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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Schöne Weihnachtsferien, Ulrich Hoeneß muss Bulgare werden, Schumacher soll unverfilmbar bleiben und ein Tor kostet 1,6 Millionen.

„Ich wünsche Schumacher, dass er unverfilmbar bleibt.“ Bild: ap

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Absolut nichts, muss Sie enttäuschen. Sehr schöne Weihnachtsferien.

Und was wird besser in dieser?

Merkel legt mit Wollust wichtige Termine auf Mittwoch Nachmittag (Sigi Gabriel in der Kita).

Die CSU warnt vor betrügerischen Armutsflüchtlingen aus Bulgarien und Rumänien. Was könnte helfen?

Die bulgarische Staatsangehörigkeit für Uli Hoeness. Das Thema ist eine Coverversion der Gehässigkeiten von AfD-Führer Lucke gegen Sinti und Roma im Wahlkampf – im bevorstehenden zur Europawahl auch. Die Unionsrechten sind nicht mehr die einzigen Kragenhooligans, und wer mag, kann der FDP nachtrauern. Ihre obdachlosen Wähler werden entscheiden, wie stark die AfD wird – und wie doof die CSU.

Der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla macht Karriere im Vorstand der Deutschen Bahn. Ist das okay?

Die Begründung ist sexy: Ein Staatsunternehmen braucht einen Extra-Vorstand für Kontakte zum – Staat. Das ist wie ein Paartherapeut, der nach der dritten Sitzung auf die Besucherritze möchte. Pofallas Qualifikation aus der NSA-Affäre („Bahnfahren unter Freunden – das geht gar nicht“) garantiert der Bahn einen großen peinlichen Verlobten, der für die nächsten Untersuchungsausschüsse gesetzt ist. Eine 18monatige Karenzzeit wäre hier also auch im Interesse des neuen Arbeitgebers. Das allerdings wird ein teurer Spaß, denn dann müsste man alle ausscheidenden Politiker anderthalb Jahre versorgen – auch am Arbeitsmarkt Unvermittelbare (sog. FDP-Leute).

Und im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Wulff soll es noch im Januar ein Urteil geben. Wie wird es ausgehen? War die Ganzkörpermassage vielleicht doch nur ein Geschenk unter Freunden?

70 Euro und Frau Wulff bestreitet es. Och Leute...das ist so kleines Karo, da wird es doch recht zynisch: Man puhlt jeden Unsinn heraus und wirft Wulffs dann vor, eben deswegen seien sie unwürdig und ihre mediale Vernichtung verdient. Das heißt – Wulff wäre ein prima Bundespräsident für ein Land mit moralischen Medien? Bin nicht sicher, ob seine Gegner das herausfinden wollten.

US-Außenminister Kerry ist mal wieder im Nahen Osten, um zwischen Israelis und Palästinensern zu vermitteln. Ist das sinnlos, solange Israel weiter Siedlungen baut?

Obama hat beim Deal mit Iran und den Verhandlungen zu Syrien Russland einbezogen und Israel düpiert. Paradox, doch: das macht die USA wieder handlungsfähig dort.

Jahrelang fährt Michael Schuhmacher Ferrari ohne dass ihm etwas Schlimmes passiert. Dann geht er zum Skifahren und liegt im Koma. Absurd?

Hollywood-Verfilmungen von legendären Persönlichkeiten leiden oft darunter, dass die dann eher in Frieden und Spießigkeit alt werden. Ich wünsche Schumacher, dass er unverfilmbar bleibt.

Julian Assange rief die Hacker beim CCC Kongress dazu auf, die CIA zu infiltrieren. Hat der Cyberwar endgültig begonnen?

Chelsea Manning war ein Zufallstreffer als Wikileaks-Quelle offenbar, ein labiler Mensch. Edward Snowden hingegen beneidenswert klar in seiner Moral. Assanges Ansage ist schön fies, denn – wo wenn nicht in Hackerkreisen sollten sich Geheimdienste Expertise zukaufen? CCC-Leute wurden durchaus schon verdächtigt, Datenlecks nur aufzudecken um betroffenen Unternehmen anschließend bessere Software verkaufen zu können.

Der Erste Weltkrieg jährt sich zum 100., der Zweite zum 75. und der Mauerfall zum 25. Mal. Sind das gute oder schlechte Omen für 2014?

Sehr gut, Gauck wird seinen vollen Pfaffenrhetorikköcher leerfeuern und anderweitig kaum Schaden anrichten können. Seltsam zu erleben, wie der Erste Weltkrieg von Opas sehr konkreten Kriegstraumata sich ins Folkloristische niedermendelt. Anders als etwa...

...die Ermittlungen gegen Jonathan Meese wurden eingestellt, weil die von ihm verwendete Nazi-Symbolik von der Kunstfreiheit gedeckt sei. Darf man über Nazis lachen?

Ich kan über Meese lachen und hoffen, dass er kein Nazi ist, sondern halt einer von denen die beim Hobby Tabubruch nicht so richtig viel Fantasie mitbringen.

Und was machen die Borussen?

Im Sommer schlug der BVB eine 25 Millionen-Offerte für Robert Lewandowski aus. Nun geht er ablösefrei zu Bayern. In der Zwischenzeit schoss er 16 Tore für Dortmund, macht 1,56 Mio Euro pro Tor. FRAGEN: FAY, MAHA

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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4 Kommentare

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  • "`wo wenn nicht in Hackerkreisen sollten sich Geheimdienste Expertise zukaufen? ""' - so schön diese aufdeckung

    der duchspiztzleung der hackerszene, nicht nur als rekrutieungsfeld, ist, vergisst sie doch, dass rekrutierung und durchsitzelung an universitäten, forschungseinrichtngen und in den betieben auf allen hierarstufen auch zu erwarten sind, schon immer, sozusagen.

  • R
    Ridicule

    Hä?

     

    "… In der Zwischenzeit schoss er 16 Tore für Dortmund, macht 1,56 Mio Euro pro Tor."

     

    Ok - Küppi kann Mengenlehre:

    vier Klappen mit drei Fliegen;-))

  • J
    joHnny

    "in dubio p®ofalla"

     

    werter f. küppersbusch,

     

    und jetzt ein freispruch für den steuerflüchtling uli hoeneß, dem wahren sozialschmarotzer im doppelpass mit rolex-kalle und amigo seehofer mit z.b. dem kostenfaktor "betreuungsgeld"!

     

    mfg

  • Wurde die Frage "Darf man über Nazis lachen?" nicht schon mehrmals auf der großen Leinwand durch die Werke von Herren wie Charles Chaplin, Ernst Lubitsch, Mel Brooks, Timo Vuorensola und Quentin Tarantino in großen Bildern mit "Ja" beantwortet? Spätestens seitdem Helge Schneider als "Mein Führer" oder Olli Dittrich als Joseph Goebbels in Filmen zu sehen waren (letzterer sollte übrigens ernsthaft spielen, aber trotzdem sah ich auch bei seinem Auftritt in Jo Baiers "Stauffenberg" immer Dittsches Bademantel über seinen Schultern).

     

    Ich finde, wir müssen sogar über Nazis lachen... die Absurdität dessen, was diese Menschen (um den Begriff mal ganz weit zu fassen) als ihr "Denken" oder gar "Gedankengut" bezeichnen, sollte über das entwaffnende Mittel des Lachens auch als etwas Lächerliches identifiziert werden. Die Taten, die aus deren Art des Denkens heraus verübt wurden und werden sind selbstverständlich alles andere als lächerlich oder lustig. Und die Täter sind oftmals alles andere als komische Figuren. Aber dennoch: den Galionsfiguren von damals wie heute ist es zu wünschen, dass ihnen viel und oft ins Gesicht gelacht wird, damit möglichst viele Menschen hören, dass hier nicht vor den braunen Schreckgespenstern gezittert, sondern ihnen auf verdiente Art und Weise begegnet wird.