piwik no script img

Bürgerkrieg im SüdsudanHoffnung auf Verhandlungen

Die Regierungsarmee hat trotz Unterstützung aus Uganda eine wichtige Stadt verloren. Nun versammeln sich die Kriegsparteien zu Gesprächen.

Der südsudanesische Rebellenführer und ehemalige Vizepräsident: Riek Machar. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Kriegsparteien im Südsudan wollen verhandeln – aber sie beenden deswegen ihre Kämpfe nicht unbedingt. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba sammelten sich am Mittwoch Delegationen der südsudanesischen Regierung von Präsident Salva Kiir sowie des südsudanesischen Rebellenführers und ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar zu Gesprächen, um ein Ende des zwei Wochen alten Bürgerkrieges einzuläuten. Nur kurz zuvor hatten die Rebellen die Provinzhauptstadt Bor zurückerobert, die sie zu Weihnachten an die Regierungsarmee verloren hatten.

Kiir hatte vorab seine Forderung fallengelassen, wonach es Gespräche mit Riek Machar erst nach einer Einstellung der Kampfhandlungen geben könnte. Machar wiederum hatte darauf verzichtet, seine Verhandlungsdelegation mit im Südsudan inhaftierten Politikern zu besetzen, die gar nicht zu den Gesprächen reisen könnten.

Beide Parteien können somit im Südsudan auf ihre Weise weitermachen: die Rebellen mit militärischen Geländegewinnen, die Regierung mit politischer Repression. Zugleich wahren sie durch ihre Verhandlungsbereitschaft die Form.

Ein afrikanischer Gipfel in Kenias Hauptstadt Nairobi hatte am Freitag den Kriegsparteien eine 4-Tages-Frist gesetzt, die am 31. Dezember auslief, um in Gespräche einzuwilligen. Am 30. Dezember hatte der Sicherheitsrat der Afrikanischen Union (AU) beide Kriegsparteien zur „sofortigen und bedingungslosen“ Einstellung der Kämpfe aufgefordert.

Schon mehrere tausend Tote

Die Kämpfe im Südsudan hatten eine Woche vor Weihnachten begonnen, als nach einem Streit an der Spitze der südsudanesischen Regierungspartei SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) Präsident Salva Kiir begonnen hatte, parteiinterne Gegner im Umfeld Riek Machars zu verhaften und Soldaten aus Machars Volksgruppe der Nuer zu entwaffnen sowie Nuer-Zivilisten zu töten. Nuer-Armeeeinheiten in anderen Landesteilen, an erster Stelle in der Stadt Bor, waren daraufhin in den Aufstand getreten und hatten ihrerseits begonnen, Angehörige von Präsident Kiirs Volksgruppe der Dinka zu töten.

Die Kämpfe und Massaker mit mutmaßlich mehreren tausend Toten hatten um Weihnachten zu Massenevakuierungen westlicher und afrikanischer Ausländer geführt, während die Regierungsarmee begann, die von Meuterern gehaltenen Städte zurück unter ihre Kontrolle zu bringen.

Mit der Rückeroberung Bors am 30. Dezember haben die Machar-treuen Meuterer nun aber das Blatt gewendet. Bor liegt nur wenige Stunden von Südsudans Hauptstadt Juba entfernt. Die Furcht geht nun um, Nuer-Kämpfer könnten sich unter ihrem alten Bürgerkriegsnamen „Weiße Armee“ zum Marsch auf Juba sammeln und dabei Dinka massakrieren.

Uganda mischt sich ein

Nuer-Politiker wiederum verweisen darauf, dass Südsudans Regierung Militärhilfe aus Uganda erhält, das Soldaten und Kampfjets entsandt hat, um gegen die Nuer-Rebellen vorzugehen, angeblich auch mit Luftangriffen. Ugandas Präsident Yowerti Museveni reiste am Montag nach Juba und erklärte nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Salva Kiir, er werde Riek Machar angreifen, solle der nicht die Waffen strecken.

Ein Nuer-Sprecher im Exil rief daraufhin Russland, China, Iran, Äthiopien sowie die versprengte ugandische Rebellenarmee LRA (Widerstandsarmee des Herrn) dazu auf, gegen Uganda zu kämpfen.

Die Rückeroberung Bors durch die Rebellen verlief offensichtlich weitgehend unblutig. Die Regierungsarmee sagte, sie habe sich zurückgezogen. Die UN-Mission im Südsudan (Unmiss) erklärte, ihre Basis sei nicht betroffen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!