Australische Spione bespitzeln US-Anwälte: Im Geheimauftrag der NSA
Mit Hilfe des australischen Geheimdienstes ließ die NSA die Gespräche eines US-Anwaltsbüros überwachen. Die NSA reichte die Ergebnisse an „einen Kunden“ weiter.
WASHINGTON dpa | Der australische Geheimdienst hat in Absprache mit der verbündeten US-Spionagebehörde NSA eine amerikanische Anwaltskanzlei bespitzelt. Das geht nach einem Bericht der New York Time vom Sonntag aus einem geheimen Dokument im Besitz des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden hervor. Demnach vertrat die Firma zum damaligen Zeitpunkt das Land Indonesien in einem Handelsstreit mit den USA.
Bei dem Dokument aus dem Jahr 2013 handelt es sich der Zeitung zufolge um ein monatliches Bulletin aus einem Verbindungsbüro der NSA in Canberra. Demnach informierte das Australian Signals Directorate – das australische Gegenstück zur NSA – die US-Behörde über seine Spähaktion und bot an, die gewonnenen Informationen an sie weiterzugeben.
Australische Geheimdienstvertreter hätten ihren US-Kollegen in Canberra mitgeteilt, dass diese Informationen auch aus Kommunikationen zwischen den Anwälten und deren Klienten gewonnen werden könnten – Gesprächen also, deren Vertraulichkeit in der Regel rechtlich geschützt ist.
Vorgaben aus den USA
Die NSA-Vertreter in Australien hätten sich dann an das Büro des leitenden Rechtsvertreters der US-Geheimdienstbehörde gewandt und um Leitlinien für die Spionageaktion gebeten. Den Angaben zufolge gab das Büro „klare Anleitungen“.
Die australische Behörde sei „in der Lage gewesen, die Gespräche (im Handelsdisput) weiter zu überwachen“, und für „interessierte US-Kunden“ habe es „höchst nützliche Informationen“ gegeben.
Die NSA lehnte der New York Times zufolge eine Stellungnahme zu der angeblichen Abhöraktion ab, so auch eine Antwort auf die Frage, ob gesammelte Informationen an US-Unterhändler im Handelsdisput weitergegeben wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen