieden und Demokratie, denn die westliche Propagandamaschine sorgt für diese Wunderbild. Wenn Sie mich fragen, vor wem ich Angst haben muss, vor wem vielleicht meine Kinder Angst haben müssen, weil ich nicht weiß ob sie demnächst hier aktiv werden. Ganz klar die USA. Für all den Neid, den Hass und Terror sind sie haupverantwortlich.

    • @Ach:

      Sehe ich genau so.

      Sagenhafte ca. 1000 Militärbasen hat die USA,

      im Ausland wohlgemerkt.

      Rusland hat sagenhafte 1, nämlich auf der Krim

      LOL

      • @Achso:

        Rußland hat nicht nur eine Militärbasis im Ausland und plant dazu auch, seine Militärbasen im Ausland zu erweitern. Natürlich ist die US-Außenpolitik in den letzten Jahrzehnten ausgreifender und aggressiver gewesen, als die russische es war, was allerdings z.T. auch daran liegt, daß Rußland eben traditionell ein Kontinentalimperium und nicht ein Überseeimperium ist, davon sollte man sich nicht über seinen imperialen Charakter hinwegtäuschen lassen. Ich muß nun aber nicht gegenseitig aufrechnen und für ein Gleichgewicht des Schreckens und für ein erneutes Wettrüsten plädieren. Es gibt auch andere Wege, die weniger Zerstörungspotential haben.

  • J
    Jo

    Ein Beispiel: Geh ich auf die youtube Startseite sehe ich da nur Blödmannvideos. Was weiß ich, einer fährt mit dem Auto 10x gegen die Wand - hö,hö,hö, witzig. Ein anderer scheißt einem anderen auf den Kopf - hö,hö,hö, komisch. Ja, komisch. Von Arbeitskollegen bin ich umgeben, die permanent auf ihrem Smartphone rumtippeln und sich gegenseitig "hö,hö,komische Videos" zeigen. So kann man das Volk bei der Stange halten, oder? Hö,hö, komische Ablenkung! Dann geh ich auf Onlinezeitungen, will mal von "hö,hö, komisch" abschalten. Aber so wie der Arbeitskollege scheinbar nur die youtubestartseite bedient - weil das ja alle so machen und auf youtube findet man ja Einiges, sucht man danach, genauso suchen die Journalisten scheinbar nicht mehr nach Infos. Ist ja auch bequem, einfach die Meinung der anderen zu übernehmen. Lässt sich nichts falsch machen, keiner ist der Buhmann, gleicht der political correctness. Wer eine andere Meinung hat wird in Talkshows veräppelt - Lanz und Freunde. Ob das auf Dauer gut geht. In Kommentaren nehme ich anderes wahr.

  • E
    Eremit

    Sehr gut, vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für die taz.

     

    Wobei eine kritische Anmerkung hier oder da nicht viel tut; die Aufgabe wäre, offensiv gegen den Mainstream anzukämpfen und diese orchestrierten Umstürze und plumpe Propaganda als solche mit deutlichen Worten zu entlarven.

     

    DAS wäre der Teil Friedenspolitik, die auch die taz leisten könnte, und von ihrem ehemaligen Selbstverständnis ausgehend, auch sollte.

     

    Also weiter so, und mehr davon!!

  • RZ
    Rote Zora

    Ein kluger Kommentar, viel zu selten sind diese Zwischentöne in der Russland-Berichterstattung. Ein ähnliche Kritik an westlichen Medien zum Thema LGBT-Szene in Russland: http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Nach-Sotschi-hat-sich-fuer-Lesben-und-Schwule-in-Russland-nichts-geaendert/14005

  • Bereits in seinem 1997 erschienenen Buch "Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie und Vorherrschaft", beschreibt Brzezinski detailliert die politische Strategie gegenüber Russland. Brzezinski gilt neben Henry Kissinger als der führende Stratege der US-amerikanischen Außenpolitik im 20. Jahrhundert. Das Buch ist ein Plädoyer für Amerikas Vorherrschaft. Ziel der amerikanischen Politik ist die Verhinderung der "Entstehung eines eurasischen Imperiums, das Amerika an der Verwirklichung seines geostrategischen Ziels hindern könnte..." Auf Seite 74 resümiert Brzezinski "Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr". Das geostrategische Ziel Amerikas ist und bleibt daher die Trennung der Ukraine von Russland, wodurch Russland zu einer "bedeutenden Mittelmacht", mit anderen Worten nicht mehr Weltmacht degradiert würde.

     

    http://www.goldseitenblog.com/heiko_schrang/index.php/Tagesgespraech-Schrang/wurde-bereits-1997-durch-die-usa-eine-ve

    • @Brainer:

      Ja, und nun schreiben Sie noch über die zweite Hälfte der Angelegenheit, d.h. über russische Großmachtpläne und Eurasienstrategie samt faschistoider Untertöne, dann könnte man das Ganze ausgewogen und plausibel nennen.

      • @Irma Kreiten:

        Unten finden Sie eine Auflistung von Militärbasen der USA im Ausland sowie einen internationalen Vergleich der Militärausgaben. Nehmen Sie auch den weltweiten US-Krieg "gegen den Terror" und die Liste der Militäroperationen der letzten Jahre hinzu. Und jetzt versuchen Sie mal anhand dieser Infos den Menschen zu erklären, warum die Gefahr nicht von den USA, sondern von "bösen Schurkenstaaten" ausgeht.

