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Kolumne BesserSabra, Schatila, Lieblingsmassaker

Die Nachrufe auf Ariel Scharon zeigen nicht zuletzt eines: Die Erinnerung an die Gräuel des libanesischen Bürgerkriegs ist ausgesprochen selektiv.

Ariel Scharon mit seiner Frau Lily im Juli 1982. Bild: dpa

N achdem der militärische Widerstand bezwungen ist, stürmen die Milizionäre in das palästinensische Flüchtlingslager Schatila. Sie vergewaltigen, sie foltern, sie töten – ungehindert von den ganz in der Nähe postierten Einheiten einer regulären Armee.

Die Rede könnte hier vom September 1982 sein, als die christlich-libanesische Falange-Miliz vor den Augen der israelischen Armee mehrere hundert bis zweitausend Palästinenser in Sabra und Schatila niedermetzelt, woran anlässlich des Todes von Ariel Scharon ausführlich erinnert wurde. Die Rede könnte aber ebenso vom Mai 1985 sein, mit den gleichen Opfern, jedoch mit der säkular-schiitischen Amal-Miliz als Killer und der syrischen Armee als zuschauender Verbündeter.

Der libanesische Bürgerkrieg ist voll mit solchen Gräueltaten. Im Januar 1976 verüben christliche Milizen ein Massaker im mehrheitlich von Armeniern und Kurden bewohnten, aber von der PLO kontrollierten Beiruter Stadtteil Karantina, kurz darauf massakriert die PLO die Bewohner des christlichen Dorfes Darmur, im August 1976 schlagen christliche Milizen im palästinensischen Flüchtlingslager Tel al-Zaatar zurück usw.

Jeder gegen jeden

Die Opfer werden mit einigen hundert bis 1.500 beziffert. Dieses Abschlachten setzt sich fort, auch innerhalb derselben Bevölkerungsgruppe – die Falange gegen die Tiger-Miliz, die Hizbullah gegen die Amal usw.

Von all diesem Gemetzel ist heute nur ein Ereignis in Erinnerung: Sabra und Schatila, 1982. Das wird noch im selben Jahr von der Mehrheit der UN-Vollversammlung als Genozid verurteilt und steht heute auf einer Stufe mit Lidice und Oradour, mit Son My und Srebrenica.

Die anderen Ereignisse hingegen erregten schon damals kaum Aufmerksamkeit und sind heute (die Angehörigen der Opfer wohl ausgenommen) fast vergessen. Der Grund: In diesen Fällen war Israel nicht beteiligt. Auch die womöglich höhere Opferzahl von Sabra und Schatila erklärt den Hass auf Scharon nicht, denn dann müsste das jordanische Königshaus wegen des „Schwarzen Septembers“ noch verhasster sein.

Wann wurde Arafat zur Verntwortung gezogen?

Gleichwohl rechtfertigt ein Kriegsverbrechen nicht ein anderes. Und Kritiker Scharons können sich auch auf die israelische Untersuchungskommission stützen, die dessen Mitverantwortung feststellte, weshalb er als Verteidigungsminister zurücktreten musste.

Man mag dies für unzureichend halten oder es anstößig finden, dass so einer danach noch Karriere machen konnte. Doch es gilt der Gleichheitsgrundsatz: Elie Hobeika, der zuständige Kommandant der Falangisten, wurde später libanesischer Minister, ohne dass jemals eine arabische Kommission seine Schuld festgehalten, geschweige denn Jassir Arafats Verantwortung für Darmur und anderes verhandelt hätte.

Wer also Scharon am Sarg „Sabra und Schatila“ hinterherruft, sonst aber von nichts weiß (was sich recht leicht beheben lässt) oder nichts wissen will (was sich nicht so leicht behandeln lässt), macht sich des Verdachts schuldig, dass es ihm um etwas anderes geht als um die Erinnerung an ermordete Zivilisten.

Besser: glaubwürdig.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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72 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • BD
    Bas Dost

    "Das hat schon seinen Grund, dass man sich in einigen Gegenden dieser Erde nicht offen zu Terrorbanden bekennen sollte." Ehrlich gesgat tun Sie mir mit Ihrer absurden Doppelmoral leid. Merkwürdig, dass ausgerechnet Deutsche den Palästinensern den Holocaust entgegenhalten. Die hätten sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn die Deutschen etwas von ihrem Land für die überlebenden Juden hergegeben hätten.

  • BD
    Bas Dost

    Nochmal zum Artikel:

    Es wird erwähnt, dass im Mai 1985 die säkular-schiitischen Amal-Miliz unter Palästinensern ein Massaker angerichtet hat. Das ist wahr. Jetzt stelle ich mir aber die Frage: Unterstützt Deutschland die Amalmiliz mit Geld, Waffen und lädt deren Vorsitzenden nach Deutschland ein? Votiert Deutschland für die Amalmiliz oder deren Interessen in der UNO ? Fährt der deutsche Außenminister nach Beirut um am Grabe des Anführers der Amalmiliz kitschige Reden zu halten ? Ich glaube nein.

    • DE
      der echte Joschka
      @Bas Dost:

      Du glaubst zurecht: Nein!

       

      Aber was um Himmels willen willst du uns damit rüber gerappt haben?

       

      Klar, jeder weiss, dass einige Dinge in Wirklichkeit niemals passieren: Angela Merkel nimmt nicht an Voice of Germany teil. Dagobert Duck ist deshalb nicht die reichste Ente der Welt, weil selbst schlaue Enten keine Geldspeicher haben. Und Bas Dost wird keinen Fussball essen, weil du fortgesetzt seinen Namen als Nick benutzt.

       

      Alles soweit richtig! Konsens?

