Kolumne Besser: Die Nazibraut im weißen Blazer

Allen Widrigkeiten zum Trotz berichten die deutschen Qualitätsmedien vom ersten Tag des Prozesses gegen Beate Zschäpe.

Qualitätsjournalisten bei der Qualitätsarbeit. Bild: reuters

Gegen 8.30 Uhr erreicht der Gefangenentransporter mit der Angeklagten das Oberlandesgericht München. Knapp 13 Jahre nach dem ersten Mord der rechtsextremen Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) wird der 38-Jährigen der Prozess gemacht. Die Süddeutsche Zeitung hat die Tatorte besucht und zeigt sie in einer interaktiven Grafik. (Süddeutsche.de, „SZ-Newsblog“)

Die Hauptangeklagte des NSU-Prozesses, Beate Zschäpe, ist zum Beginn des Verfahrens am Montagmorgen im Münchner Strafjustizzentrum eingetroffen. Die 38-Jährige wurde in einem schwarzen gepanzerten Wagen von der Justizvollzugsanstalt Stadelheim zum Gericht gefahren, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Der Konvoi verschwand gegen 8.40 Uhr in der Tiefgarage des Gerichtsgebäudes. (dpa)

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist mittlerweile im Münchner Strafjustizzentrum eingetroffen. Die 38-Jährige wurde in einem schwarzen gepanzerten Wagen von der Justizvollzugsanstalt Stadelheim zum Gericht gefahren. Der Konvoi verschwindet in der Tiefgarage des Gerichtsgebäudes. (Welt-Online, „Live-Ticker“)

Die Hauptangeklagte des NSU-Prozesses, Beate Zschäpe, ist zum Beginn des Verfahrens am Montagmorgen im Münchner Strafjustizzentrum eingetroffen. Die 38-Jährige wurde in einem schwarzen gepanzerten Wagen von der Justizvollzugsanstalt Stadelheim zum Gericht gefahren, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Der Konvoi verschwand gegen 8.40 Uhr in der Tiefgarage des Gerichtsgebäudes. (Stern.de, „+++Newsticker+++“)

Mit Aktendeckeln und Kapuzen

Kurz vor Beginn des Prozesses waren die Angeklagten in den Gerichtssaal geführt worden. Mit Aktendeckeln und Kapuzen schützten sich zwei von ihnen vor dem Blitzlichtgewitter der Fotografen. Die Hauptangeklagte Zschäpe wurde ohne Handschellen in den Gerichtssaal geführt und unterhielt sich mit ihren Anwälten. Mit verschränkten Armen betrat sie den Saal und machte einen gefassten Eindruck. Sie vermied jedoch den Blick in die Kameras. (FAZ.net)

Mit fast halbstündiger Verzögerung betrat um 10.24 der OLG-Senat unter Vorsitz von Manfred Götzl den Saal, um 10.26 Uhr schlossen sich die Türen. Kurz vor Beginn des Prozesses waren die Angeklagten in den Gerichtssaal geführt worden. Mit Aktendeckeln und Kapuzen schützten sich zwei von ihnen vor dem Blitzlichtgewitter der Fotografen. Die Hauptangeklagte Zschäpe wurde ohne Handschellen in den Gerichtssaal geführt und unterhielt sich mit ihren Anwälten. (Tagesspiegel, „Liveblog“)

Die Angeklagten waren kurz vor Beginn des Prozesses in den Gerichtssaal geführt worden. Mit Aktendeckeln und Kapuzen schützten sich zwei von ihnen vor den Fotografen. Die Hauptangeklagte Zschäpe wurde ohne Handschellen in den Gerichtssaal geführt und unterhielt sich mit ihren Anwälten. (Zeit-Online)

Um kurz vor 10 Uhr betrat Zschäpe ohne Hand- oder Fußfesseln den Saal A101 im Oberlandesgericht München (OLG). Sie trug eine weiße Bluse und einen schwarzen Blazer. Nur kurz war ihr Gesicht zu sehen, dann drehte sie der Presse den Rücken zu und unterhielt sich mit ihren Anwälten. Von den vier weiteren Angeklagten verbargen zwei ihr Gesicht mit Aktendeckeln und Kapuzen vor den Blicken der Anwesenden und den Fotografen. (Spiegel-Online)

In weißen Blusen

Die Hauptangeklagte Zschäpe war ohne Handschellen ins Gericht gebracht. Die 38-Jährige, in weißer Bluse und schwarzem Hosenanzug, drehte den Kameras den Rücken zu. (Tagesschau.de)

Zschäpe, mit schulterlangem dunklen Haar, trug einen schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse. Sie betrat den Saal mit verschränkten Armen und ernstem Gesicht. Mit dem Rücken zu den Fotografen wartete sie stehend mit ihren drei Anwälten auf den Verhandlungsstart. (heute.de)

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wird ohne Handschellen in den Gerichtssaal geführt und unterhält sich mit ihren Anwälten. Sie trägt einen schwarzen Anzug und eine weiße Bluse. Mit verschränkten Armen betritt sie den Saal und macht einen gefassten Eindruck, vermeidet jedoch den Blick in die Kameras. (Der Westen, „Liveticker“)

Mit weißer Bluse und dunklem Sakko betritt sie den Saal. Demonstrativ dreht die Nazi-Braut den Reportern den Rücken zu. Mit verschränkten Armen steht sie hinter der Anklagebank. (Bild.de, „Liveticker“)

Und plötzlich erscheint Beate Zschäpe. Sie schaut kurz auf die Fotografen, dann dreht sie ihnen demonstrativ den Rücken zu. Wie sie da steht, mit nachtblauem Sakko, weißer Bluse und schwarzer Jeans, vermuten ausländische Journalisten auf der Empore, sie sei gar nicht Zschäpe, sondern ein Mitglied ihres Verteidigerteams. (Tagesspiegel, „Liveblog“)

Beate Zschäpe (38) betrat um 9.56 Uhr im dunklen Hosenanzug mit schnellen Schritten den Verhandlungssaal A 101 des Strafjustizzentrums in München. Sie drehte sich kurz, dann wendete sie den Fotografen demonstrativ den Rücken zu, lehnte sich an eine Stuhllehne und verschränkte die Arme vor der Brust. (Bild.de, „Liveticker“)

Nicht nur die martialischen Sicherheitsvorkehrungen lösen bei vielen ein Gefühl der Beklemmung aus. Die Enge, die heiße, stickige Luft, die angespannte Atmosphäre – der Saal ist kein Ort, an dem man lange bleiben will. Doch der Andrang ist groß. Hunderte Journalisten aus aller Welt, dazu Dutzende Zuschauer, wollen den Prozess verfolgen. Nur wenige kommen rein. FOCUS ist dabei. (Focus.de)

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Besser: Man überlässt die Berichterstattung den Qualitätsmedien.

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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