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Kommentar TierschutzgesetzAigners Ablenkungsmanöver

Jost Maurin
Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin und Jost Maurin

Das Sex-Verbot mit Tieren ist nur Symbolpolitik. Dafür knickt die Landwirtschaftsministerin bei der Agrarlobby ein. In der Tierproduktion darf die Quälerei weitergehen.

E ndlich beschließt die schwarz-gelbe Koalition einmal etwas für die Tiere: In ihrem Entwurf für das neue Tierschutzgesetz sieht sie Bußgelder für Sex etwa mit Hunden vor, auch wenn das Tier dabei nicht verletzt wird.

Das ist in Ordnung – aber letztendlich nur ein Ablenkungsmanöver von den wirklich drängenden Problemen im Tierschutz.

Geschlechtsverkehr ist nur legitim, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind und frei entscheiden können. Menschen können Tiere aber auch so abrichten, dass diese sexuell gefügig sind. Also muss ein Staat, zu dessen Verfassungszielen auch der Tierschutz gehört, solche Handlungen verbieten.

Aber Zoophilie ist ein Nischenproblem – zumindest im Vergleich zu den alltäglichen Tierschutzverstößen in der Agrarindustrie. Jährlich werden Millionen Ferkeln die Schwänze abgeschnitten, damit sie sie sich stressbedingt in engen und reizarmen Massenställen nicht gegenseitig abbeißen.

Bild: privat
JOST MAURIN

ist Redakteur im taz-Ressort Wirtschaft und Ökologie.

Das Muskelfleisch von Hühnern und vor allem Puten wird in der Mast so überzüchtet, dass der übrige Körper die Last nur noch unter ständigen Schmerzen erträgt. Die meisten Schweine dürfen nie ins Freie und werden stattdessen auf lediglich 0,75 Quadratmeter Stallfläche pro Tier gehalten.

Da jedoch bleiben Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und die übrigen Koalitionäre weitgehend untätig. Schwanzkürzungen werden weiter massenhaft erlaubt sein. Die Qualzucht-Rassen werden immer noch benutzt. Auslauf und mehr Platz wird den meisten Tieren weiterhin verwehrt.

Immerhin soll es verboten werden, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren – aber erst ab Ende 2018. Dabei sind schon lange praxistaugliche Alternativen verfügbar. Zumindest angedacht war, das Einbrennen von Zeichen ins Fell und die Haut von Pferden zu untersagen.

Die Tiere erleiden dabei Verbrennungen dritten Grades – und starke Schmerzen. Selbst dieses Verbot strich die Koalition schließlich aus den Gesetzesentwürfen.

Der Grund für diese Politik ist klar: Aigner sitzt die Agrarlobby im Nacken, die um Gewinne fürchtet, wenn sie ihrem Produktionsfaktor Tier bessere Bedingungen einräumen muss.

Das generelle Verbot von Sex mit Tieren dagegen kostet Aigner nichts. Aber deshalb wird das neue Tierschutzgesetz noch lange kein Gesetz, das diesen Namen verdient.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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12 Kommentare

 / 
  • CK
    Caroline Kaiser

    Nicht gewalttätiger Sex mit Tieren wurde zurecht 1969 in Deutschland legalisiert. Der damalige Grund war eine Häufung von Anzeigen in den späten 60er Jahren auf dem Land, wo sich Bauern und Bäuerinnen mit ihren Hoftieren vergnügten. Die Initiative der Reform ging damals auch von den ehemaligen ZENTRUMS Mitgliedern in der Union aus, dies haben CDU/CSU natürlich jetzt verschwiegen.

     

    Der Gesetzgeber ist dann allerdings bei der Pornographiefreigabe 1975 inkonsequent geblieben, weil er den Vertrieb von - legal produzierter - Tierpornograpie untersagte.

     

    Dies war damals die Folge eines schlechten Koalitionskompromisses, erst später wurde dies mit Abgrenzungsschwierigkeiten begründet. Die hat man aber im Strafrecht immer.

     

    Ich bin auch für den Tierschutz, aber es ist für mich absurd, wenn man sex. Handlungen, sofern Tiere nicht verletzt und gequält werden, jetzt unter Strafe stellt, andererseits Qualzüchtungen, lange Tiertransporte, Schenkelbrand, dubiose Affenversuche, u.a. Scheußlichkeiten weiter zulässt.

     

    Man hat hier - mal wieder - einen Teil der menschlichen Sexualität eingeschränkt, während ansonsten das Tiergrauen alltäglich ist und bleibt.

  • A
    Antonietta

    Seit 1969 kann jeder seine persönlichen sexuellen Neigungen und Bedürfnisse durch ein Tier befriedigen, ohne mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen. Sind bedeutsame körperliche Verletzungen weder feststellbar noch beweisbar, so liegt kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Die sexuelle Handlung selbst kann nach dem Grundsatz “Keine Strafe ohne Gesetz” nicht geahndet werden.Das deutsche Sexualstrafrecht schützt die sexuelle Selbstbestimmung des Menschen als nicht entziehbares Menschenrecht. Doch bestimmte Tiere sind zu begehrten Sexual- und Lustobjekten geworden, ohne ihnen ebenfalls einen angemessenen tierrechtsorientierten Schutz gesetzlich zu garantieren. Hinter den Begriffen “Zoophilie” und „Bestialität“ verbirgt sich das Ausleben sexueller Bedürfnisse am unzureichend geschützten und in Abhängigkeit lebenden Tier. Deshalb fordern wir!

    - ein gesetzliches Verbot von Sodomie/Zoophilie,

    - das Tierschutzgesetz zu ergänzen und sexuelle Handlungen mit Tieren als Tierquälerei anzuerkennen und zu bestrafen,

    - durch schärfere Gesetze und Kontrollen die Verbreitung tierpornographischer Darstellungen im Internet zu unterbinden und die Urheber konsequent zu belangen,

    - Tierärzte, Polizei und Veterinärämter und Landwirte so zu schulen, dass sie mögliche Anzeichen für sexuelles Vergehen an Tieren rechtzeitig erkennen und rechtliche Schritte einleiten können,

    - Zoophilie/Sodomie als ernst zu nehmendes Tierschutzproblem anzusehen und die Bevölkerung entsprechend aufzuklären und zu sensibilisieren

  • B
    Berni

    >>Geschlechtsverkehr ist nur legitim, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind und frei entscheiden können. Menschen können Tiere aber auch so abrichten, dass diese sexuell gefügig sind. Also muss ein Staat, zu dessen Verfassungszielen auch der Tierschutz gehört, solche Handlungen verbieten.

  • TL
    @Tim Leuther

    Echt jetzt? Ich schäme mich fremd für Ihren Kommentar. Sie sind ein Lebewesen unter vielen, Ihnen würde ein bisschen Respekt und Bescheidenheit gut tun. Tiere sind nicht auf der Welt um die Menschheit zu ernähren. Schon mal von pflanzlicher Nahrung gehört? Die ist gesünder, besser für die Umwelt und schadet niemandem. Dumme Sprüche wie Pflanzen sind auch Lebewesen können Sie sich sparen. Unwissenheit gepaart mit Aroganz, wie aus Ihrem Kommentar zu lesen ist, sind äußerst peinlich.

  • KP
    Karl P.

    @ Lisa

     

    Es ist immer fatal, wenn Leute meinen sich über etwas äußern zu müssen, wovon sie keine Ahnung haben. Ich behaupte, Sie wissen überhaupt nichts darüber, was zwischen Zoophilen und deren Partnertieren abläuft. Sie kennen vielleicht ein paar Fälle schwer misshandelter Tiere, die tatsächlich in der von Ihnen beschriebenen Form traumatisiert sind, aber derartige Gewaltakte sind schon heute durch das Tierschutzgesetz verboten und werden von ALLEN mitfühlenden Menschen abgelehnt. Und Zoophile sind genau das. Lesen Sie mal die Dissertation von Frau Dr Andrea Beetz zu diesem Thema und Sie werde u.a. auf die Aussage stoßen, dass die befragten Zoophilen einen höheren emotionalen Quotienten (EQ) haben als der Durchschnitt.

     

    Für dieses Gesetz gibt es aus wissenschaftlicher Sicht keinen vernünftigen Grund, und somit ist es staatliche Willkür, die von einem geifernden Mob scheinheiliger TierschützerInnen befeuert wurde.

  • KW
    Komet Wuff

    "Die Tiere haben danach einen psychischen Schaden. Sie können meist kein Vertrauen mehr zu Menschen aufbauen, bzw. nur sehr schwer. Diese Tiere leben häufig in ständiger Angst."

