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Demo in Berlin25.000 gegen Agrarindustrie

„Wir haben es satt“ – unter diesem Motto demonstrierten am Samstag Zehntausende. Sie wollen am schönen Schein der „Grünen Woche“ kratzen.

Eine Freude für Taxidermisten – Hühnerattrappen auf der Großdemo in Berlin Bild: dapd

BERLIN dpa | Unter dem Motto „Wir haben es satt“ haben am Samstag Tausende Menschen in Berlin für eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft demonstriert. Anlässlich der Grünen Woche marschierten nach Angaben der Organisatoren rund 25 000 Demonstranten vor das Bundeskanzleramt.

Ihr Protest richtete sich unter anderem gegen Massentierhaltung, Pestizid-Einsatz auf den Feldern und einen wachsenden Preisdruck auf Kleinbauern.

Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, forderte neue Weichenstellungen in der Agrarpolitik. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Kanzleramt mahnte Weiger, auf der Grünen Woche – der weltgrößten Landwirtschaftsmesse in Berlin – dürfe man sich nicht blenden lassen. „Hinter dem schönen Schein der Messestände verbirgt sich millionenfaches Tierleid.“

Neben Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützern waren auch zahlreiche Landwirte zu der Demonstration gekommen. Einige von ihnen fuhren bereits am Vormittag mit rund 70 Traktoren durch die Hauptstadt.

Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter beklagte, der Weg der wirtschaftlichen Liberalisierung führe zur Vernichtung bäuerlicher Betriebe. Kirchliche Hilfswerke kritisierten zudem die Auswirkungen der EU-Politik auf Entwicklungsländer. Klaus Seitz, Leiter der Politikabteilung von „Brot für die Welt“, erklärte: „Die heutige Agrarpolitik Europas bedroht die Existenz vieler Bauernfamilien in den armen Ländern.“

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11 Kommentare

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  • TL
    Tim Leuther

    Gleichzeitig gegen die bösen Banken sein die mit Nahrungsmittelspekulation wettern, aber dann eine Tierzucht befürworten die für Tierrechte Futter verschwendet, wegen langsamerer Mast. Das ist pervers.

     

    So lange ein Mensch hungert hat jedes Vieh so schnell gemästet zu werden wie irgend technisch möglich. Menschenrechte vor Tierrechten! Der Mensch ist wichtiger, IMMER!

     

    Antispeziesten sind IMMER auch Antihumanisten

  • K
    Katze!

    Schade das die taz die Förderungen nicht näher erläutrert hat. So konnte durch den Artikel der Eidruck entstehen das hier einfach mal Demo gemacht worden ist- wie schade!

    "Die Bilanz d. Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte ist düster: In immer mehr Tierfabriken wird der Tierschutz verletzt +gefährliche Antibiotikaresistenzen entstehen. Bauernhöfe sterben +Landschaften „vermaisen“. Mehr Pestizide lassen weltweit die Bienen sterben und d. Artenvielfalt nimmt rapide ab. D. Spekulation mit Lebensmitteln und Land verschärft d. Hunger in der Welt. Dafür landet immer mehr Getreide im Tank statt auf dem Teller. Es ist Zeit für eine Wende"

  • Z
    Zypresse6543

    Herzl. Glückwunsch an alle MitarbeiterInnen d. „wir haben es satt“ Kampagne!

     

    Mit Biologischen Landbau wird d. Hunger bekämpft! Natürlich nur dann, wenn nicht 70% d. produzierten Lebensmittel auf d. Müll landen.

     

    Folgendes sollte auch f. Bundestagswahl Thema sein:

     

    FDP/CDU bekämpfen zukunftsfähige Energieversorgung! Immer weniger Unternehmen zahlen d. EEG-Umlage. Im Jahr 2012 waren 734 Unternehmen befreit, 2013 sollen es laut Spiegel bereits 1550 sein. Dies erhöht die Stromkosten f. Privatkunden bis zu 4 mill. Euro. Sozial Schwache subventionieren so Konzerne wie Exxon Mobil, die Deutsche Bahn o. den Braunkohlebergbau d. Vattenfall. Planlose Energiepolitik d. CDU/FDP Bundesregierung: Nicht hohe Strompreise sind ein Problem in BRD, sondern unsozialer Industrielobbyismus +völlig planlose Energiepolitik.

     

    Diese wird untermauert v. einer polemischen Hetzkampagne gegen Erneuerbare Energien, d. auf einem Lügengebilde falscher Behauptungen aufgebaut ist. Vergleiche: http://umweltinstitut.org/energie--klima/allgemeines-energie--klima/infokampagne-zur-strompreisluge-1044.html

     

    Das produzieren v. Atommüll durch Atomkraft, muss Augenblicklich gestoppt werden. 1 absaufendes Endlager reicht - oder? Auch d. Schacht Konrad, sog. Endlager, ist ungeeignet, weil er jetzt schon doppelt so nass wie ASSE2, in den täglichen Wasserzulauf ist! CDU/FDP sagen, der Schacht Konrad wird 2019 als sog. Endlager eröffnet, da kann man politisch nichts mehr machen! Gorleben ist m. Erdgasblasen durchsetzt +soll nachträglicch stabilisiert werden (was bei e. bröckelnden Salzbergwerk schon an Wahnwitz grenzt). Warum will d. CDU/FDP noch länger an ein gescheitertes Konzept festhalten? Politiker sollen wieder für Bürger agieren +nicht für d. Gewinnmaximierung einiger Aktionäre + Firmen Vorstände d. Atomindustrie!

