Pflanzen auf Flachdächern: Bremen beschließt Begrünungs-Pflicht
Pflanzen auf Flachdächern sollen in Bremen verpflichtend werden. Darauf haben sich SPD und Grüne geeinigt.
Damit würde laut letztem veröffentlichtem Entwurf eine mindestens zehn Zentimeter dicke „durchwurzelbare“ Schicht zur Pflicht, und zwar auf allen Flachdächern, die größer sind als 100 Quadratmeter. Das gilt auch für Dächer mit einer Neigung von bis zu 15 Grad.
Ulf Jacob, Sprecher des Bündnisses erklärte: „Wir hätten uns gewünscht, dass es schon bei 50 Quadratmetern ansetzt.“ Der grünen Fraktionsvorsitzenden Maike Schäfer ist es hingegen wichtig, überhaupt erst einmal anzufangen. „Nachjustieren kann man später immer noch“, sagte sie.
Denn bislang sieht es auf Bremens Dächern immer noch recht grau aus, wie ein Überblick des Bündnisses zeigt, in dem unter anderem die Bremer Architektenkammer und die Umweltschutzorganisation BUND vertreten sind. Jacob verweist auf andere Städte wie etwa Osnabrück, wo bereits alle neuen Gewerbedächer begrünt werden.
Jürgen Pohlmann, SPD
Von einer freiwilligen Dachbegrünung hält Jacob hingegen nichts. „Investoren, die das Gebäude als kurzfristiges Renditeobjekt benutzen und es gleich wieder verkaufen, haben daran eher kein Interesse“, sagte er.
Die Bremer SPD-Fraktion allerdings hatte bei der Einführung der verpflichtenden Begrünung zunächst gezögert. Es habe offene Fragen etwa bezüglich der Mehrkosten der Dachbegrünung gegeben, erklärte Jürgen Pohlmann, baupolitischer Sprecher der SPD.
Anfang Dezember wurde das Gesetz deshalb erneut vertagt. Vor der anstehenden Deputationssitzung Mitte Januar konnten die Fragen nun offenbar geklärt werden. „Die verpflichtende Begrünung wird in der nächsten Sitzung beschlossen werden“, so Pohlmann.
Besseres Raumklima
Trotz der auch vom Bündnis kritisierten langen Vorlaufzeit ist man auch bei der SPD der Meinung, dass grüne Dächer und Fassaden eine gute Sache sind. „Wenn man sieht, wie sich die Klimakatastrophe insgesamt weiter verschärft, ist es ein Muss, diese Verpflichtung einzuführen“, sagte Pohlmann.
Die grüne Fraktionschefin Schäfer betonte zudem, dass die Verordnung einer wachsenden Stadt keineswegs im Weg stehe. Im Gegenteil: „Gerade wenn es klare Regelungen gibt, mag es schneller gehen, als wenn man mit Bauherren verhandeln muss.“
Bezüglich der Kosten hielten sich laut Schäfer die Gründächer im überschaubaren Bereich. Da sich dadurch auch im Haus ein besseres Raumklima schaffen lasse und man so etwa beim Heizen sparen könne, würde sich der anfängliche Mehraufwand nach einigen Jahren bezahlt machen.
Nachrüstung älterer Gebäude
Auch Bündnissprecher Jacob hält die Mehrkosten für den Bau eines Gründaches für unerheblich. So koste ein Quadratmeter eines Gründaches rund acht Euro mehr als ein Quadratmeter eines Kiesdaches. Ein bepflanztes Dach halte zudem rund 15 bis 25 Jahre länger.
Neben der Ersparnis bei den Heizkosten argumentiert das Bündnis mit weiteren Verbesserungen. Die größte Wirkung habe das Gründach im Sommer, erklärte Jacob. Die Pflanzenschicht verhindere eine direkte Sonneneinstrahlung und klimatisiere das Gebäude auf natürliche Art. Dieser Aspekt werde in Zukunft wichtiger, da durch wärmere Temperaturen die Ausgaben für den Kühlbedarf in den Städten steigen würden.
Jens Crueger, umweltpolitischer Sprecher der SPD, betonte, dass auch die Freiwilligkeit zum Gründach weiter gefördert werden müsse. Dies sei für die mögliche Nachrüstung älterer Gebäude mit Gründächern wichtig. „Für die Zukunft kommt es darauf an, dass man auch da ein Programm hat“, sagt er. Sein Parteikollege Pohlmann will ebenfalls weiter an Aufklärungs- und Informationskampagnen festhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Merz stellt Reform in Aussicht
Zarte Bewegung bei der Schuldenbremse
Human Rights Watch zum Krieg in Gaza
Die zweite Zwangsvertreibung