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Joachim Herrmanns rassistische AussageDas Recht zum Gegenschlag

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann durfte ein „wunderbares Inzuchtsprodukt“ genannt werden. Das befand das Amtsgericht Karlsruhe.

Der bayerische Innenminister im April in Kulmbach Foto: dpa

Berlin taz | Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte Roberto Blanco vergangenen Herbst in einer Talkshow als „wunderbaren Neger“ bezeichnet und dafür entsprechende Kritik geerntet. Blanco selbst reagierte gelassen.

Der 44-jährige Rechtsanwalt David Schneider-Addae-Mensah aus Karlsruhe schickte Herrmann nach dem Auftritt einen Protestbrief, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Unter dem Betreff „Ihre rassistische Gesinnung“ schrieb er: „Hallo, Herr Herrmann, Sie sind ein ganz wunderbares Inzuchtsprodukt! Mit freundlichen Grüßen.“

Daraufhin zeigte Herrmann den Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters wegen Beleidigung ein. Das Amtsgericht Karlsruhe lehnte allerdings den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft ab. Der Richter verwies auf das „Recht zum Gegenschlag“ als Reaktion auf ehrverletzende Angriffe, auf welche Betroffene „scharf und drastisch erwidern“ dürften.

„Inzuchtsprodukt“ ging aufgrund der Orientierung an Herrmanns Wortlaut als Meinungsäußerung durch. Die Bezeichnung „rassistische Gesinnung“ in der Betreffzeile wurde ebenfalls nicht als Beleidigung, sondern wohl als zutreffende Feststellung gewertet, wie die SZ schreibt. (acb)

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24 Kommentare

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  • 3G
    33641 (Profil gelöscht)

    Ich glaub's nicht: Ein deutscher Richter mit Verstand? Hoffentlich geht Hermann nicht in die nächste Instanz! Soviel Glück wird man wohl nicht noch mal haben.

  • Ah, also doch nicht ganz so jovial-entspannt, Herr Herrmann?

  • 2G
    2284 (Profil gelöscht)

    Ich bin mir sicher „Inzuchtprodukt“ spielt nur auf die majestätische Art von ihm an, schließlich war Inzucht früher in adeligen Familien weit verbreitet.

    • @2284 (Profil gelöscht):

      Als geistige Inzucht könnte man es verstehen.

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @2284 (Profil gelöscht):

      War als Antwort auf jens frisch Kommentar gedacht. Sorry falsch geklickt

  • Was Herr Herrmann wohl als Niederlage empfindet, wird Herrn Erdoğan wie ein Geschenk des Himmels vorkommen: Mal sehen, wann er das richterlich bestätigte „Recht zum Gegenschlag als Reaktion auf ehrverletzende Angriffe“ auch für sich in Anspruch nimmt und als Betroffener „scharf und drastisch erwidert“.

     

    Es sei denn, seine Berater können ihm das ausreden. Denn indem er mit gleicher Münze zurückzahlt („Ziegenf...“), begibt er sich auf das gleiche geistige Niveau!

  • Ob Herr Erdgn. von diesem Recht nun Gebrauch machen wird?

    • @Sapasapa:

      Kann er ja. Es wird nur niemanden ernsthaft stören.

  • Wunderbarer Neger= wunderbares Inzuchtprodukt. "Neger" von lat. "negro"

    =schwarz

    Neger ist demgemäß ein veraltetes Wort für Schwarzer. Dies mit dem Vorwurf von "Inzuchtprodukt" gleichzusetzen finde ich gelinde gesagt unanständig.

    • @Jens Frisch:

      Dann ist ja alles tutti...

       

      Unanständig ist es in der Tat, die passende Analogie wäre 'Arier' gewesen. Stammt beides aus dem gleichen strunzdämlichen 'Rassen'-kontext...

       

      Aber egal

       

      'negro' kommt mir eher spanisch vor...

    • @Jens Frisch:

      Inzuchtprodukt legt ja auch nur einen biologischen Sachverhalt dar.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Jens Frisch:

      "Neger ist demgemäß ein veraltetes Wort für Schwarzer."

      Wissen wir doch, aber dieses Wort ist aus einer Zeit überliefert, als Schwarze bei weißen Herren noch Sklaven waren und/oder als Untermenschen bezeichnet wurden.

      DAS ist es, @Jens Frisch!

      "Inzuchtprodukt" ist vielleicht unanständig, nicht aber der Gebrauch dieses Begriffs als Entgegnung auf eine vor TV-Massenpublikum gemachte rassistische Politikeräußerung.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Jens Frisch:

      "Wichser/Wixer" - "...kommt von Wachs und wachsen und bezeichnete früher die Handbewegung des Einwachsens, des Putzens von Boden, Schuhen oder anderen Gegenständen..."

       

      Die Zeiten ändern sich. Da muss man auch als Bayern mithalten.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        "Wachs"?

        Falscher Wortstamm, richtig ist "Wichse", Schuhwichse, einwichsen, ...

         

        Gewachst werden Böden, Möbel, ...

    • @Jens Frisch:

      „Neger ist demgemäß ein veraltetes Wort für Schwarzer“ – war ja klar, dass das kommt …

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Da schaust!

    ja jetzt ganz schön blöd aus der Wäsche, Herr Herr Mann.

    Hast wohl nicht damit gerechnet.

  • Wunderbar;!¡)

    • @Lowandorder:

      Da strahlt die Leberwurst über sämtliche Zipfel!

