Flucht übers Mittelmeer: Italienische Helfer bergen 18 Tote
Sie erstickten auf einem hölzernen Schiff, das sich auf den Weg nach Lampedusa gemacht hatte. Mehr als 600 Menschen waren am Bord.
ROM afp/dpa | Italienische Rettungskräfte haben am Samstag von einem völlig überladenen Flüchtlingsschiff vor der Insel Lampedusa 18 Tote geborgen. Ein weiterer Mann sei beim Transport auf die italienische Mittelmeerinsel gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Auf dem Schiff befanden sich mehr als 600 Menschen, die Opfer seien offenbar erstickt. In diesen Tagen überqueren tausende Flüchtlinge das Mittelmeer, um die sommerlichen Klimabedingungen zu nutzen.
Die mehr als 600 Flüchtlinge befanden sich auf einem hölzernen Schiff, das 25 Meter lang war. Vermutlich strömten giftige Gase aus. Die Einsatzkräfte wurden von einem dänischen Handelsschiff alarmiert, das knapp 150 Kilometer vor Lampedusa im Mittelmeer unterwegs war, wie Ansa berichtete. Zwei Flüchtlinge seien mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Palermo auf Sizilien gebracht worden.
Wegen des ruhigen Sommerwetters hatte die Zahl der Bootsflüchtlinge zuletzt erheblich zugenommen. Die italienische Marine greift nun nahezu täglich hunderte Migranten auf, die mit Schiffen über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen versuchen. Die Flüchtlinge stammen meist aus Eritrea, Somalia und Syrien, doch auch Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan und weiteren asiatischen und afrikanischen Ländern nehmen die gefährliche Überfahrt auf sich. Seit Jahresbeginn erreichten schätzungsweise 80.000 Flüchtlinge Italien.
Am Samstag traf ein Handelsschiff im sizilianischen Hafen Porto Empedocle ein, das am Donnerstag vor der libyschen Küste 61 Flüchtlinge in Seenot gerettet hatte. Ihr Boot sank während der Rettungsaktion, wobei bis zu 41 Menschen ums Leben kamen. Die Überlebenden stammten demnach aus Gambia, Ghana und Mali. Am Samstag traf auch ein Schiff der italienischen Kriegsmarine im Hafen von Salerno ein, das 2168 Migranten aus Ägypten, Eritrea, Ghana, Somalia und Syrien an Bord hatte.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) warnte am Wochenende, dass jüngst Hunderte Migranten auf dem Meer ums Leben gekommen sein könnten. So fehle etwa jede Spur von 240 Eritreern, die Ende Juni von Libyen aus in See gestochen seien, berichtete IOM unter Berufung auf Flüchtlinge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja