Grüne und Wirtschaft: Weniger Autos, mehr Lastenräder

Als erste Partei debattieren die Berliner Grünen ein Konzept zum Wirtschaftsverkehr. 2018 soll das Thema ins Mobilitätsgesetz. Von der Wirtschaft gibt es Lob und Kritik.

Der Streetscooter von DHL ist umweltfreundlich Foto: reuters

Die Gemüsekiste aus Brodowin, der neue Fernseher von Amazon, und die Turbine von Rolls Royce muss, als Schwerlastverkehr, auch noch über die Straßen rollen. Über ein Drittel macht der Wirtschaftsverkehr auf Berliner Straßen aus. Zur Luftverpestung dürfte er noch mehr beitragen, denn viele Lieferwagen fahren mit Diesel. Das wollen die Grünen ändern.

Als erste Partei in der Haupstadt entwickeln die Berliner Grünen derzeit ein Konzept zum Wirtschaftsverkehr. Es soll im kommenden Jahr Teil des Mobilitätsgesetzes werden, dessen Entwurf die von den Grünen nominierte parteilose Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther Anfang August vorgestellt hat. Auf der grünen Fraktionsklausur im brandenburgischen Sommerfeld wurden die erste Eckpunkte des Wirtschaftsverkehrskonzepts vorgestellt. So soll die Verkehrswende, die die Grünen zugunsten des Fahrrads und des öffentlichen Nahverkehrs planen, auch den Berliner Betrieben zugute kommen, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Harald Moritz: „So wird der Wirtschaftsverkehr schneller durch die Stadt kommen.“

Für mehr Platz und bessere Luft soll ein ganzes Paket an Maßnahmen sorgen, von smarten Ladezonen, dem Einsatz von Lastenrädern auf dem so genannten „letzten Kilometer“ bis hin zu mehr Elektrofahrzeugen, wie sie zum Beispiel DHL mit dem so genannten „Street Scooter“ einsetzt.

Die Botschaft war klar: Die Grünen wollen weg vom Image der Klientelpartei und sich auch den Sorgen der Wirtschaft öffnen. Denn mit dem E-Commerce wird der Wirtschaftsverkehr in Berlin eher zu- als abnehmen. Vor allem für die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop ist das Verkehrsthema denn auch ein Wirtschaftsthema. Sie sprach sich in Sommerfeld dafür aus, dass der Investitionsstau auf den Berliner Straßen und Brücken aufgehoben wird.

Für soviel Aufmerksamkeit gegenüber der Wirtschaft gab es auch Lob. Der Chef der Berliner Handwerkskammer, Stefan Schwarz, begrüßte es, dass die Koalition den Wirtschaftsverkehr in ein Mobilitätskonzept einbinden wolle. Aus Sicht des Handwerks sei es wichtig, dass die Infrastruktur mit der wachsenden Stadt Schritt halte. Hier gebe es in etlichen Betrieben „Besorgnis und Fragen“.

Skeptischer äußerte sich nach der Klausur der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Berlin, Christian Amsinck. „Bei der Neuverteilung des Straßenraums kommt der Wirtschaftsverkehr nicht vor“, sagte Amsinck der Morgenpost. Sollte das Gesetz in seiner jetzigen Form beschlossen werden, gefährde das den Wachstumsprozess für Berlin.

Aber nicht nur dem Wirtschaftsverkehr haben sich die Grünen gewidmet, sondern auch der BVG. Bald nämlich soll der Erwerb für die ersten 30 Elektrobusse ausgeschrieben werden, kündigte Umweltsenatorin Günther an. Bislang fahren 1.400 Busse durch die Stadt – mit einem Dieselmotor.

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