     

    Denn sonst haben wir hier auch noch e. weiteres Umwelt zerstörendes Thema, Fracking in BRD weiterhin am Laufen. Das wollen die Politiker v. CDU/FDP auch weiter machen! Weiterführende Infos zu diesen aktuellen Thema f. Nds., auf: "Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land" www.ak-fracking.de

     

    Es geht um Hektoliter sog. Lagerstätten Wasser, d. mit Herbiziden, Pestiziden +Karzinogenen Stoffen versetzt ist + einfach in d. Boden verpresst wird! http://braunschweig-online.com/bibs-forum/48-artikel-der-startseite/7071-fracking-auch-noch-gefaehrliche-gasgewinnung-in-braunschweiger-region.html?limit=6&start=90#8240

     

    Auch hier will d. CDU/ FDP kein sichere Lagerung vorschreiben, sondern wie b. Atomkraft: „ Fliegen ohne Landebahn“, weiterhin durchführen. www.ak-fracking.de/wiki/Pressespiegel

     

    Trinkwasser +andere Allgemeingüter in Bürgerhand, sollen n. Willen v. CDU/FDP weiter Privatisiert werden. Sog. PPProjekte, sollen vorangetrieben werden: http://braunschweig-online.com/bibs-forum/12-ankuendigungen-und-hinweise/8046-wasser-ist-ein-oeffentliches-gut.html#8411

  • L
    Lulu

    70 Traktoren? Das ist weniger als bei einem Dorffest auftauchen.

     

    War bei den Berufsdemonstranten denn wenigstens auch Ströbele mit dabei?

  • T
    Thy

    Dieser Blödsinn macht mich echt wütend. Schade, dass die taz sich dafür hergegeben hat (Medienpartner).

     

    Das geht einfach voll am Problem vorbei. Mit solchen Forderungen kommt man nicht weit, bzw. mit der Umsetzung der Forderungen. Wieso guckt man sich nicht an, warum diese Probleme existieren? Warum beschäftigt man sich nicht erst mal mit dem Problem?

     

    Nichts wird hinterfragt, stattdessen glauben die Leute, mit "Reformen" den Welthunger besiegen zu können. Es hungern doch nicht eine Milliarde Menschen, weil auf einem Flecklein auf der Erde zwischen Oder und Rhein zu wenig Leute bio-öko-demeter kaufen!

     

    Lesenswert zu diesem Thema ist das hier: http://zapperlott.blogger.de/stories/1772153/.

     

    25.000 Menschen, die sich die Welt zu einfach erklären.

  • D
    DuszOle

    Ich finde es überaus unreif und dermaßen traurig wie kleinkariert manche Menschen mit dem Thema der massigen Produktion von Lebensmitteln und dem damit verbundenen Leid für Mensch und Tier umgehen. Ein eigentlich freier und doch gut entwickelter Staat wie Deutschland sollte mitlerweile soweit aufgeklärt sein, dass jeder begriffen haben sollte, wie grausam diese Agrarindustrie mitlerweile ist. Das Prinzip "Wer Macht hat trägt auch die Verantwortung" ist in der heutigen Zeit nicht weniger wahr. Deutschland muss mit seiner wirtschaftlichen Macht erwachsener umgehen.

  • P
    Pete

    "70 Traktoren durch die Hauptstadt." berichtet die TAZ. Diese Kuhbauern sollen ihre Felder bestellen und nicht den Verkehr unnötig verstopfen. Was den Spritverbrauch der tausenden wartenden Autos in der Großstadt unnötig in die Höhe treibt und kontraproduktiv ist, das verstehen diese Landeier gar nicht.

  • D
    D.J. (Ergänzung)

    Sorry, hatte Zitat vergessen, auf das sich der Kommentar bezog:

     

    "beklagte, der Weg der wirtschaftlichen Liberalisierung führe zur Vernichtung bäuerlicher Betriebe."

  • D
    D.J.

    So what? Vor der Industrialisierung waren in D 90% der Menschen hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig, heute sind es noch 2%. Warum sollte der Abwärtstrend stoppen? Er scheint nicht aufzuhalten zu sein. Gibt es ein Interesse am Erhalt kleinbäuerlicher Betriebe als Kulturgüter, was ich verstehe, muss das diskutiert und irgendwie in transparenter Weise steuerfinanziert werden. De-Liberalisierung schafft mehr Probleme als gelöst werden. Und im Weltmaßstab längerfristig mehr Hunger statt weniger.

  • S
    Synoptiker

    Wie in anderen Lebensbereichen, hat auch hier die Liberalisierung und Privatisierung zur Vernichtung von lebensnahen Strukturen geführt. Die moderne Landwirtschaft hat nicht nur die kleinen und mittleren Bauern vertrieben, sie hat auch durch die Agrar-Subventionierung durch Berlin und Brüssel zu millionenfachen unnötigen Tierquälereien und Tiermorden geführt. Weil uns das ganze Produktions- (Massentier-Quälhaltung) und Vertriebssystem (Tier-Quältransport auf der Straße) zu unnötigem, ja krankhaften Mehrverzehr von Fleisch-, Milch- und Ei- Produkten nötigt. Die Menschen waren noch nie in ihrem Ernährungsverhalten unfreier als heute.

    Auch deshalb ist dieser Beitrag so wichtig!

  • DK
    Daniel Kruse

    Für den Tierschutz und gegen die Ausbeutung von Milchkühen in der EU wurden auf der Demo heute auch "Kuh-Campaigner" gesichtet... http://t.co/BH74g33g