Mexiko - Kamerun (Gruppe A) : Schiri schlecht, Dos Santos gut
Mexiko siegt gegen Kamerun trotz zweier aberkannter Tore mit 1:0 – auch das Wankdorfwetter in Natal kann das Team von Coach Miguel Herrera nicht stoppen.

Die Startbedingungen: Die große Wundertüte spielt gegen den chaotischen Haufen auf einem Wankdorfgeläuf. Mexiko ist ein unbekanntes Blatt, man weiß nicht so genau, was man von dem Team erwarten kann. Eigentlich haben sie eine starke Generation, 2012 wurden sie Olympiasieger, und sie haben eine starke Offensive. Außerdem steht „der Floh“, „El Piojo“, an der Außenlinie: Coach Miguel Herrera – klein, rundlich, ohne Hals – sieht aus wie ein gewiefter Alte Schule-Trainer, dem man nicht im Klubhaus begegnen will.
Und Kamerun? Da hat man sich um Prämien gezofft, Coach Volker Finke macht gute Miene zum bösen Spiel, und die Stars Samuel Eto'o und Alexandre Song sind sich sowieso nicht grün. Apropos Grün: Der Rasen in Natal ist wasserüberflutet, „der Regen prasselt unaufhörlich hernieder...“.
Das Spiel: Rasant geht’s los. Zwei unorganisierte Teams treffen aufeinander – entsprechend viele Chancen und Tore gibt es auch. Einzig: Sie zählen nicht. Mexikos Stürmer Giovani Dos Santos schießt in Minute zwölf freistehend ein schickes Volley-Tor mit links – Abseits. Der Mainzer Eric Maxim Choupo-Moting trifft wenig später auf Seite Kamerun nach Gewusel – Abseits. Nach einer halben Stunde Spielzeit trifft Dos Santos nach Ecke mit dem Kopf – wieder Abseits. Beide Treffer von Dos Santos hätten – im Gegensatz zu Choupo-Motings Tor – zählen müssen, statt 2:0 für Mexiko steht es zur Halbzeit torlos unentschieden.
Armer Floh an der Seitenlinie! Arme WM, die sich keine besseren Schiedsrichter leistet! Vor allem: Armer Dos Santos! Olli Kahn weiß aber zu erklären, wie Dos Santos sich weiter motivieren soll: „Da kann ich mich nur selbst zitieren: Weiter. Immer weiter.“
Mit Bolzplatz-Schlammschlacht-Fußball wühlen sich beide Teams durch Hälfte zwei. Dos Santos rennt weiter an, als habe er sich Kahns Halbzeitrat zu Herzen genommen: Eine Stunde ist gespielt, da zieht er nach einem Doppelpass ab. Charles-Hubert Itandje, Torwart der Kameruner, lässt abprallen – Oribe Peralta kommt reingerauscht und trifft zum 1:0. Diesmal zählt das Tor auch.
Danach behält Mexiko das Heft in der Hand, eine gute Freistoßchance von scharflinks lassen sie aber etwas zu leichtfertig liegen. Beide Defensivreihen weisen immer wieder Lücken auf, vor allem die der Kameruner. Die Mexikaner versuchen es nun mit langen Bällen, Kamerun hingegen hat vier Minuten vor Schluss nach scharfer Hereingabe von Benjamin Moukandjo ausgleichen, aber die Mexikaner klären in höchster Not.
Kamerun kommt kaum mal zu einer kreativen Aktion – und dennoch haben sie in der ersten Minute der Nachspielzeit die nächste große Chance zum Ausgleich – diesmal köpft Moukandjo und Keeper Guillermo Ochoa pariert. Mexiko lässt zwar noch eine Riesenchnace zum 2:0 liegen – es bleibt aber beim verdienten Sieg. In Halbzeit Zwei bleibt Schiedsrichter Wilmar Roldan fast ohne Fehler!
Der entscheidende Moment: Oribe Peralta ist wach und aufmerksam, als der kamerunische Torwart namens Charles-Hubert Itandje den Ball nur abprallen lassen kann – er wird zum Matchwinner.
Spieler des Spiels: Ist trotzdem Giovani Dos Santo. Dem armen Kerl werden zwei blitzsaubere Tore aberkannt, immerhin bereitet er mit seinem Schuss dann noch den Siegtreffer vor.
Die Pfeife des Spiels: Wer wohl? Gab ja nur eine auf dem Platz.
Die Schlussfolgerung: Mexiko hat sich eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet - im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien könnte es zu einem richtigen Endspiel um die Qualifikation für's Achtelfinale kommen.
Und sonst? Regenregenregenregen, nassnassnassnas.