     

    Das krasse Gegenteil ist der Fall. Aber ich bin auf eine mir befremdliche Weise auch ein bisschen froh, dass sie so denken, denn nur weil Zoophilie mit Vergewaltigung und Missbrauch in Verbindung gebracht wird, habe ich privat als zoophiler ein ziemlich ruhiges Leben. Wer von euch kann sich schon vorstellen, dass ein Hund, der in der Öffentlichkeit die Nähe seines Herrchens sucht und ihm genüsslich das Gesicht abschlappt, abends zuhause mit seinem Herrchen Sex hat?

     

    Keiner dieser selbsternannten "Tierrechtler" wird je vermuten, dass ich zoophil bin, weil mein Hund genauso gesund und lebensfroh ist wie der Hund eines jeden anderen Hundehalters, bei dem es dem Tier gut geht.

  • L
    Lisa

    Das Problem mit Sodomie ist in etwa vergleichbar mit Kindern, die ständig missbraucht werden. Die Tiere haben danach einen psychischen Schaden. Sie können meist kein Vertrauen mehr zu Menschen aufbauen, bzw. nur sehr schwer. Diese Tiere leben häufig in ständiger Angst. Auch kann man solche Fälle meist nur mit dehr viel Arbeit und Mühe wieder resozialisieren, da sie oft nur Kontakt zu ihrem menschlichen Besitzer hatten und zu keinen Artgenossen bzw. nur eingeschränkt.

    Und es ist ja schön und gut, wenn sich um diese Tiere besser gekümmert wird, aber vergleicht man das mal mit Missbrauch an Menschen, hat das wieder einen ganz anderen Anschein. Diese werden oftmals auch geliebt und umsorgt, was aber niemandem das Recht gibt, mit ihnen zu schlafen (Auch wenn diese sich vielleicht nicht wehren, wirklich gern haben das die wenigsten).

    Ich weiß ja nicht wie weit andere das Problem beurteilen können, ich kenne beide Seiten und finde Sodomie, zumindest in den meisten aller Fälle, wirklich schrecklich.

  • K
    Komet

    Die schlimmste Form der Folter ist es, die Liebe eines Menschen gegen ihn zu verwenden.

     

    Genau das passiert gerade mit uns Zoophilen. Wir lieben unsere Tiere und aus Angst, sie zu verlieren, können wir uns nicht adäquat gegen dieses Gesetz, das uns diskriminieren soll, wehren.

  • T
    Thy

    Aber die Massentierhaltung ist ein Problem, das man mit solchen Gesetzen nicht in den Griff kriegen wird, mit gar keinen Gesetzen.

    Sodomie dagegen schon, zumindest ist es ein sehr wichtiger Schritt, sie zu verbieten und zu bestrafen.

  • D
    Daniel

    Wie kann man hier von einem Nischenproblem sprechen,

    ich bin jetzt seit fast 20 jahren im Tierschutz tätig, mir ist sehr bewusst das es an vielen Stellen brennt und ich kann nicht sagen was nun wirklich schlimmer ist Tiertransporte wo Tiere gequält werden oder Massentierhaltung wo Tiere gebranntmarkt beschnitten kopiert werden oder Sodomie oder oder oder das muß jeder für sich entscheiden. Nur es ist traurig genug das wir überhaupt im 21 Jahrhundert noch diese Themen haben und nicht in der Lage sind dies alles zu verändern. Gehen wir sie gemeinsam an und vielleicht wird dadurch diese Welt der Menschen für die schwachen und Hilflosen egal ob Zweibeiner oder Vierbeiner etwas besser.

  • K
    Komet

    Was soll denn bitte daran in Ordnung sein, einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Tier zu verbieten?

     

    Sodomie ist nichtmal ein Nischenproblem, sondern gar kein Problem, da Zoophile sich in meist besser um ihre Tiere kümmern als andere Halter.

  • TL
    Tim Leuther

    Die "Überzüchtung" von Tieren macht die Tiere Futtereffizient - das macht diese Tiere besser für die Welternährung als ineffiziente Tierarten. Daher ist diese Überzüchtung nicht zu kritisieren. Die Nahrungssicherheit der Menschheit ist irgendwie gearteten diffusen "Tierrechten" vorzuziehen.

     

    Eher sollten ineffiziente Züchtungen höher besteuert werden - genauso wie man es bei Autos macht/vor hat.