      • BD
        Bas Dost
        @der echte Joschka:

        Lies noch mal den weinerlichen Artikel von Yücel, der sich über angebliche Doppelmoral aufregt und meinen Beitrag und wenn Du Dein Gehirn ganz doll anstrengst dann kommst Du auch drauf.

  • S
    Schwertfisch

    Weder Arafat noch Abbas noch andere haben sich jemals gegen die radikalen Palästinenser behaupten, oder sie sogar zurückdrängen können. Stets konnten sie nur zuschauen, wie andere mit Raketen, Autobomben, Flugzeugentführungen und Selbstmordattentaten die politische Agenda bestimmten.

     

    Palästina wurde nicht aus den Landkarten gewischt. Es hat niemals existiert. Und es wird niemals existieren, steht zu befürchten, wenn es im Sinne der arabischen Fundamentalisten ist, dass der Konflikt weiter besteht und die Wunde offen bleibt. Dies gilt, solange der Fundamentalismus im Nahen Osten die politischen Doktrinen der Anrainer beherrscht, mittelbar oder unmittelbar.

     

    Für mich ist in diesem Szenario der ein grosser Held, dem es gelingt, seinen eigenen Fundamentalismus zu überwinden, auch wenn das viele Schmerzen und Bitternis mit sich bringt. Das hat unerwartet gerade Scharon, ein historisches Beispiel gebend, geschafft.

     

    Das übrige mag ein Mythos sein, der uns nicht viel angehen muss, jener des Generals, der zum Volkshelden eines winzigen Landes im Kampf ums Überleben wurde. Und jener auch des erbarmungslosen politischen Hardliners, dessen ganzes Denken während seiner politischen Karriere von Strategie und Aufmarschplänen beherrscht blieb.

     

    Scharon hat all dies, spät im Leben, überwunden, und durch entscheidende Kompromisse den Weg frei gemacht. Der bislang, mangels Format oder Rückhalt bei den eigenen, nicht weiter beschritten wurde.

     

    Wer heute weiterkommen will im Nahen Osten, der muss Sabra und Schatila und unendlich vieles andere endgültig hinter sich zurücklassen. Für mich ist hierzu sowohl Yücels Beitrag eine Ermutigung, als auch die neuerliche Auseinandersetzung mit der Reizfigur Scharon aus Anlass seines Todes.

    • @Schwertfisch:

      wenn man ganz genau hinguck+zuhört, beispielsweise bei http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/spielfilme-im-br/sharon-100.html solange das noch möglich ist, dann stellt man fest: Scharon hatte garnichts überwunden, er steckte immer noch im denken des siedler-zionismus des neuen yishuv fest. er konnte das allerdings gut als was neues verkaufen.

      ich finde das regelrecht verblüffend: immer, wenn man denkt "ah, jetzt kommt was wirklich neues!", dann kommt der rückfall ins alte. allerdings gut verpackt in schmerz und bitternis.

      bevor man mich falsch versteht - ich halte es für tragisch, dass er aus dem partinsanen-denken nicht rausgekommen ist.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Tatsache ist, dass die Siedler und die Besatzerarmee aus dem Inneren Gazas abgezogen sind, aber Gaza wurde nie zurückgegeben. Es war nach dem Abzug immer ein Gefängnis Israels, wo Israel freies Morden gepflegt hat

    http://www.btselem.org/statistics/fatalities/before-cast-lead/by-date-of-event

    während es Palästina weiter aus den Landkarten gewischt hat.

    www.peacenow.org/map.php

    und bis heute sein Endziel in den Ministerien propagiert

    www.goisrael.de/Tourism_Ger/Tourist%20Information/Reiseplanung/Documents/MapOfIsrael1.pdf

     

    Es ist aber auch erstaunlich, wie manche Menschen völlig Ignorant gegenüber der Tatsache sind, dass Gaza ein TEIL Palästinas ist und Gaza somit de Facto nicht frei sein kann, solange Israel seine Völkerrechtsverbrechen im Westjordanland nicht beendet. Aber israelische Propaganda gepaart mit einem gewissen „Vorurteilen“ ermöglichen Vieles, was einer rationalen Wahrnehmung widerspricht.

     

    Rational wäre es auch, wenn man nicht das Verhalten von Menschen untereinander bemüht, um nachweisliche Völkerrechtsverbrechen an diesen Menschen zu rechtfertigen.

    • @1393 (Profil gelöscht):

      Gaza nicht frei? Ich bitt' Sie, sie hatten die Wahl.

      2005, nach der Räumung der Siedlungen, war genau diese Möglichkeit gegeben. Eine Region im Reset mode, die Bewohner frei in der Wahl, wie sie in Zukunft selbst und mit den Nachbarn Ägypten und Israel leben wollen. Das hätte ein Modellstaat werden können, die ganze Welt hätte massiv mitgeholfen, neun Jahre später stünden dort jetzt moderne Fabriken und die Leute hätten einen Lebensstandard wie in Chile oder Curacao. Allein man dachte nicht an diese Möglichkeit.

       

      Zu blöd aber auch.

    • TH
      Thomas H
      @1393 (Profil gelöscht):

      "Tatsache ist, dass die Siedler und die Besatzerarmee aus dem Inneren Gazas abgezogen sind, aber Gaza wurde nie zurückgegeben. ..."

       

      Ihre Behauptungen bezüglich des Gazastreifend sind irreführend und unzutreffend, werter Erol Bulut.

      Ich zitiere im Wortlaut aus der völkerrechtlich maßgeblichen Haager Landkriegsordnung, Artikel 42:

       

      "Ein Gebiet gilt als Besetzt, wenn es sich tatsächlich in der Gewalt des feindlichen Heeres befindet.

       

      Die Besetzung erstreckt sich nur auf die Gebiete, wo diese Gewalt hergestellt ist und ausgeübt werden kann."