         

        http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Milit%C3%A4rbasen_der_Vereinigten_Staaten_im_Ausland

         

        http://de.statista.com/graphic/1/157935/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben.jpg

        • @Brainer:

          Entweder Sie provozieren hier bewußt, oder Sie haben nicht verstanden, daß man jenseits von USA-Liebe oder alternativ dazu Rußland-Liebe auch noch andere Positionen haben kann. Sie können noch so oft versuchen, mich in die eine oder andere Ecke zu stellen, ich mache bei diesem Spiel nicht mit.

          • @Irma Kreiten:

            Ich provoziere nicht, ich habe nur meine Meinung mit Tatsachen untermauert. Wenn Sie sich dadurch provoziert fühlen, tut mir leid - ich erfinde ja nichts.

            • @Brainer:

              Natürlich provozieren Sie, u.a. indem Sie permanent Unterstellungen tätigen, wie auch hier mit Ihrem pampigen "Und jetzt versuchen Sie mal anhand dieser Infos den Menschen zu erklären, warum die Gefahr nicht von den USA, sondern von "bösen Schurkenstaaten" ausgeht."

  • G
    gregorhecker

    "Afrika" ist gut! Ukraine war ein europäisches Topland und wurde zu "Afrika". Und es ist nicht Putin daran schuld. In der Zeit als Ukraine zu "Afrika" wurde, hatte Putin alles getan um zu verhindern, dass Russland "Afrika" werde.

     

    Und wenn man ehrlich ist, ist es aus der deutschen Sicht nicht egal, ob es noch ein "Afrika" gibt? Denn man hatte ja nie eine reale Politik für Ukraine, außer Maidanisierung bzw. Afrikanisierung.

     

    Dagegen ist es Putin nicht egal, dass das kulturelle Herz Russlands in Ukraine "Afrika" bleibt und weiter in der Zukunft mit von einem Westler mit "Afrika" verglichen wird.

     

    Mögen mir die echten Afrikaner verzeihen)

  • MO
    Meine Oma

    Erstmal danke für den Artikel. Ich lese die Taz seit 15 Jahren oder so. Wenn ich vom Prinzip die Welt, Spiegel und auch Taz-Berichterstattung nicht mehr voneinander unterscheiden kann, da sich meist weder die Bilder noch der Inhalt wirklich unterscheiden, stimmt irgendetwas nicht. In der Schule hatte ich mal Textanalyse: was Berichte über Russland betrifft z.B. kann man Bericht und Kommentar nicht mehr voneinander unterscheiden - vor allem auch, was die Wortwahl anbelangt. Das Bildniveau hat sich in die Medien gefressen. Hier las ich vor ein paar Tagen die Überschrift: "Mit Fracking gegen Putin" - so eine saublöde Überschrift, ehrlich. Ich mein, da muss ich nicht mal auf irgendwelche Bloggerseiten gehen, Alternative Medien usw., da kann ich auch auf die Nachrichtenagenturen Reuters und Co gehen, wo es genug kritisches zum Westen gibt. Und dann frag ich mich, wie man ernsthaft hier teils so einen Schwachsinn verbreiten kann. Bisschen Volksverdummung was die Medien in Deutschland machen, oder? Schau ich mir ein paar youtube-videos an und sehe Dinge, die die deutsche Berichterstattung immens in Frage stellen. Das wär vor 20 Jahren noch möglich gewesen aber nicht mehr heute. Nur noch albern was hier abgeht. Wenn sich meine Oma schon über die Medien lustig macht, dann haben die ganz schön was verpennt und wozu sie dann überhaupt da sind, weiß ich nicht.

  • Ich würde der Autorin zustimmmen, wenn da nicht in der Überschrift stände "Putins Politik als illegitim darzustellen, ist falsch." Putins Politik ist illegitim, folglich ist es auch richtig, sie als solche zu kritisieren. Was falsch ist ist, daß illegitime Politik, die vom Westen ausgeht, nicht auf gleiche Weise kritisiert wird. Die Autorin hätte gut daran getan, die NATO-Westerweiterung und westliche Einmischung als einen der Hauptauslöser der aktuellen Ukraine- und Krimkrise zu beleuchten und hier auch wunschweise ein wenig investigativ zu arbeiten. So allerdings ist gerade ihr Artikel zu einem weiteren Beispiel dazu geworden, wie die Forderung nach einem Überwinden des Kalten-Kriegs-Schemas von linker Seite immer wieder dazu mißbraucht wird, Putin und seine repressive Politik auch im Innern Rußlands zu verteidigen, und dabei eben gerade dieses Kalte-Kriegs-Denken bedient und anheizt. Oder hält es die Autorin mit unserem ehemaligen Bundeskanzler Schröder, der da meint: Ich habe Völkerrecht gebrochen, Du auch, alles halb so schlimm, Vladi mein Freund, laß uns darauf doch einen trinken gehn.

    • G
      Gast
      @Irma Kreiten:

      Ganz meine Meinung. Sehr schöner Kommentar.

  • RS
    R. Schramm

    Es geht nicht um die Person Putin.

     

    Den deutsch-europäischen und nordamerikanischen Wirtschafts- und Monopolverbänden, u. a. deren multinationalen Rohstoffkonzernen und Aktiengesellschaften, geht es um die Rohstoffe und Bodenschätze in der heutigen kapitalistischen Russischen Föderation. Vor allem um die stofflich-materiellen Reichtümer Asiens.