       

      Die Beleidigung ist ein sogenanntes Ehren-Delikt. Für meinen Geschmack ist sie damit etwas aus der Zeit gefallen. Schließlich gilt die sogenannte Menschenwürde seit Jahrzehnten offiziell als unantastbar. Wenn alle Menschen unabhängig von allen ihren Unterschieden wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert haben, brauchen sie sich eigentlich auch nicht darüber streiten, wer wem gegenüber und in welcher Form genau Ehrerbietung zu erweisen hat.

       

      Aber klar, ich weiß schon: Das Konzept der Ehre ist ganz und gar unverzichtbar, wo das Kollektiv die Macht legitimieren muss. "Durch Missachtung seines Kollektivs wird", weiß sogar Wikipedia, nämlich "der Einzelne, durch Missachtung des Einzelnen wird sein Kollektiv gedemütigt". Die Demütigung aber gilt von jeher als ultimative Rechtfertigung für jede Art von Gewalt. In unseren Breiten besonders gern für die, die man ausüben lässt.

       

      In manchen Gesellschaften, auch das weiß Wikipedia, wurde und wird die 'Verletzte Ehre' eines familiären, ethnischen oder religiösen Kollektivs über das Wertesystem des Individualismus gestellt. Unter offener Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien (Gewaltmonopol des Staates) wird sie anschließend "auf gewaltsame Weise 'wiederhergestellt' (Rache, Duell, Ehrenmord). In Deutschland sind zumindest Anwälte zivilisierter. Sie ehrenmorden nur verbal zurück und lassen sich dann von Kollegen freisprechen.

       

      Allerdings: Der Versuch einer Beleidigung ist nicht strafbar. Hätte der ansonsten gewiss ganz reizende, in dem Fall allerdings eher reizbare Anwalt David Schneider-Addae-Mensah aus Karlsruhe nicht beschlossen, mit dem eher gelassenen Roberto Blanco, den er persönlich vielleicht gar nicht kennt, eine Beleidigungsgemeinschaft zu gründen, zu deren Führer er sich umstandslos selbst aufgeschwungen hat, wäre seine Rache völlig unnötig gewesen. Wer hätte dann von ihm gehört?

      • @mowgli:

        Der mächtige Mann mit dem rassistisch-moralischen Stand der 50er-Jahre hat alle Dunkelhäutigen Menschen beleidigt, die nicht der Wunderbarität des Roberto Blanco entsprechen, indem er letzteren als Beispiel für die Ausnahme angeführt hat, dass es auch wunderbare gebe. Insgesamt ist die Idee der Beleidigung tatsächlich etwas schräg, aber deine Kritik würde ich eher teilen, wenn es um "Pupsnase" oder "Ziegenficker" oder so etwas geht (wobei mir die Zoophilenvereinigung vielleicht jetzt verdeckten Speziezismus vorwerfen könnte). In einer Gesellschaft, der klar ist, dass die Hautfarbe zu täglicher Schikane und Gewalt führen kann, sind Äußerungen wie die des Herrn Herrmann, der eben auch noch Politikerhihihihikotz ist, einfach nicht hinzunehmen. Hier muss zurückgeschlagen werden, weil der Mann - abgesehen von dem stumpfsinnigen Machtroboter, der er ist - ganz klar Rassist ist und mit seinem debilen öffentlich-rechtlichen Grinsen mal kurz so viel Porzellan zerbricht, wie es der Nazi nur mit Gebrüll schafft. Nur dass Liebende aus derselben Familie sowie Opfer daraus resultierender genetischer Defekte damit wiederum diskriminiert werden, gefällt mir nicht. Also doch lieber "Pupsnase"?

      • @mowgli:

        Leberwurst¿ -

        Nö - da lacht der Kleingärtner;()

        Das übrige gehört offensichtlich nich -

        öh zu mir;))

      • 8G
        8545 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        Schönen guten Tag.

        "... zu deren Führer er sich umstandslos selbst aufgeschwungen hat, wäre seine Rache völlig unnötig gewesen. Wer hätte dann von ihm gehört?"

        Er hat das nicht öffentlich gemacht, er hat nur einen Brief geschrieben.

         

        Und mit solchen Erfahrungen, wäre Deine eigene Leberwurstigkeit auch ausgeprägter, oder?

        SZ:"...Auch Schneider-Addae-Mensah wurde angehalten und gefragt, ob er schon mal etwas mit der Polizei zu tun gehabt habe. Der Anwalt antwortete: "Ja, ich singe im Polizeichor und kenne den Polizeipräsidenten", was tatsächlich stimmte damals. Daraufhin wurden ihm Handschellen angelegt."

         

        Ansonsten bin ich voll bei Dir. Wer Ehre verteidigt, glaubt auch an Helden...

         

        Sonnige Grüße

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        Mit dem "wunderbaren Neger" Blanco hat Herrmann einen Ausnahme-Schwarzen gemeint, der auch noch in der Lage ist, der Deutschen liebstes, nämlich flaches, Liedgut so darzubringen, dass es dem kältesten Rassisten warm ums Herz werden kann.

        Blanco ist oktoberfestkompatibel. Das reicht, um als Bio-Schwarzer als weiß durchzugehen, vor allem in Bayern.

        • @571 (Profil gelöscht):

          Nur weil Sie gerne Schlager hören muss das doch nicht der Deutschen liebstes Liedgut sein!?!?

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Trango:

            Der war gut!

            Musste kurz und heftig auflachen.