       

      Quelle:

      http://rk19-bielefeld-mitte.de/info/Recht/Haager_Landkriegsordnung/42-56.htm

       

      Folglich ist der Gazastreifen seit der vollständigen Räumung durch Israel auch kein besetztes Gebiet mehr.

      • @Thomas H:

        rührend, wenn man dran wackelt. wenn sich denn Israel mal an dieses ius in bello halten täte!und den gazanerinnen nicht vorschrieben, auf wieviele hundert meter sie sich heute, im unterschied zu gestern, dem grenzzaun nähern dürfen.

        • DE
          der echte Joschka
          @christine rölke-sommer:

          Herrlich, deine Beiträge! Immer ein Neologismus, etwas Latein, mal eine hebräische Einstreuung.

           

          "gazanerinnen" - das ist genial!

           

          I'm nearly convinced of you! I must say that!

      • BD
        Bas Dost
        @Thomas H:

        Ein Gebiet, das vollständig militärisch abgeriegelt ist und damit abhängig von der "Abriegelungsmacht" ist nicht zurückgegeben. Nichts anderes hat Herr Bulut in seinem Lesebrife behauptet. Dass Gaza immer noch "besetzt" sei haben Sie ihm einfach in den Mund gelegt. Es ist schon recht plump jemanden Worte in den Mund zu legen um diese dann "souverän" zu widerlegen. Plump bzw. auch ein klien bißchen lächerlich.

    • BD
      Bas Dost
      @1393 (Profil gelöscht):

      Danke für diesen Beitrag. Merkwürdig übrigens, dass niemand gegen diese Landkarte protestiert. Ich erinnere mich da an das Gekeife, als Bushido einen Plan von Palästina veröffentlicht hatte. Fürwahr, jeder hat sein Lieblingsmassaker und sein Libelingsfeindbild.

  • BD
    Bas Dost

    Der Artikel ist schlicht und simpel und im Übrigen auch überflüssig, weil er vollkommen banal ist. "Jeder hat sein Lieblingsmassaker." Stimmt. Und? Der Westen hat mit dem Holocaust auch seinen "Lieblingsvölkermord". Wieviel Filme werden über Mao gedreht oder den Holodomor ? Entscheidend ist doch die Frage, ob Scharon ein Kriegsverbrecher gewesen ist und diese Antwort lautet eindeutig ja. Wäre er afrikanischer Ex-General gewesen, wäre Steinmeier bestimmt nicht zu seiner Beerdigung gefahren. Auch der Vergleich mit den Massakern der Amal-Miliz stimmt. Allerdings wird uns die Amal-Miliz auch nicht ständig als moralische Instanz oder die einzig demokratische Miliz im "Nahen Osten" präsentiert. Wenn man in seinem Anspruch derartig tief gesunken ist, dass man nur noch "aber die Amal-Miliz hat auch Massaker begangen" stammeln kann, dann ist es schlecht um einen bestellt.

    • KM
      Kaiser Maggirapper
      @Bas Dost:

      Deine Vergleiche hinken nicht nur und sind banal, sondern sie sind brutal zynisch und krass menschenverachtend.

       

      Man mag über Scharon denken was man will. Ihn auf die Stufe mit einem afrikanischen General, vielleicht aus Ruanda, zu stellen, ist nicht nur irrational und fernab jeder geschichtlichen Wirklichkeit, sondern auch noch eine Verhöhnung von Opfern.

       

      Und dazu nimmst du auch noch einen Nick, der eine reale und öffentlich bekannte Person ist.

       

      Klar, dass du auch noch mit Bushido aufwarten musst, dem Angstmacher für Leute, die das Muskiantenstadl lieben. Echt, du bist gruselig, Mann!

      • BD
        Bas Dost
        @Kaiser Maggirapper:

        Ich habe selten einen solchen Schwachsinn gelesen, wie Deine Antwort. EOD

  • Danke, Deniz Yücel!

     

    Es ist immer wieder wichtig zu zeigen, dass die Realität vielschichtiger ist, als es verbohrte Judenhasser wahrhaben wollen.

    • @Oma Kruse:

      immer wieder diese ferndiagnosen!

      ich möcht lieber nicht erfahren, wie viel resentiment sich in dem wunsch versteckt, juden in Israel in sicherheit zu bringen. sollte es nicht ziel sein, dafür zu sorgen, dass eine jeder wo auch immer 'in sicherheit' leben kann?

      • M
        MaterialismusAlter
        @christine rölke-sommer:

        Ja, das sollte das Ziel sein. Nach sechs Millionen ermordeten Juden werden sie aber vielleicht Verständnis dafür aufbringen, dass es Jüdinnen und Juden gibt, die auf diese perfekte Welt nicht warten wollen, sondern lieber einen Staat haben, der sie als bürgerliche Subjekte anerkennt und entsprechend verteidigt. Denn genau das fehlte 1941-45.

         

        Ihre Hoffnung auf den Kommunismus finde ich natürlich löblich und sobald wir ihn verwirklicht haben können wir alle Staaten - inklusive Israel - abschaffen.

        • @MaterialismusAlter:

          ich bringe auch verständnis dafür auf, wenn sinti+rom+ und bibelforscherinnen und lesben+schwule und kommunisten bis sozialdemokratinnen lieber einen staat haben,"der sie als bürgerliche Subjekte anerkennt und entsprechend verteidigt". wobei ich bei subjekt das bürgerliche die das menschenrecht ersetzen täte. daran fehlt es heute immer noch. aber ich arbeite dran...

      • @christine rölke-sommer:

        Dachten Sie da etwa an Malmö? Schweden hat es sich ja zur Aufgabe gemacht, möglichst viele arme Pal-Araber bei sich aufzunehmen. Die Sozialromantiker da oben werden sich wohl gedacht haben, dass das, was mit den Vietnamesen in Dänemark geglückt (!) ist nur einfach kopiert werden müsste. Das würde schon gutgehen. Seltsam nur, dass angeblich Verfolgte selber zu Verfolgern werden.

        • @Senckbley:

          "Seltsam nur, dass angeblich Verfolgte selber zu Verfolgern werden."

          damit wollen Sie was genau sagen?

          • @christine rölke-sommer:

            In Rosengård / Malmö wohnen fast 3000 Flüchtlinge aus dem Libanon, in erster Linie Palästinenser. Seit einiger Zeit setzen die Leute in Malmö ihre Kippa nicht mehr auf, weil die armen palästinensischen Flüchtlinge die einheimischen Juden "nicht so gerne sehen". Viele von ihnen ziehen sogar weg – wobei ich mich frage, wer in Wirklichkeit gehen müsste.

            • BD
              Bas Dost
              @Senckbley:

              Das Juden ihre Kippa nicht mehr tragen können ist schlimm, aber ich würde Ihnen auch nicht raten in den von Ariel Scharon gegründeten Siedlungen ein Palästinensertuch zu tragen-als Araber dürften sie dort wahrscheinlich noch nicht einmal rein. Ihre Ausdrucksweise "Pal-Araber" oder "angeblich Verfolgte" für wirklich Verfolgte zeigt allerdings, dass vermutlich an einer ernsthaften Debatte sowieso nicht interessiert sind.

              • @Bas Dost:

                In vielen israelischen Siedlungen gehen Palästinenser täglich einkaufen und arbeiten. Eine Normalität, die nur selten in deutschen Medien auftaucht.

                • @Oma Kruse:

                  stimmt schon. ihre arbeitskraft und ihr geld nimmt man gern. bloß wohnen sollen sie jenseits des zauns.und nicht mit jüdinnen anbandeln...

              • @Bas Dost:

                Das hat schon seinen Grund, dass man sich in einigen Gegenden dieser Erde nicht offen zu Terrorbanden bekennen sollte. Ich wüsste allerdings gerne mal, was das mit Juden oder Christen zu tun hat, die weltweit Anfeindungen ausgesetzt sind, die in keinem Verhältnis zu den von ihnen hochgehaltenen menschlichen Werten stehen.

                • @Senckbley:

                  ach, ne kopfbedeckung ist ein bekenntnis zu einer terrorbande? dann möcht ich mal wissen, zu welcher terrorbande sich der träger eines roten baretts bekennt. na?

                  • @christine rölke-sommer:

                    Ich weiß ja, dass Sie gern mal was verwechseln und falsche Vorzeichen setzen. Eine Kippa für Frauen ist dabei noch ein eher lustiger Ausrutscher. Bei der Kufiya, die sie als Modeaccessoire verkaufen wollen, wird es schon absurder: dies Zeugs wurde vom „geliebten Führer“ al-Husseini den männlichen Mandatsbewohnern während der profaschistischen Aufstände der 30er und 40er Jahre vorgeschrieben. Also zur Zwangsbeglückung. Gänzlich verrückt wird es dann, wenn Sie israelische Fallschirmjäger, also die Träger roter Barette, zur Terrorbande umdeklarieren. Das erinnert mich irgendwie an den Zauberspruch der Hexen in 'Macbeth': „Fair ist foul and foul is fair“. Aber gut, dass wir drüber geredet haben.

                    • @Senckbley:

                      und Sie haben mal wieder keine ahnung, wieviele frauen mittlerweile kippa tragen! als rabbinerin, als kantorin, als professorin, als was auch immer. wieSie auch keine ahnung davon haben, in wievielen variationen palästinenserinnen, auch männliche, was auf dem kopf tragen. und ihnen dabei der olle mufti so hoch wie breit ist. aber das nur am rande.

                      die fallschirmjäger Israels so, wie wir sie heute kennen - kleiner ausflug in die geschichte - sind aus der einheit 101 entstanden. die einheit 101 ist eher ein partisanentrupp als eine soldateneinheit zu nennen, wenn man sich die von 101 bevorzugten uneingehegten kampfformen anguckt.

                      jenachdem werden partisanen auch gern mal terroristen genannt. das erleichtert nämlich zu legitimieren, warum sie mit partisanischen mitteln, also außerhalb des ius in bello, bekämpft werden dürfen. und enthebt einen der sorgfältigen unterscheidung zwischen militärischem gegner und zivilistinnen, auch männlichen.

                      das partisanische in zahal - das ist das erbe, was u.a. Scharon hinterlassen hat.

                      • @christine rölke-sommer:

                        Sehen Sie, das meine ich. Zwischen 1949 und 1956 erfolgten 9000 Fedayin-Angriffe auf Israel, die auf geeignete Weise unterbunden werden mussten, damit die damals noch eher armen Leute in Israel ihren täglichen Verrichtungen nachgehen konnten – Frage an die Militärsachverständige: wie? Indem sie Kantorinnen mit variierend phantasievoller Kopfbedeckung hinter die Linien eines erbarmungslosen Gegners schicken?

                        • @Senckbley:

                          soso. und wieviele von diesen 9000 fedayin-angriffen waren bäuerleins, die einfach zurück aufs feld und zum granatapfelbaum wollten? dem hätte man sehr leicht begegnen können: durch zurückkehren lassen. stattdessen hat man sie in mistanenim (infiltratoren) umgenannt und sie bei oder nach grenzübertritt erschossen, gelegentlich im rahmen einer strafexpedition auch schon vorher, rein vorsorglich. - ja, vermutlich hätten da kantorinnen+rabinnerinnen+gelehrtinnen mit kippa nicht geschadet. die hätten den jungs die bedeutung von eruv als co-habitation erklären können.

                          • @christine rölke-sommer:

                            „und wieviele von diesen 9000 fedayin-angriffen waren bäuerleins“ - Nicht einer, die stehen noch auf einem anderen Blatt. Die hier gemeinten Grenz- (nein: Demarkationslinien)übertritte führten jedes Jahr zum Tode hunderter Zivilisten, kann man alles nachlesen. Ist das der Preis für „co-habitation“?

                            • @Senckbley:

                              nachlesen? bei http://www.jafi.org.il/JewishAgency/English/Jewish+Education/German/Israel+und+Zionismus/Konzepte/Kampf+und+Verteidigung/Kampf+und+Verteidigung+3.htm

                              lese ich "Zwischen 1951 und 1956 kamen durch Infiltrationen und Angriffe der Fedajin vierhundert Israelis ums Leben, neunhundert wurden verletzt."

                              und bei http://en.wikipedia.org/wiki/Palestinian_fedayeen ist zu lesen "Emerging from among the Palestinian refugees who fled or were expelled from their villages as a result of the 1948 Arab-Israeli War, in the mid-1950s the fedayeen began mounting cross-border operations into Israel from Syria, Egypt and Jordan. The earliest infiltrations were often to access the lands agricultural products they had lost as a result of the war, or to attack Israeli military, and sometimes civilian targets. Israel undertook retaliatory actions targeting the fedayeen that also often targeted the citizens of their host countries, which in turn provoked more attacks."

                              und was sind nun Ihre belege für "führten jedes Jahr zum Tode hunderter Zivilisten" zwischen 1949 und 1956?

            • @Senckbley:

              also... ich setze meine kippa immer auf wenn ich das haus verlasse. und meine palästinensische gemüsehändlerin sieht mich gern. immer. und immer wieder. wenn sie nicht mehr da wäre, täte mir was fehlen.

  • B
    BBQ

    "Im Übrigen ist diese "die anderen sind noch viel schlimmer"-Nummer wirklich die dümmste Leier der Verteidiger jedweder israelischer Politik."

     

    "Zusammengefasst:

    Scharon nicht anscheissen, weil gibt ja noch viel fiesere."

     

    "Also was will und Yücel sagen? Dass ihm Sharon in der Reihe der Massenmordverantwortlichen am sympathischten ist und das man ihm doch verzeihen soll?"

     

    "Man kann doch ein Massaker durch Vergleiche nicht relativieren!"

     

    Weder vergleicht der Artikel, noch relativiert der Artikel, noch sympathisiert der Artikel.

     

    Was Deniz Yückel allerdings tut, ist jene zu kritisieren, die jederzeit bereit sind, sich auf das eifrigste zu empören, wenn Israel oder ein Israeli an einer Schandtat beteiligt ist, jedoch völlig unbeeindruckt bleiben, wenn diese israelische Verbindung fehlt.

     

    Der geschulte Anti-Zionist schreit reflexhaft "Mörder Sharon", wenn Sabra und Schatila auch nur im Nebensatz auftauchen, kennt zumeist aber Elie Hobeika nicht einmal dem Namen nach.

     

    Dies geht leider oft einher mit einer geradezu obsessiven Fixierung auf das verhasste Israel. Als ob es mit Ethik, Moral oder Menschenrecht zu tun hätte, diese Antipathie ausschließlich einer bestimmten Volksgruppe zukommen zu lassen.

    • EQ
      Evangelikalenfreundliche Quarkargumente ziehen leider nach wie vor
      @BBQ:

      Volksgruppe? Ja, so mögen Sie ja denken, eben ethnozentristisch. Aber es geht wohl eigentlich den meisten KritikerInnen israelischer Gewaltherrschaft um die politische Dimension, schließlich ist Israel als demokratischer Staat verknüpft mit europäischem Denken, und da spielen die Einhaltung der Menschenrechte eine gewisse Rolle. Sharon jedenfalls, hat sich einen Dreck um sie geschert.

  • D
    D.J.

    @Erol Bult,

     

    ich weiß nicht, welche Pressorgane Sie lesen, doch habe ich in den letzten Tagen einiges über Sabra und Shatila gelesen. Das ist auch gut so. Es geht auch nicht darum, das Verbrechen kleinzureden, sondern zu fragen, warum andere nicht interessieren. Ist doch gar nicht so schwer zu verstehen, oder?

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      @D.J.

       

      Ich lese vieles und empfehle zu Sabra und Shatila den Wiki Artikel und (!) das dort angegebene Quellmaterial, wie dieses

       

      www.youtube.com/watch?v=fa3jsIY_xKM

       

      Es mag ja auch sein, dass es in dieser Region viele Verbrechen dieser Art gegeben hat, aber es ist ja nicht so, dass die anderen Verbrechen nicht interessieren.

       

      Nur ragt Sharon und seine Verantwortung für das Sabra&Shatila Massaker heraus, weil er der einzige unter den Massenmordverantwortlichen ist, der von gewissen Araberhassern zum "Heiligen" erklärt wird.

       

      Oder war ein Deutscher Aussenminister bei der Beerdigung Hobeikas, der Hobeika zum Friedensengel verklären wollte????

  • DW
    Der Wahre Markus

    Mal kurz zur zweiten Intifada: Wer tausende Tote in Kauf nimmt, weil ein furchtbar dicker Exgeneral über einen Platz läuft (egal welchen Platz in welcher Ecke dieser Erde), der hat doch irgendein anderes Problem als das, was er vorgibt zu haben.

     

    Unfasslich, dass die Gleichen, die sich wichtig zum Gedenken von Luxemburg und Liebknecht umtun, dazu kommen, diesen Primitivaffekt in Wort und Bild vielfältig zu rechtfertigen, ihn am Ende sogar heroisch zu glorifizieren.

     

    Natürlich sind die einfachen Palästinenser in ihrer Wut dazu aufgestachelt worden, aber doch nicht von Scharon, sondern von den eigenen Anführern. Diese aber zu legitimieren, indem man Scharon verdammt, das ist so, als würde man intellektuelle Diskurse umd Seminare zur Rechtfertigung der Blutrache abhalten.

     

    Das Gleiche gilt für Sabra und Schatila: hier wird nicht die beklagenswerte Kette des Terrors und Gegenterrors in Nahost zum Gegenstand der Analyse, sondern es wird, so primitiv wie in einem Ballerspiel, gutes Killen von schlechtem unterschieden.

     

    Wie einige an ihren virtuellen Revolutionstamagotchis basteln und dabei auf der Suche nach Spielmaterial ungeniert die Leichenberge nach Verwertbarem abscannen, ist schon relativ krass. Vielleicht mal Respekt, auch vor den zahllosen Opfern Palästinensischen Terrors?

     

    Sogar Baader und Ensslin waren bekanntlich nicht mehr dafür, als die Landshut entführt wurde. Und wenn die 77 noch eine Grenze wahrnahmen, kann man doch davon ausgehen, dass sie ziemlich weit aussen lag.

     

    Aber die hatten auch noch keine Spielkonsolen, vielleicht liegt es einfach nur da dran.

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @Der Wahre Markus:

      @Markus

       

      Und nach wie vor ist der Grund für die zweite Intifada die Fortsetzung israelischen Land-&Menschenrechtsraubs an den Palästinensern gewesen, obwohl man sich in den Oslo Verträgen zu gegenteiligem Verpflichtet hatte.

       

      Welche Rolle Sharon bei diesem Landraub hatte, ist kein Geheimnis.

  • NG
    nur gast

    Fazit: Sabra und Schatila sind die einzigen Verbrechen, die erinnert werden. Und der einzige Schuldige, der erinnert wird, ist Scharon. Wie nennt man diese Geisteshaltung?

  • Ein guter Artikel von Deniz Yückel, der sich wohltuend vom sonstigen antiisraelischen Mainstream unterscheidet.

     

    Neben der selektiven Sicht in den deutschen Medien bezüglich Sabra und Schatila wird immer wieder behauptet Scharon hätte mit seinem Besuch auf dem Tempelberg die „Al-Aqsa“-Intifada ausgelöst. Obwohl die PLO und Arafats Frau Suha längst zugeben, dass die Intifada lange zuvor geplant und obwohl der Besuch mit der moslemischen Verwaltung des Tempelbergs abgestimmt war.

     

    Was wohl der Grund für diese selektive Wahrnehmung sein könnte? Es wird sich doch nicht um Judenfeindschaft handeln. Nein, das kann nicht sein. Unmöglich auch nur entfernt daran zu denken.

     

    http://thinktankboy.wordpress.com/2014/01/12/ariel-scharon-ist-tot/

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @Manfred Breitenberger:

      Selktive Wahrnehmung ist zu ignorieren, dass die 2.Intifada Folge des fortgesetzten israelischen Land-&Menschenrechtsraubs an Palästinensern war.

       

      Welche Verantwortung Oberlandräuber Sharon dabei hatte, ist nicht unbekannt.

       

      Es wird doch kein Rassismus gegen Araber sein, Sharons Rolle selektiv dabei auszublenden?

       

      Zu Oslo

      www.monde-diplomatique.de/pm/.search?ik=1&mode=erw&tid=2002%2F07%2F12%2Fa0074&start=1&ListView=0&sort=3&tx=politiker++oslo+rekapitulieren&qu=MONDE

      • @1393 (Profil gelöscht):

        ich find's ja löblich, dass Sie versucht haben, sich bei dem denktankjungen gehör zu verschaffen. aber: die können nur mit der claque.

      • N
        Nussknacker
        @1393 (Profil gelöscht):

        Was haben die Palästinenser denn in Gaza gemacht, welches sie zurückerhalten haben? Was würden sie in einer geräumten Westbank machen? Das Problem ist doch, dass niemand je geplant hat, das Land den palästinensischen Parias zu geben, die in den Lagern sind.

         

        Diese kriegen nichts von den arabischen Anrainern und werden von Gewaltverbrechern aus den eigenen Reihen brutal unterdrückt und dazu gezwungen, ihre Söhne für Selbstmordattentate in Israel zur Verfügung zu stellen.

         

        Die Geschichte des Nahen Ostens seit dem zweiten Weltkrieg ist eine von Zwietracht, Gewalt und Mord. Nur in Israel wurde eine relative Stabilität im Inneren erzielt, trotz der denkbar widrigsten Umstände.

         

        Nur dort kann annähernd davon gesprochen werden, dass Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, ein freies Wahlrecht (es gab immer und gibt heute sogar arabische Parteien in der Knesset) und die Menschenrechte Gültigkeit haben.

         

        Alles, wofür etwa im Bezug auf China oder Russland mit heissem Herzen, und zu recht, gekämpft wird, wird im Nahen Osten negiert und verleugnet.

  • D
    D.J.

    Danke, Herr Yücel, für den Artikel. Aber Sie werden es auch wissen: Judenhasser lassen sich niemals von Fakten beeindrucken. Da unterscheiden sich radikalchristliche oder radikalmuslimische Judenfeinde nicht von rechten Antisemiten oder linken Israelhassern.

  • KK
    Karl K

    Danke

     

    ( ps kleine sprachliche Finesse:

    "…den gleichen Opfern… "

    klingt mißverständlich ungelenk;

    Vorschlag: "…mit anderen gleichen Opfern…")

  • I
    ich

    Man kann doch ein Massaker durch Vergleiche nicht relativieren! Oh sorry, falscher Artikel...

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Welch ergreifende Rede für Sharon, doch es trifft keinesfalls dio Tatsachen.

    Im Zusammenhang mit Scharons Tod wird von der Deutschen Presse eben nicht auf seine Beteiligung/Verantwortung bei den angesprochenen Massaker erwähnt. Im Gegenteil, eine Legendenbildung der unsäglichen LÖüge, erhätte sich zum Tauben gewandelt dominiert. Tatsache ist, dass die IDF unter Sharons Verantwortung 3(!!!) Tage und Nächte den Falangisten alöle unterstützung beim Morden zukommen lassen haben, nachdem die IDF die Massenmörder in die Lager gelassen und von aussen verschlossen hat.

    Tatsache ist auch, dass keiner der anderen oben im Artikel angesprochenen Massenmörder als was anderes verklärt werden, soi wie man es mit Sharon versucht.

    Also was will und Yücel sagen? Dass ihm Sharon in der Reihe der Massenmordverantwortlichen am sympathischten ist und das man ihm doch verzeihen soll? Oder ist es doch nur die übliche wenig schlaue Antisemitismusbeschuldigung?

  • FD
    Frank Dietz

    Endlich mal wird die politische Dimension der ganzen Kultur einer Empörung verdeutlicht, die mit kaum zu überbietendem Zynismus förmlich danach giert, dass es auf der richtigen Seite unschuldige Opfer gibt. Und zwar möglichst viele davon.

     

    Das ewige Gerede vom Zionismus, das völlig blind ein ganzes Jahrhundert der Verfolgung und des Massenmordes sonder Gleichen ausblendet, und so tut, als sei das moderne Israel direkt aus einem verquasten Literatenzirkel irgendwo im Wilhelminischen Berlin entstanden, zeigt, dass es hier um nichts weiter geht als die vollständige Verdrängung. Ja um den Austritt aus der Geschichte.

     

    Die neuere Linke ist offenbar nicht in der Lage, mit einem so peinlich nahen Anverwandten wie Adolf Nazi im Gepäck weiter zu machen. Die blande Verweigerung jeglichen historischen Bezuges kann aber nur durchgehalten werden, wenn Israel eigentlich gar nicht nötig wäre. Denn wenn es nötig ist, ist es wegen uns nötig geworden, wegen meinem und deinem Papa oder Opa, die den Adolf zuerst gewählt und dann auch noch unsäglich lang an der Macht gehalten haben.

     

    Dann lieber so tun, als seien die Israelis alle Imperialisten und die Araber die Guten. Dann kann man das Judenproblem so schön selektieren und es bleibt in der Mottenkiste, die man nie aufmacht, und auf der mit dem Edding "Moral" geschrieben steht. Der in der Welt sowieso verhasste Judenstaat macht diesen kleinen dreckigen Trick so angenehm einfach. Und Männer wie Scharon, mit jeder Faser ihres Seins zu Lebzeiten eine einzige Provokation, erst recht.

     

    Wer meint, das wäre zu weit hergeholt: der linke jüdische Arzt Freud hat solche Phänomene schon vor über hundert Jahren beschrieben. Er war übrigens ein Zeitgenosse der Zionisten, gilt aber im Gegensatz zu denen noch immer als recht aktuell.

  • Naja. Es ist ja nicht so, dass Israel und Sharon dort die einzigen mit schöner Aussicht auf fremde Fingerkuppen sind. Baschar zum Beispiel wird dort genau so mit den längst vergangenen Sünden seines Vaters traktiert. Aber Hafez ist halt noch unsexier als Sharon, weil die Ammoniter in der Kinderbibel dem Volk Gottes nachstellen, statt Gemüse in die Wüste zu pflanzen.

     

    Besser: Äpfel zu Äpfeln, Birnen zu Birnen. Die Erinnerung an Sabra&Schatila gehört in den Palästinakonflikt und die demokratischste Armee diesseits des Tigris ist keine Räubermiliz.

  • S
    susi

    Besser kann man die Komplexität und Vielschichtigkeit dieses leider wohl kaum lösbaren Konfliktes nicht vermitteln, zumal hier als Anlass der Tod eines der Akteure dient und zum Innehalten anregt. Vielen Dank, Deniz Yücel, hoffen wir, dass sich irgendwann etwas bewegen wird.

    • PV
      Pseudowissen, verschlaumeiert
      @susi:

      "Besser kann man die Komplexität und Vielschichtigkeit dieses leider wohl kaum lösbaren Konfliktes nicht vermitteln"

       

      Ah ja, woher wissen Sie das? Aus der Tatsache, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden?

      Solange selbsterklärte "Experten" wie Sie (müssen sie ja sein, sonst wären Sie nicht zu solch einem Schluss gekommen) und D. Yücel die Weisheit glauben für sich pachten zu können, sieht es mit einer auch nur annähernd allen Opfern des Nahosstkonfliktes gerecht werdenden politischen Haltung schlecht aus.

      Der Herr im Haus hat eben nicht immer Recht, auch wenn er es ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt.

  • HD
    Hundefutte der Erste

    Zusammengefasst:

    Scharon nicht anscheissen, weil gibt ja noch viel fiesere.

    Besser:

    Immer schön nach unten orientieren.

  • Hallo Yücel,

     

    mich intessiert sehr, warum du jetzt so einen Artikel veröffentlichst und warum du dies für notwendig hältst, an das Verbrechen anderer Seite zu erinnern, während TAZ in Bezug auf Arafat und dessen Tod keine Notwendigkeit gesehen hat, auch auf das Verbrechen der anderen Seite hinzuweisen. Da dürfte man Arafat als blutrüstigen Terrorist und mehr bezeichnen, daran hast du dich damals nicht gestört, auch als die Ergebnisse der Untersuchung bekannt wurden und man mit Arafat auch dann abrechnen wollte, weil er womöglich ermordet wurde, hast du nicht für nötig gehalten, hier mal einen Artikel zu veröffentlichen.

     

    Zu dem letzten Absatz:

    Der Kriegsverbrecher ist tot und das ist das Thema, gern können wir von Antike bis jetzt die Massaker aufzählen und hier aufarbeiten, dies dürfte am Thema vorbeigehen.

     

    Was meinst du mit "ihm geht es um etwas anders"?

    Ich habe deine Texte immer gern gelesen, weil Sie klar zum Ausdruck brachten, was du meintest, hier brauche ich deine Hilfe.

     

    Vielen Dank im Voraus...

    • @Toyak Yakot:

      je länger ich es mir durch den kopf gehen lasse umso klarer wird: das reden über den libanesischen bürgerkrieg dient dazu, nicht über die nakba reden zu müssen.

  • D
    dave

    Er war ein grausamer Mann und er war ein Mann der sich nur um seine Leute und seinen Ruhm scherte....

    Aber er lebte in einer Welt die so war und deshalb ziehe ich meinen Hut vor dem Autor, ein wirklich guter Artikel.

     

    Ja die Welt ist grausam, besser man hat die grausamsten als Verbündete den als Feinde...

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Die Araber bringen sich gegenseitig um und geben den Juden die Schuld. ...ist eine alte Regel.

    Aber dass Du nicht im Chor das Lied "Kriegsverbrecher" mitsingst, das gibt Ärger.

  • T
    tim

    israel ist doch die einzige demokratie im nahen osten oder nicht?

    sollte sich israel nicht auch genau an diesem anspruch messen lassen??

    diese vergleiche mit syrien und dem libanon sind derart abstrus, es ist nur noch zum kopfschütteln.

  • ei worum soll es denn mal wieder gehen? wenn nicht um Arik-melech-Israel (so wurde er mal gefeiert) und die frage, ob revisionismus-zionismus gut war fürs land (die region gar?) oder vielleicht doch nicht?

    man kann das übrigens ganz ohne Sabra+Schatila abhandeln. man muß sich nur ein bißchen mit Jabotinskys ideen beschäftigen.

    • D
      Duplo
      @christine rölke-sommer:

      Ob die Israelis ihren Staat nach den Ideen Jabotinskys (der übrigens schon zu Beginn des zweiten Weltkriegs in den USA verstarb, ein Hinweis für Nichtexperten in Sachen Zionismus-Revisionismus) oder sonst wem ausrichten, hat uns an sich nicht zu interessieren.

       

      Oder warst du früher für die Selbstauflösung von Libyen wegen der Gaddafi-Doktrin? Darf Frankreich überhaupt existieren, da es im Wesentlichen durch Auffassungen geprägt ist, die auf de Gaulle zurückzuführen sind? Wieviel Stalin steckt noch im heutigen Russland? Ist seine Existenz gerechtfertigt? Keinen kümmert es - nur bei Israel, da weiss man als Deutscher ein bisschen was drüber, nicht wahr, und das muss der Welt mal langsam aber sicher mitgeteilt werden.

      • @Duplo:

        vielleicht nicht an sich - aber für sich eben doch. mich jedenfalls.

        hilft mir nämlich für die hiesigen debatten zu verstehen, worauf genau die 'best friends' anspringen. und für die dortige entwicklung, weshalb und woran der arbeiter-zionismus scheitern mußte.

        zu selbstauflösung gibt es immer auch alternativen. so wie Libyen sich auf dauer ent-ghassafizieren wird müssen und fronkroisch sich ent-gaullisieren und 'schland sich ent-wilhelminisieren - so tät Israel ent-zionisierung nicht schaden. sachichmaso in alter verbundenheit mit ha'aretz.

    • K
      KASSANDRA
      @christine rölke-sommer:

      Welche Nackbar meinen Sie?

      Die 250.000 Araber die der

      arabischen Weisung folgend

      das Schlachtfeld räumten, in

      erwartung eines Genozids an

      den Juden?

       

      Oder der Jüdischen

      die zur Vertreibung der verbliebenen 1.500.000 Juden

      des Orients führte, von der

      keiner spricht, aus Gemeinden die 1000 Jahre vor Mohammad

      gegründet wurden,

      weil Juden so was aushalten müssen....?

       

      Schwer zu behandeln, wirklich!

  • G
    Gusch

    Klasse! Aber ob das der Durchschnitts-taz-Leser schnallt?

    • @Gusch:

      stimmt! Wie man sieht, ist schon bei der Rölke schluss!

  • G
    gast

    guter artikel. allerdings sollte man auch berücksichtigen, dass israel im selbstverständnis ein aufgeklärter demokratischer staat sein möchte (zumindest zahlenmäßig relevanten anteilen der bevölkerung). amal legt dadrauf wohl nicht so viel wert. daher sollte selbstkritik, auf die immer auch andere aufspringen, laut und deutlich geäußert werden. ansonsten wird israel für die juden das, was amal für die schiiten ist/war: interessenvertretung einer konfession auf dem rücken anderer

  • PP
    Polly PP.

    Lieber Deniz Yücel, vielen Dank für diese Kontextualisierung.

  • M
    Max

    Warum liegt falsch, wer Scharon am Sarg „Sabra und Schatila“ nachruft. Das ist seine Hinterlassenschaft. Er war ein Mensch der Gewalt und sein Leben war durchzogen damit.

    Denis, jeder Machthaber wäre glücklich, dich auf seiner Seite zu wissen, du kannst so schön mit dem Finger auf die anderen zeigen um berechtigte Vorwürfe zu entkräften.

    Im Übrigen ist diese "die anderen sind noch viel schlimmer"-Nummer wirklich die dümmste Leier der Verteidiger jedweder israelischer Politik.